Von Miggi
Ich liebe die Turtles ja. Ich liebe die Charaktere, ich liebe das Drumherum, ich liebe die Gegner, ich liebe alles daran. Als ich noch jung war, waren die Turtles Actionfiguren von Playmates mein größtes Heiligtum und sie haben bis heute einen Ehrenplatz in meiner Sammlung an Nerdkram. Wer wenn nicht ich hatte also beim Ankündigungstrailer zu Mutants in Manhattan kleine Tränchen in den Augen?
Die Spiele rund um Raphael, Michelangelo, Leonardo und Donatello hab' ich in den letzten Jahren aber komplett gemieden. Nichts wollte an Hyperstone Heist oder Turtles in Time auch nur ansatzweise heranreichen und erst Platinum Games haben in mir wieder Hoffnung geweckt, dass ich wieder freudestrahlend vor dem Fernseher sitze, innerlich den Titelsong von Frank Zander singe und ein Turtles-Spiel bekomme, das den Helden meiner Kindheit gerecht wird.
Die ersten Trailer und Screenshots haben mich heiß gemacht. Der Comiclook passt wie die Schildkrötenfaust auf's Auge und die Präsentation war genau so, wie ich mir ein Turtles-Spiel wünsche. Alle bekannten Gesichter, die ich mir erhofft hatte tauchen im Spiel auf, Platinum Games schien als Entwickler perfekt gewählt und generell ist ein schlechtes Turtles-Spiel immer noch besser als ein gutes Golf-Spiel. Oder Batman v Superman. Aber das ist ja noch nicht alles und so habe ich mich voller Erwartung in's Getümmel Manhattans gestürzt.
Und ganz ehrlich - ich war anfangs total überfordert. Obwohl ich das Hack & Slash-Genre sehr gerne mag und das Tutorial zur Sicherheit nicht übersprungen habe war ich erstmal relativ planlos. Man muss wirklich komplett konzentriert sein um nicht zum Opfer der Feinde zu werden. Jeder Schlag, jeder Sprung und jede Bewegung muss zu 100% sitzen, ansonsten segnet man früher als man möchte das Zeitliche. Der Punkt war bei mir leider erst relativ spät erreicht und die Mechanik ging mir erst im letzten Viertel in Fleisch und Blut über.
Im Großen und Ganzen ist das Kampfsystem aber doch nicht so tiefgreifend, wie man es von Platinum gewohnt ist. Was es ungewollt schwer macht ist, dass immer alle 4 Brüder gleichzeitig auf dem Bildschirm sind, kämpfen, springen und die Kämpfe so teilweise sehr unübersichtlich werden. Hat man sich daran aber gewöhnt, findet man sich doch zurecht und kann Schläge perfekt parieren und die Spezialattacken sinnvoll einsetzen.
Das Spiel besteht aber leider nicht nur aus den Kämpfen. In jeder Mission, die sich nach einmaligem Durchspielen einzeln auswählen lassen, muss man verschiedene Aufträge erfüllen, die den Spieler immer näher zum Boss der Stage bringen. Und diese Aufgaben sind unnötig eintönig gestaltet und wiederholen sich schnell. Hole X von Y und bringe es zu Z. Besiege Gegner. Entschärfe die Bombe. Recht viel mehr hat man sich da leider nicht einfallen lassen. Die Stages sind auch nicht so abwechslungsreich wie zB. in Turtles in Time. Aber darüber sehe ich gern hinweg. Ich will die Turtles in Manhattan sehen, in den Kanälen und in Krangs Basis. Und dort führt einen das Spiel auch hin. Reicht mir dann auch und zur Geschichte des Spiels passen die Schauplätze auch.
Zusätzlich du den bekannten Waffen der Turtles sammelt man im Laufe der Levels verschiedene Items, die sich im Kampf einsetzen lassen und Amulette, die den Figuren verschiedene Boni bescheren. Das kann höhere Gesundheit sein, aber auch, dass jeder Schlag die Gegner einfrieren können. Diese kann man, genauso wie die Spezialattacken nach und nach verbessern um für spätere Kämpfe besser gerüstet zu sein. Es gibt auch einen Item-Shop, der von Splinter geführt wird. Schade, dass man dem Sensei der Mutanten keine "wichtigere" Aufgabe gegeben hat - ist aber gameplaytechnisch nachvollziehbar.
Die Gegner in den Leveln wiederholen sich häufig, aber ganz ehrlich - das ist auch ok so. Ich fände es persönlich seltsam wenn ich gegen zig verschiedene Gegnertypen kämpfen müsste, aber der Footclan vielleicht nur im ersten Level kurz auftaucht. Lieber 1.000 Foots verprügeln, als seltsame Aliens, nur damit man viele verschiedene Figuren im Spiel hat. Was aber wirklich das absolute Highlight des Spiels ist, sind die Bosskämpfe. Ob Rocksteady, Beebop, Krang, Shredder oder auch eher unbekanntere Gesichter wie Armaggon oder Slash - jeder Endboss der 9 Stages ist wunderschön umgesetzt und man muss sich bei allen auf neue Angriffsmuster einstellen und neue Strategien erarbeiten.
Ich bin ja einer dieser Menschen, die sogar bei Kackspielen wie Sonic the Hedgehog aus dem Jahr 2006 positive Aspekte finden. Natürlich war das Spiel großer Mist. Aber wenn man sich damit abgefunden hatte, konnte man - Ok. Nicht man. Ich. - sogar an ein paar Stellen Spaß haben. Aber warum erzähle ich euch das überhaupt? Ist Mutants in Manhattan so großer Mist? Für mich ist es das nicht. Aber vielleicht für viele andere. Das kann ich nachvollziehen, aber trotzdem macht mir Mutants in Manhattan großen Spaß.
"Ist Mutants in Manhattan so großer Mist? Für mich ist es das nicht. Aber vielleicht für viele andere. Das kann ich nachvollziehen, aber trotzdem macht mir Mutants in Manhattan großen Spaß."
Es gibt vieles was ich mir besser erhofft habe, aber ich habe auch schon viel schlechtere Spiele gespielt. Außerdem geht es hier um die Turtles. Das ist kein Watchdogs, das man einfach abwatschen kann. Und drückt man beim eintönigen Missionsdesign und der kurzen Spieldauer ein Auge zu, hat man immer noch ein sehr unterhaltsames Spiel für zwischendurch. Ihr bekommt den typischen Turtles-Humor, optisch eine tolle Präsentation und die Charaktere, die ihr hoffentlich liebt. Sonst mag ich euch nicht. Dann lohnt sich das Spiel aber von vornherein nicht für euch.