Zet Zillions

   Von Miggi

Titelbild zu Zet Zillions von OTA IMON Studios und Raw Fury

Ich liebe ja Roguelikes und Roguelites sehr. Seit ich das erste Mal The Binding of Isaac gespielt habe, hat mich das Genre komplett für sich gewonnen und immer wieder gebe ich neuen Ablegern im Genre die Chance mich zu überzeugen. Da kommt dann aber auch schon das erste Problem mit ins Spiel: weil Isaac einfach mit das Beste ist, was das Genre zu bieten hat, konnten mich selbst Fan-Lieblinge wie Hades oder Heroes of Hammerwatch einfach nicht überzeugen und ich war sehr schnell davon gelangweilt. Mittlerweile ist das Genre aber gleichzeitig so divers und vielfältig, dass es zum Glück auch immer wieder gern gesehene Ausnahmen gibt, wie Returnal, World of Horror oder Slay the Spire. Und vor allem bei letzterem hat man schon gesehen, dass das Genre mit Karten eigentlich sehr gut zusammenpasst. Das hat sich auch das brasilianische Indie-Kollektiv von OTA IMON Studios gedacht und mit Zet Zillions einen neuen Roguelike Deck-Builder ins Genre-Deck gemischt.

Zet Zillions, das sich betont als storybasiertes Roguelike präsentiert, spielt in der Zukunft des Wolfstride-Universums, dem letzten Titel von OTA IMON Studios, im Jahr 2476. Die Menschheit hat sich unter einer Flagge vereint und ihre Reise ins Weltall angetreten.  Da sie dort auf eine Vielzahl "feindlicher" Lebewesen getroffen ist liegt es nun an euch und dem Starborn Vanguard das Überleben der Menschheit zu sichern. Zet Zillions stellt euch dabei als Kommandant an die Seite von Foam Gun und ihrem mächtigen Planetenschiff. Ihr steuert die Baby Violence durch verschiedene Weltraumkarten und hofft auf diesem Weg eine neue Heimat für die Menschheit zu finden. Dabei werdet ihr stets von Thanatos, einem riesigen Monster verfolgt. Es liegt also an euch und euren Karten Planeten zu erobern, Aliens zu besiegen und Thanatos zu entkommen.

Ein Planet wird erobert in Zet Zillions von OTA IMON Studios und Raw Fury
Auch im echten Leben einer meiner Lieblingsmoves.

Um die verschiedenen Events im Spiel zu starten und die Story voranzutreiben, bewegt ihr euch dabei erst einmal auf einer übersichtlichen Weltraum-Karte. Auf dieser habt ihr stets die Möglichkeit eines von mehreren Zielen auszuwählen und mit der Baby Violence dorthin zu fliegen. Je nachdem welches Ziel ihr wählt startet entweder ein Kampf gegen Aliens, einen Planeten oder ihr habt die Möglichkeit neue Karten zu erhalten, eure vorhandenen Karten zu befördern, auszutauschen oder mit nützlichen Perks zu ergänzen. Bevor ihr startet erhaltet ihr außerdem jeweils eine Nebenmission, die euch nützliche Belohnungen einbringt, solltet ihr sie erfüllen. Das könnt ihr entweder schaffen, indem ihr einen bestimmten Planeten besiedelt, mehrere Kämpfe übersteht ohne Schaden zu nehmen oder einen spezifischen Gegner erledigt. Pro Map könnt ihr dabei, wenn ihr es klug anstellt, auch mehrere Quests abschließen, was euch am Ende beim Boss natürlich zugute kommt.

 

Kämpfe laufen in Zet Zillions mit eurem Kartendeck ab. Ihr habt eine bestimmte Anzahl an Energie, die ihr nutzen könnt, um Karten auszuspielen. Diese lassen sich in 4 Kategorien einteilen: Angriff, Besiedeln, Defensive und Buffs für euch bzw. negative Effekten für eure Gegner. Ein weiteres Tool, das euch das Spiel an die Hand gibt, sind Kombinationen. Kreuzt ihr etwa eine eurer menschlichen Einheiten, die sonst zum Besiedeln verbraucht werden, mit Metallmüll, der sonst für eure Defensive eingesetzt werden kann, wird daraus eine Bombe, die ihr auf eure Gegner feuern könnt, um Schaden anzurichten. Um euch das Vorausplanen einfacher zu machen, werden euch die Aktionen eurer Gegner in den rundenbasierten stets angezeigt. Seht ihr z.B. euren Gegner eine Attacke mit 7 Schaden vorbereiten, macht es Sinn, sich erstmal um die eigene Verteidigung zu kümmern, um den Angriff entsprechend abzublocken.

Ein Kampf gegen einen Stern Bossgegner in Zet Zillions von OTA IMON Studios und Raw Fury
Wer bringt denn bitte Äxte zu einem Meatball-Kampf im Weltraum?

Eure Gegner bzw. auch die Planeten haben dabei allerdings nicht nur eigene Moves, sondern natürlich auch eine Gesundheits-Leiste und sogar die Möglichkeit sich selbst mit Rüstung zu schützen. Diese muss von euch erst einmal entfernt werden, bevor ihr selbst Schaden machen oder euer Gegenüber besiedeln könnt. Das ist dabei nicht nur bei Planeten nützlich, um Missionen abzuschließen, sondern auch bei normalen Gegnern sehr praktisch. Habt ihr diese erst einmal voll mit Menschen, werden sie gestunned und können in der nächsten Runde keine Aktion ausführen. So entsteht ein wunderschöner Flow in der eigenen Taktik, in der man stets darauf achten muss, was der Gegner als nächstes macht und wie man selbst am besten Schaden anrichtet, Feinde kurzzeitig lahmlegt, sich selbst schützt oder sich für die nächsten Züge in Position bringt. Vor allem die verschiedenen Karten und Kombinationen dieser machen das in Zet Zillions so spaßig.

 

Ihr beginnt eure Reise zwar anfangs mit einem relativ simplen Deck aus "Trash" aka euren normalen menschlichen Einheiten und "Junk", die ihr jeweils zu Meatballs kombinieren könnt, recht schnell gesellen sich aber weitere Karten in euer Deck. Entweder findet ihr diese auf der Map, bekommt sie als Belohnung für Kämpfe oder Quests oder kauft sie mit verdientem Geld pro Run im Shop beim Dinosaurier Dok. Diese können dann etwa die feindliche Rüstung durchdringen, euch Stacheln geben, die Gegner bei Angriffen auf euch Schaden nehmen lassen, dem Gegner Rüstung klauen oder auch exponentiell mehr Schaden machen, je nachdem wie viele Menschen gerade auf eurem Feind sind. Und das kratzt erst einmal nur an der Oberfläche, es gibt noch diverse andere Boni und Effekte. Insgesamt gibt es im Spiel über 100 mögliche Kombinationen an Karten und es macht jede neue Runde aufs neue Spaß sich sein Deck zusammenzustellen. Am Ende jedes Map-Teils wartet außerdem ein Bossgegner auf euch, vor dem ihr euch entweder heilen oder euch mehr Gesundheit geben lassen könnt. Taktik ist in Zet Zillions also wirklich an jeder Ecke wichtig. Ohne dabei zu frustrierend und kompliziert zu sein.

Die Zillionspedia in Zet Zillions von OTA IMON Studios und Raw Fury
Über Junkamari hab ich mehr gelacht, als ich zugeben würde.

Aber nicht nur die taktische Tiefe und der hohe Wiederspielwert sind Qualitäten mit denen Zet Zillions punkten kann. Vor allem optisch hat das Spiel der brasilianischen Entwickler*innen, wie auch schon ihr Erstlingswerk Wolfstride, einiges zu bieten. Die handgezeichneten Illustrationen der Spielkarten, die diversen Zwischensequenzen und auch alles andere sind nicht nur qualitativ sehr hochwertig, sondern haben vor allem einen wahnsinnig hohen Wiedererkennungswert. Am liebsten wäre mir nach dem Spiel eine Cartoon-Serie mit den Figuren aus dem Spiel, einfach weil alles hier so on point ist und so schön aussieht. Studio-Namensgeber Ota Imon hat hier wirklich wieder alles gegeben und ich hoffe, dass der brasilianische Künstler noch sehr viel öfter seine künstlerische Freiheit bekommt. Die Dialoge sind synchronisiert und ihr müsst euch nicht ständig durch Textblöcke klicken und der Soundtrack von Isadora Penna hat zusätzlich noch ein paar sprichwörtliche Banger zu bieten.

"Zet Zillions lockt Spieler*innen gekonnt mit seinem einzigartigen Look in das unglaublich tiefe Gameplay, das einen nicht so schnell wieder loslässt. Und genau das ist es, was ich mir von einem Roguelike wünsche."

Ohne viel Gameplay gesehen zu haben, hatte mich Zet Zillions im ersten Moment komplett mit seinem Artstyle und der generellen Präsentation gehooked. Nach den ersten paar Runden wurde mir dann aber sehr schnell klar, dass hier absolut nicht Style over Substance gepackt wurde und ich konnte mich kaum noch von diesem wilden Deckbuilder losreißen. Das "Ach, eine Runde geht schon noch"-Gefühl, das für mich bei diesem Genre absolute Priorität hat, ist selbst bei mauen Versuchen sowas von vorhanden und es macht unfassbar viel Spaß Runde für Runde wieder auf die Jagd nach dem perfekten Deck zu gehen. Zet Zillions lockt Spieler*innen gekonnt mit seinem einzigartigen Look in das unglaublich tiefe Gameplay, das einen nicht so schnell wieder loslässt. Und genau das ist es, was ich mir von einem Roguelike wünsche. Dass das Spiel auf Steam nur knappe 10€ kostet ist fast schon frech und ich hoffe, dass diese Indie-Perle nicht untergeht und genug Leute auf den Geschmack kommen.

Wertung zu Zet Zillions von OTA IMON Studios und Raw Fury
5 von 5 Trash Stars.