Resident Evil Village

   Von Miggi

Titelbild von Resident Evil Village von Capcom mit Chris Redfield und dem Logo des Spiels.

Capcom hat seit Jahren einen nicht zu unterbrechenden Run an erfolgreichen Spielen. Seit sie ihre hauseigenen RE Engine - was zu meiner eigenen Überraschung nicht für Resident Evil, sondern "Reach for the Moon" steht - an den Start gebracht haben, scheint jedes Spiel, das vom japanischen Studio entwickelt wird, ein Erfolg zu sein. Und angefangen hat das alles mit Resident Evil VII: biohazard. Nachdem man Fans mit Teil 5 und vor allem dem sechsten Teil nicht unbedingt glücklich gemacht hat, kehrte man mit dem siebten Ableger der Reihe wieder zurück zu den Ursprüngen des Survival-Horror. Nur diesmal aus der Ego-Perspektive. Als Protagonist Ethan Winters war man hier auf der Suche nach seiner Frau Mia und deckte dabei das Geheimnis um die Baker-Familie in den USA auf.

In Resident Evil Village, dem nun schon achten Teil der Serie, wird nun, nach zwei Ausflügen in die Welt der Remakes, die Geschichte rund um Ethan fortgesetzt. Nach den Geschehnissen im siebten Teil wurden er und Mia dazu gebracht umzuziehen und zwar nach Europa, da sie dort nun ein ruhiges Leben führen sollen. Aber es wäre nicht Resident Evil, wenn es nicht anders kommen sollte als geplant. Direkt in den ersten Minuten des Spiels stürmt der altbekannte Chris Redfield mit seiner Spezialeinheit das Haus der Winters und erschießt Mia. Aus dem entspannten Dinner wird also leider nichts. Die Truppe rund um Chris schnappt sich die Familie inklusive Baby und kurz darauf wacht ihr als Ethan neben einem zerstörten Auto auf und versucht von da an euer Kind zu retten. Ihr seht schon, das mit dem ruhigen Leben funktioniert richtig gut.

Das Dorf aus Resident Evil Village von Capcom
Der perfekte Urlaubsort!

Vom Auto aus stolpert ihr recht schnell in ein kleines Dorf und ab da an geht es storytechnisch Schlag auf Schlag. Natürlich keine Story-Spoiler an dieser Stelle, keine Sorge. Das titelgebende Dorf in Resident Evil Village fungiert fortan jedenfalls als eine Art Hub, in den ihr immer wieder zurückkehren werdet und von dem aus ihr die verschiedenen Hauptgebiete des Spiels erreichen könnt. Jedes davon hat eine ganz eigene Stimmung bzw. ein eigenes Theme. Das mittlerweile durch die vor Release veröffentlichte Playstation 5-exklusive Maiden- oder die für alle Plattformen verfügbare Castle-Demo bekannte Schloss von Lady Dimitrescu ist z.B. eines davon. Ja, genau. Step on my Face-Meme Lady Dimitrescu. Dieses erreicht ihr nach etwas Erkundung vom Dorf aus, seid dann in einem abgeschlossenen Bereich und kehrt nach Abschluss wieder ins Dorf zurück.

 

Wer direkt vom siebten Teil in dieses Spiel springt und puren Survival-Horror erwartet, dürfte durch diese offenere Herangehensweise der Spielwelt wohl etwas enttäuscht werden. Am besten kann man Resident Evil Village als Hybrid aus Teil 7 und Teil 4 beschrieben. Insgesamt ist das Spiel wesentlich Action- und Shooter-lastiger als sein direkter Vorgänger, aber es gibt auch noch genug gruslige Horror-Passagen, die mich immer wieder aufschrecken haben lassen. Die offenere Spielwelt lädt natürlich wesentlich mehr zum Erkunden ein und bietet auch einiges an versteckten Gegenständen, die ihr später beim Händler, dem Duke, verkaufen könnt. Aber seid ihr erst mal aus dem Dorf raus und in den einzelnen Gebieten angekommen spielt sich das Geschehen oft genug in dunklen, engen Korridoren ab, die für angespannte Stimmung sorgen. Für mich war das die perfekte Mischung.

Monster attackieren Ethan Winters in Resident Evil Village von Capcom
Naja ok, vielleicht nicht ganz perfekt. Die Einheimischen sind ein bisschen aggressiv.

Aber wenn wir schon beim Gameplay und dem Duke sind - ihr verkauft eure gefundenen Schätze natürlich nicht nur, um wie Smaug auf einem riesigen Berg aus Gold zu sitzen. Mit dem gesammelten Geld könnt ihr euch beim Händler verschiedene Waffen wie Shotguns, Sniper-Gewehre oder Pistolen kaufen, oder die, die ihr bereits mit euch rumtragt, mit Upgrades ausstatten. Und in alter Resident Evil-Manier bedeutet das natürlich auch noch etwas anderes - Item Management! In eurem Inventar dürft ihr wieder allerhand Items klug verstauen und versuchen so viel wie möglich mitzunehmen, ohne dabei zu vergessen, dass ihr auch noch Platz braucht, um auf eurem Weg neue Items einzusacken. Das (Über-)Leben etwas leichter macht euch dabei diesmal der Fakt, dass ihr Items, die zur Lösung der Rätsel beitragen, nicht im Inventar verstaut, sondern diese separat gelagert werden und euch so nicht weiter zur Last fallen.

 

Optisch muss ich an dieser Stelle einfach mal wieder der RE Engine huldigen. Wer eine meiner Reviews zu Devil May Cry 5, Monster Hunter oder den Resident Evil Remakes gelesen hat, weiß, dass ich absoluter Fan der Engine bin und es jedes Mal wieder erstaunlich finde, wie es Capcom schafft bei jedem großen Titel noch eine Schippe drauf zu legen. Und genau das hat man in Village auch wieder geschafft. Das Dorf strotzt vor kleinen Details, die einzelnen Gebiete sehen alle unfassbar gut aus und transportieren alle ihre ganz eigene Atmosphäre und gleichzeitig läuft das Spiel flüssig und technisch einwandfrei. Auf Xbox Series X/S und Playstation 5 profitiert das ganze dann natürlich noch mal von der neuen Hardware mit kaum vorhandenen Ladezeiten und Raytracing bzw. Adaptive Trigger-Support auf Sonys Konsole.

Lady Dimitrescu mit ihren Töchtern in Resident Evil Village von Capcom.
...ok, nevermind. Die Einheimischen sind super.

Neben der Hauptstory dürfen Spieler*innen sich in Resident Evil Village außerdem auf die Rückkehr des Mercenaries-Modus freuen. Hier werdet ihr auf verschiedenen Maps vor große Monster-Horden gesetzt, die ihr in möglichst kurzer Zeit töten bzw. den Ausgang finden müsst. Euer Inventar ist dabei anfangs noch sehr begrenzt und unabhängig vom Hauptspiel. Habt ihr aber einmal einen oder mehrere Runs abgeschlossen, könnt ihr euch vor jeder neuen Runde beim Duke mit einem wachsenden Angebot an Waffen ausstatten und auf Punktejagd gehen. In den einzelnen Gebieten gibt es dann noch Upgrades zu finden, die fast schon Roguelite-Gefühle in den Modus bringen. Als Dreingabe macht der Mercenaries-Modus auf jeden Fall viel Spaß und ist eine nette Abwechslung für Zwischendurch abseits von Story und mit purem Fokus auf Action.

"Resident Evil Village ist der perfekte Hybrid aus dem siebten und vierten Teil und eine mehr als gelungene Weiterführung der Geschichte rund um Ethan Winters."

Tja, Capcom hat es also wieder mal geschafft. Am Ende des Spiels war ich unfassbar happy, auch wenn ich zwischendurch in einem Bereich, der quasi eine einzige Action-Einlage war, etwas gefrustet war. Und wer es gespielt hat - nein, ich meine nicht DEN Abschnitt. Den fand ich sogar wirklich gut. Aber jedenfalls hat das insgesamt dem Spaß keinen Abbruch getan. Die Story hat mich von Anfang bis zum Ende gefesselt, die einzelnen Abschnitte und die dadurch einhergehende Abwechslung haben mir sehr viel Spaß gemacht und das Dorf als Hub hat für mich perfekt funktioniert. Resident Evil Village ist der perfekte Hybrid aus dem siebten und vierten Teil und eine mehr als gelungene Weiterführung der Geschichte rund um Ethan Winters. Durch verschiedene Schwierigkeitsgrade und vor allem die versteckten Schätze und Gegenstände bietet das Spiel wie immer genug Wiederspielwert und mit dem Mercenaries-Modus hat man auch für Zwischendurch immer wieder einen Grund das Spiel anzumachen. Nur Urlaub machen würde ich persönlich nicht unbedingt in dem Dorf.

4,5 von 5 Wertung von Resident Evil Village von Capcom
4,5 von 5 Lady Dimitrescus