Von Miggi
Seit meine Reise in das Shin Megami Tensei-Universum begonnen hat, ist noch gar nicht so viel Zeit vergangen. Und trotzdem habe ich unfassbar viele Stunden in die verschiedenen Titel und Spin-Offs gesteckt, versucht meine Sammlung zu erweitern, Spiele nachgeholt und bin tief in den Lore-Sumpf eingetaucht. Als im Februar 2022 dann Soul Hackers 2 angekündigt würde, war ich entsprechend gehyped, da einerseits diese Spin-Off-Reihe bisher an mir vorbeigangen ist - der erste Teil ist leider im Original für Sega Saturn und PlayStation nur auf Japanisch erhältlich und der Nintendo 3DS-Port eher teuer und schwer zu bekommen - ich es andererseits aber als die perfekte Gelegenheit gesehen habe das hiermit zu ändern. Zurück von der gamescom aus Köln war daher meine erste Amtshandlung das Spiel zu installieren und mich in die futuristische Welt der Devil Summoner zu stürzen.
Die Story von Soul Hackers 2 startet gar nicht so optimistisch - in einer nahen Zukunft, in der Menschen und Dämonen gemeinsam leben und zwei verfeindete Fraktionen von Devil Summoner agieren, wird von einer AI namens Aion, die im Cyberspace aufgetaucht ist, der Weltuntergang vorhergesehen. Um das zu verhindern teilt Aion ihre Kräfte in 2 Wesen auf - Ringo und Figue, die aus dem Cyberspace heraus in die echte Welt gehen können. Wir übernehmen die Kontrolle über Ringo und sollen mit Figue gemeinsam drei Individuen finden, mit denen gemeinsam wir die drohende Apokalypse verhindern sollen: Arrow, ein Demon Summoner der Yatagarasu-Fraktion, Milady, die für die Phantom Society arbeitet und Saizo, ein Freelancer. Alle drei finden wir (fast) tot auf und Ringo muss sie mit ihrer Soul Hack-Fähigkeit zurückholen, nehmen sie in unsere Party auf und die Reise um das Ende der Welt zu verhindern kann los gehen.
Wie auch in den anderen Teilen der Shin Megami Tensei-Reihe und ihren Spin-Offs werdet ihr im Laufe des Spiels wieder etliche Dämonen sammeln und diese für euch kämpfen lassen. Die Gefechte laufen dabei rundenbasiert ab und Zufallskämpfe gibt es keine: eure Gegner sind in den Gebieten immer sichtbar und wenn ihr es klug anstellt, könnt ihr euch auch vorbeischleichen oder sie mit einem Überraschungsangriff treffen. In eurem Zug könnt ihr, zusätzlich zu eurem Standard-Angriff, je nach ausgerüstetem Dämon verschiedene Aktionen ausführen die euch MP kosten, wie Blitz-, Feuer- oder Eis-Zauber. Gleichzeitig bieten euch die Dämonen verschiedene Vorteile bzw. Resistenzen gegenüber gegnerischen Attacken, aber auch Schwächen. Je nachdem welchem Gegner ihr gegenübersteht ist es also nicht unwichtig, was ihr selbst ausgerüstet habt. Jeder Dämon auf eurer sowie der gegnerischen Seite hat nämlich Schwächen, Stärken und sogar Attacken, gegen die dann Immunität besteht, oder der Schaden sogar als Heilung absorbiert wird.
Trefft ihr eine dieser Schwächen beim Gegner erhöht sich ein Counter, der euch bekannt vorkommen wird, wenn ihr mit den SMT-Spielen bereits vertraut seid. In der Hauptreihe könnt ihr euch damit weitere Aktionen erspielen, in Persona werden Gegner auf den Boden geworfen, damit ihr eine All Out-Attacke starten könnt und in Soul Hackers 2 ladet ihr hiermit den sogenannten Sabbath auf. Haben alle Figuren in eurer Party nämlich ihre Aktion ausgeführt, kann bevor die gegnerische Seite am Zug ist, noch eine Spezialattacke abgefeuert werden, die alle Gegner gleichzeitig trifft und keine MP kostet. Der sogenannte Sabbath erhöht sich in seiner Kraft je nachdem wie oft ihr die Schwächen eurer Feinde getroffen habt und kann in kritischen Situationen wirklich hilfreich sein.
Um euer Arsenal an Dämonen zu erweitern könnt ihr in Dungeons neue rekrutieren. Auf der Map findet ihr dabei zufällig platziert eure eigenen Monster, die ihr zur Erkundung losgeschickt habt und könnt dann gegen Geld, HP, MP oder Items wiederum neue Dämonen in eure Reihen einladen. Natürlich gibt es aber auch in Soul Hackers 2 wieder die Möglichkeit der Fusion, mit der ihr zwei Dämonen zu einem neuen verschmelzen lassen könnt. Dabei stellt sich immer die Frage, ob sich die Fusion lohnt (die Antwort ist meistens ja) und welche Fähigkeiten ihr der neuen Kreation gebt. Auswählen könnt ihr dabei nämlich aus den Skills der zu fusionierenden Dämonen und könnt so Schwächen teilweise komplett aushebeln oder Zauber übernehmen, die der Dämon sonst nie lernen würde. Zusätzlich zu den normalen Kombinationen gibt es dabei auch Spezialfusionen, die drei oder mehr Dämonen zu einem neuen werden lassen, das besonders stark ist.
Wichtig beim Fusionieren ist dabei, dass ihr stets nur Dämonen erhalten könnt, die eurem eigenen Level entsprechen oder darunter liegen. Alles was darüber ist, kann von euch nicht ausgewählt werden, ihr seht es aber bereits in den Optionen, um schon einmal vorab Bescheid zu wissen, ob es sich lohnt den schwächeren Dämon eventuell noch solange mitzunehmen, bis ihr das enstprechende Level erreicht habt. Macht dabei aber auch auf jeden Fall Gebrauch vom Kompendium. In diesem werden nicht nur alle Dämonen eingetragen, die ihr gefangen oder fusioniert habt, ihr könnt im Nachhinein auch die Monster in eurer Party registrieren, falls diese stärker geworden sind oder neue Skills gelernt haben. Aus dem Kompendium könnt ihr diese dann gegen Geld einfach kaufen und müsst sie nicht erst wieder rekrutieren oder mühsam zusammenmischen.
Ein nicht ganz so großer Bestandteil wie etwa in Persona, aber doch wesentlich wichtiger als in Shin Megami Tensei selbst sind die Bindungen zwischen den Figuren der Party. Im Laufe der Geschichte, erfahrt ihr nicht nur nebenbei die Backstory von Arrow, Milady und Saizo, ihr könnt sogar in deren Unterbewusstsein, das sich durch euren Soulhack mit eurem verbunden hat. In der Seelenmatrix kämpft ihr euch hier auf mehreren Ebenen vor, besiegt am Ende einer Ebene jeweils einen Boss und erfahrt so in regelmäßigen Abständen, was eure Partymitglieder eigentlich antreibt und woran sie psychisch zu knabbern haben. Nebenbei erhaltet ihr auch passive Boni, je weiter ihr in der jeweiligen Seelenmatrix voranschreitet. Außerhalb davon könnt ihr euch außerdem in der Bar mit ihnen treffen und euren Freundschaftslevel erhöhen und im Safehouse verschiedene Mahlzeiten zu euch nehmen, die je nach Geschmack der Figur mehr oder weniger bringen.
Als wäre das noch nicht genug könnt ihr zusätzlich zur Hauptstory sowohl in der Seelenmatrix als auch in der normalen Spielwelt diverse Nebenquests annehmen. In Karakucho gibt es dafür eine eigene Questgeberin, die euch die Aufgaben zuteilt, in der Matrix erhaltet ihr diese von eurer Partnerin Figue. Diese Aufgaben haben dann verschiedene Quest-Schritte, die ihr durch Gespräche und Kämpfe findet, bis eure Aufgabe abgeschlossen ist. Das reicht dann von "töte 10 Monster vom Typ X" bis hin zu storylastigeren Geschichten, die ich an dieser Stelle nicht spoilern will. Als Belohnung erhaltet ihr dann Items, Geld oder etwa neues Inventar in den verschiedenen Shops. Denn wie es sich für ein gutes JRPG gehört könnt ihr bei den verschiedenen Händler*innen euer hart verdientes Geld für Ausrüstung, Items oder andere Dinge ausgeben, die euch auf eurem Abenteuer helfen.
Besonders optisch präsentiert sich Soul Hackers 2 von seiner Schokoladenseite. Das Cyber-Setting mit seinen bunten Farben und der Tech-Ästhetik kombiniert mit den Dämonen-Designs der Shin Megami Tensei-Spielen ist für sich schon interessant. Getoppt wird das ganze aber noch durch wahnsinnig charmante Charakter-Designs, bei denen Atlus den Style-Regler auf Maximum gedreht hat. Egal ob bei den 3D-Modellen oder den gezeichneten Sprites, die in den Dialogen jeweils zu sehen sind - die Figuren haben nicht nur krassen Wiedererkennungswert, man hat sie auch einfach alle wahnsinnig schnell ins Herz geschlossen. Dazu kommt ein serientypischer Soundtrack voller Banger, den man sich auch außerhalb des Spiels gerne anhört. Haltungsnote 10, wie man so schön sagt.
"Soul Hackers 2 bietet die perfekte Kombination aus forderndem Kampf-Gameplay, Dungeon Crawling, das genau die Balance hält zwischen zu viel und zu wenig, dem sozialen Aspekt und einer stylishen Aufmachung. "
Der Einstieg in das Shin Megami Tensei-Franchise ist nicht unbedingt der Leichteste. Die Hauptreihe ist eher sperrig und bis nur Persona war bisher der eher zugängliche Part für die meisten. Und da vergisst man meistens, dass es überhaupt ein SMT-Spiel ist. Umso glücklicher war ich, dass hiermit jetzt nicht nur ein eher zugängliches Spin-Off erschienen ist, sondern das dann auch auf allen möglichen Plattformen. Und dann direkt so ein Kracher! Soul Hackers 2 bietet die perfekte Kombination aus forderndem Kampf-Gameplay, Dungeon Crawling, das die perfekte Balance hält, dem sozialen Aspekt und einer stylishen Aufmachung. Wer schon immer über den Persona-Tellerrand hinausblicken möchte, sich aber nie so ganz rangetraut hat, dem kann ich nur empfehlen in das Spiel reinzuschauen. Gleichzeitig ist das Spiel perfekt für Serien-Neulinge geeignet, bevor bald Persona 5 Royal für diverse weitere Plattformen erscheint. Und auch Fans der Reihe dürften sehr sehr glücklich mit dem Spiel werden. Ich zumindest bin es.
