Von Miggi
Mit Titeln aus der Xenoblade Chronicles-Reihe darf man nicht leichtfertig umgehen. Da gibt es kein "Ich spiel mal kurz rein und nebenbei spiel ich noch ein paar andere Titel". Nein, in die Serie vom Japanischen Studio Monolith Soft taucht man komplett ein und kommt dann erst einmal ein paar Wochen nicht mehr aus dem Sumpf heraus, weil es einen immer tiefer in die Welt, die Mechaniken und die Story hineinzieht. Dessen war ich mir absolut bewusst, weswegen ich zu Release noch so schnell es ging LIVE A LIVE durchspielen musste. Sonst wäre das vermutlich einfach auf meinem Pile of Shame gelandet. Nachdem ich also durch war mit dem einen RPG-Kracher, habe ich mich direkt in den Nächsten gestürzt. Nach Xenoblade Chronicles und Xenoblade Chronicles 2, die ich beide schon geliebt habe, war ich sehr gespannt auf den dritten Teil und hatte echt hohe Erwartungen an die Fortsetzung, die nun die losen Fäden aus den beiden Vorgängern verknüpfen sollte. Und so bin ich mit Anlauf und einem Lächeln im Gesicht in den Sumpf gesprungen und bin dort erst einmal versunken.
Xenoblade Chronicles 3 findet zeitlich nach den ersten beiden Titeln statt. Die Handlung spielt sich auf der Welt Aionios ab, auf der sich die beiden verfeindeten Nationen Keves und Agnus in einem unerbitterlichen Krieg gegenüberstehen. Aufgeteilt in verschiedene Kolonien kämpfen hier junge Krieger*innen für jeweils eine der Seiten, um ihre Lebenszeit zu verlängern. Jede Kolonie beherbergt nämlich eine Flammenuhr, die durch die Energie besiegter Feinde gespeist wird und als Lebensquell der Bewohner*innen dient. Diese leben aber nicht bis sie alt werden in ihrer Kolonie, sondern haben eine maximale Lebenszeit von zehn Jahren, die sie im Dienst der Königin ihrer Nation verbringen. Und in diesem Krieg treffen zwei Dreiergruppen an Held*innen aufeinander, die sich erst feindlich gesinnt sind, durch einen Zwischenfall aber zusammenarbeiten müssen und von da an die spielbare Party darstellen.
Während der rund 70 - 80 Stunden Spielzeit - und ich habe da bei weitem noch nicht alle Nebenquests erledigt - wird hier eine emotionale und mitreißende Geschichte erzählt, die ich an dieser Stelle aber nicht spoilern werde. Dafür ist sie viel zu gut. Durch die Hauptmissionen und Nebenaufgaben, die nochmals in zwei Prioritäten unterteilt sind, könnt ihr aber zu einem gewissen Teil selbst bestimmen, wie tief ihr in die Materie eintauchen und wie viel von der Story ihr mitnehmen wollt. Lasst euch aber gesagt sein: die Sidequests lohnen sich wirklich und tragen wahnsinnig viel zum Worldbuilding bei. Ihr findet diese entweder in der Welt selbst oder durch Gespräche in den einzelnen Kolonien. Durch abgeschlossene Quests könnt ihr so auch euren Affinitäts-Level zur jeweiligen Kolonie erhöhen, was euch mit Status-Boni belohnt. Auf eurer Reise durch die große und offene Spielwelt trefft ihr nämlich immer wieder auf Kolonien, in denen sich allerhand NPCs tummeln und die als kleine Hubs für eure Reise dienen.
Dort könnt ihr Gespräche belauschen, mit den Leuten sprechen oder auch einfach einen Happen in der Kantine essen und neue Ausrüstung kaufen. Von dort ausgehend stürzt ihr euch in die verschiedenen Gebiete, die vollgepackt sind mit Monstern aller Art, Supply Drops der Gegner, die ihr looten könnt und wahnsinnig vielen Ressourcen, die ihr einsammeln könnt. Am Anfang des Spiels müsst ihr aber wie immer vorsichtig sein, da sich schon im allerersten Tutorial-Gebiet Monster befinden, die weit über eurem Level sind und euch mit einem Schlag ins Jenseits befördern können. Wie schon in den vorigen Teilen müsst ihr hier erst einmal einen großen Bogen drum machen, könnt aber im späteren Spielverlauf zurückkommen, um zu sehen, was sich hinter den Monstern verbirgt.
Was aber natürlich am allerwichtigsten in Xenoblade Chronicles ist - und ich glaube mit dieser Ansicht bin ich absolut nicht alleine - ist ein gelungenes Kampfsystem. Und auch hier hat Monolith Soft absolut nicht auf Sparflamme gearbeitet. Die Kämpfe starten noch relativ gemächlich und übersichtlich, werden aber immer komplexer, je weiter das Spiel voranschreitet. Sobald euch ein Gegner entdeckt, oder ihr den ersten Angriff startet, geht ihr in den Kampfmodus über, in dem ihr eure aktuell ausgewählte Figur frei bewegen könnt, während diese automatisch Standard-Attacken nutzt. Eure Spezialfähigkeiten, die spezifisch für die jeweilige Klasse sind, aktiviert ihr per Knopfdruck. Diese können dann verschiedene Statuseffekte mit sich bringen, Verbündete heilen oder euer Gegenüber besonders stark treffen, wenn ihr eure Spielfigur richtig positioniert. Daraus ergeben sich auch Kombinationen, die eure Party miteinander einsetzen kann, um Gegner*innen kurzzeitig bewegungsunfähig zu machen.
Dazu kommen relativ bald die sogenannten Ouroboros-Kräfte eurer Figuren - und ich werte das mal nicht als Spoiler, weil es noch im zugegebenermaßen recht langen Tutorial vorkommt. Mit diesen könnt ihr zwei eurer Figuren fusionieren und zu einem mächtigen Wesen werden lassen, das über kurze Dauer noch kräftiger zuhauen kann. Ergänzt wird das umfangreiche Kampfsystem dann noch durch die Klassen: im Laufe eures Abenteuers schließen sich euch diverse Held*innen an, deren Klasse von einer anderen Figur in eurer Party übernommen werden kann. So könnt ihr diverse Special Moves der anderen Figuren dauerhaft erlernen und ergänzend zu euren Stamm-Fähigkeiten ausrüsten. Und das ist gefühlt jetzt immer noch nur an der Oberfläche des Kampfsystems gekratzt. Aber lasst euch davon jetzt auf keinen Fall entmutigen! Obwohl, das Kampfsystem sehr umfangreich wirkt und auch komplex ist, bietet das Spiel selbst einerseits eine sehr angenehme Lernkurve und andererseits die Möglichkeit in speziellen Trainings-Drills einzelne Aspekte davon Schritt für Schritt zu lernen.
Worüber wir aber dringend noch sprechen müssen, ist wie unfassbar gut Xenoblade Chronicles 3 aussieht. Also schon die ersten beiden Teile haben aus der jeweiligen Hardware einiges rausgeholt und Xenoblade Chronicles: Definitive Edition hat auch auf der Switch noch mal zeigen können, dass es sich absolut nicht verstecken muss. Aber holy Shit - was Monolith Soft mit diesem Spiel aus der Hardware rausholt, ist fast schon zu schön um wahr zu sein. Ich glaube ich habe bisher bei keinem anderen Spiel auf der Konsole so viele Screenshots gemacht und war so begeistert von der Optik. Die weitläufigen und abwechslungsreichen Gebiete sind voll von Kreaturen, Gegenständen und anderen Objekten, die Effekte in den Kämpfen sind wahnsinnig cool und trotzdem kracht die Framerate nie so stark ein, dass es sich störend auf den Spielfluss auswirkt. Dazu kommt noch unfassbar gute Musik von u.a. Yasunori Mitsuda, der neben den vorigen Teilen auch schon an Spielen wie Chrono Trigger oder Inazuma Eleven mitgewirkt hat.
"Xenoblade Chronicles 3 reiht sich perfekt ein in eine JRPG-Trilogie, die ihresgleichen sucht und muss sich absolut nicht vor den beiden anderen Teilen verstecken. Ganz im Gegenteil."
Obwohl mich die ersten beiden Xenoblade Chronicles-Teile schon sehr begeistert haben, konnte mich bisher keines so sehr in den Bann ziehen, wie der dritte Teil. Und wäre da nicht Elden Ring, würde das Spiel vermutlich auf dem aktuellen ersten Platz stehen, wenn es um mein GOTY geht. Die Story hat mich unfassbar stark gepackt und optisch ist es glaube ich das schönste Spiel, das ich auf der Switch je gespielt habe. Xenoblade Chronicles 3 reiht sich perfekt ein in eine JRPG-Trilogie, die ihresgleichen sucht und muss sich absolut nicht vor den beiden anderen Teilen verstecken. Ganz im Gegenteil. Für mich war es eine unfassbar emotionale Reise, mit spaßigen Kämpfen, herausfordernden Mechaniken und Charakteren, die ich alle wahnsinnig ins Herz geschlossen habe. Ich bin echt happy, dass mich das Spiel so abgeholt hat und freue mich jetzt schon auf die DLCs, die noch kommen werden. Solange spiele ich noch die Nebenquests, die mir noch fehlen.