Von Miggi
Als im Jahr 2005 bzw. bei uns 2006 Pokémon Mystery Dungeon: Team Blau und Team Rot von Chunsoft (seit 2012 Spike Chunsoft) auf dem Game Boy Advance und dem Nintendo DS simultan erschienen, waren Roguelikes für mich noch ein absolut unerforschtes Genre. Da ich zu Release der Titel keine der beiden Handheld-Konsolen selbst zuhause hatte, konnte ich die Spiele auch erst mal gar nicht spielen. Erst als ich dann auf dem Nintendo DSi mit Pokémon Platin wieder ins Handheld-Game einstieg, habe ich nachträglich einen Blick riskiert und seither immer wieder Spaß mit den Mystery Dungeon-Ablegern gehabt. The Binding of Isaac hat mich die Jahre über dann näher an das Genre herangeführt und mittlerweile liebe ich das Genre. Als im Januar 2020 Nintendo in einer Pokémon-Direct ein Remake der ersten beiden Spiele für die Switch angekündigt wurde, war ich daher umso begeisterter. Der Artstyle wurde dafür verändert, das Spielprinzip und die Story bleiben aber gleich. Die beiden Varianten der Spiele fallen diesmal weg und die Inhalte wurden als DX-Version zu einem Spiel zusammengefasst.
Am Anfang von Pokémon Mystery Dungeon: Retterteam DX müsst ihr euch einem kleinen Persönlichkeitstest stellen. Dieser soll zeigen, welches Pokémon am besten zu euch passt, gefällt euch das Ergebnis nicht, könnt ihr es diesmal allerdings, anders als beim Original, manuell ändern. Ein Feature über das sich bestimmt viele von euch freuen dürften. Aussuchen dürft ihr euch dabei eines von 16 verschiedenen Pokémon, aus den ersten drei Generationen. Schiggy ist bei dieser Wahl (und allen anderen) natürlich die richtige Antwort, aber hey, wir alle machen manchmal Fehler. Habt ihr euch entschieden, könnt ihr außerdem auch noch ein Partner-Pokémon auswählen, wobei dieses nicht den selben Typ haben darf, den eure erste Wahl hat. Habt ihr eure Wahl getroffen geht euer Abenteuer auch direkt los.
Anders als bei den bisherigen Hauptspielen und Spin-Offs (zumindest fast allen - Pinball oder Puzzle League mal ausgenommen) steuert ihr diesmal allerdings keinen Menschen in der Pokémon-Welt, sondern übernehmt die direkte Kontrolle über ein Pokémon. Naja ok fast. Ihr seid ein Mensch, der in ein Pokémon verwandelt wurde. Warum genau das so ist, wollt ihr natürlich herausfinden und im Optimalfall auch wieder zu eurer ursprünglich menschlichen Gestalt zurückkehren. Weil euch aber jegliche Anhaltspunkte und zu Beginn des Spiels auch eure Erinnerungen fehlen, schließt ihr euch mit eurem Partner-Pokémon zusammen und gründet ein sogenanntes Retterteam. Diese erledigen in der Welt verschiedene Aufgaben für andere Einwohner*innen. Um für diese Missionen gewappnet zu sein, könnt ihr euch in einem kleinen Dorf - das nebenbei die süßesten Häuser ever hat - ausrüsten, eure Pokémon trainieren oder Items lagern bzw. wieder in euer Inventar aufnehmen.
Habt ihr erstmal ein Retterteam gegründet und diesem einen Namen gegeben, müsst ihr euch im Zuge der Story darum kümmern, dass es auch Bekanntheit erlangt. Ansonsten erhaltet ihr nämlich, wie euch das an die Seite gestellte Pokémon wissen lässt, keine Aufträge und ohne die wäre das Spiel auch eher langweilig. Aber keine Sorge, Missionen gibt es genug, sowohl optionale als auch story-relevante. Euer großes Ziel ist dabei nicht weniger, als die Welt zu retten. Dort passieren nämlich seit kurzem seltsame Dinge, die dazu führen, dass der Boden aufbricht und Dungeons freigelegt werden, in denen feindselige Pokémon ihr Unwesen treiben. Im Laufe der Story begegnet ihr so weiteren Teams, wie dem Star-Team bestehend aus Simsala, Glurak und Despotar, aber auch den Fieslingen rund um Gengar, die euch das Leben schwer machen wollen.
Die Aufträge, die ihr erhaltet, schicken euch in Mystery Dungeon Retterteam DX los, um Pokémon zu eskortieren, sie aus Dungeons zu retten oder Items für sie abzuliefern. Teilweise werden euch pro Mission dazu noch weitere Taschenmonster zur Seite gestellt bzw. könnt ihr im Laufe des Spiels immer wieder neue Mitstreiter*innen rekrutieren, die ihr mit auf eure Missionen nehmen könnt. Wie in den Hauptspielen sammelt ihr in allen Kämpfen Erfahrungspunkte, die sich auf euer Level (und das eurer Companions) auswirken und euch mit der Zeit neue Attacken beibringen. Nach und nach schaltet ihr im Spiel neue Gebiete frei, jedes davon beheimatet andere Pokémon, es macht also durchaus Sinn euer Team zu balancen und euch wie gewohnt nicht nur auf einen Typ zu verlassen. Denn auch in Mystery Dungeon kommen die guten alten Attacken-Muster zum Zug. Wasser > Feuer > Pflanze > Stein. Und so weiter. Ihr kennt es. Die Dungeons, die ihr für die verschiedenen Aufträge betretet, sind dabei stets zufallsgeneriert und so gleicht keine Mission der nächsten. Damit ihr nicht fünf Mal in das selbe Gebiet müsst, könnt ihr mehrere Aufträge auf einmal annehmen und diese direkt in einem Rutsch erledigen. Ein Counter neben jedem Gebiet zeigt euch dabei an, wie viel ihr pro Gebiet zu tun habt.
Gekämpft wird im Spiel rundenbasiert, jedoch anders, als ihr es aus der Hauptreihe gewohnt seid. Ihr bewegt euch über das Spielfeld wie über eine Art Schachbrett und pro Zug, den ihr ausführt, können auch alle gegnerischen Pokémon im Gebiet einen Zug machen. Geht ihr einen Schritt, können eure Feinde auch einen Schritt gehen, oder aber auch eine Attacke auf euch oder euer Team abfeuern. Jede Attacke hat dabei eine bestimmte Reichweite - Spezial-Attacken wie Aquaknarre können über einige Felder hinweg gewirkt werden, andere physische Attacken wie Biss treffen nur Gegner, die direkt vor euch stehen. Dreht ihr euch auf der Stelle stehend zu einem Pokémon, zählt dies nicht als Zug. Auf eure Missionen nehmt ihr auch Items wie Beeren zur Heilung oder Äpfel mit, die eure Züge wieder auffüllen, da ihr mit der Zeit müde werdet und nicht mehr weitergehen könnt. Wie ihr schon merkt ist Mystery Dungeon also wesentlich taktischer als "normale" Pokémon-Kämpfe und wählt ihr eure Züge nicht mit Bedacht, werdet ihr schneller den Dungeon wieder verlassen müssen, als euch lieb ist.
Wie ihr spätestens jetzt auf den Screenshots im Artikel oder aber eventuell auch schon in der kostenlosen Demo im Nintendo eShop gesehen habt, wurde der Artstyle im Vergleich zu den Original-Spielen noch einmal wesentlich geändert. Jeglicher Fortschritt aus der Demo kann übrigens ins Hauptspiel mitgenommen werden. Spike Chunsoft hat sich für das Remake einen Grafikstil ausgesucht, der das Spiel handgezeichnet aussehen lässt und meiner Meinung nach sehr gut zum Spiel passt. Ich habe mich generell öfter mal dabei ertappt, kurz anzuhalten und vor allem die Pokémon-Modelle genauer anzugucken, da mir der Stil sehr gut gefällt. Aber das ist natürlich absolut Geschmacksache. Beschäftigt seid ihr wie es sich für ein Roguelike gehört quasi endlos, da der Wiederspielwert durch die zufällig zusammengewürfelten Dungeons immer gegeben ist. Wollt ihr nur die Hauptstory abschließen seid ihr aber auch schon ca. 15 - 18 Stunden beschäftigt.
"Pokémon Mystery Dungeon: Retterteam DX hat mich, wie schon das Original, sehr gut unterhalten und passt perfekt auf die Switch."
Das Remake zu den Game Boy Advance- und DS-Titeln wurde von vielen Fans der Mystery Dungeon-Reihe lange erwartet und nun wurden diese Bitten von Nintendo endlich erhört. Da mir selbst der nostalgische Bezug etwas fehlte, war ich zwar keiner davon, gefreut habe ich mich auf das Spiel aber trotzdem sehr: meine Liebe zu Roguelikes ist bis heute stets gewachsen und, dass ich Pokémon liebe, sollte wohl schon lange kein Geheimnis mehr sein. Pokémon Mystery Dungeon: Retterteam DX hat mich, wie schon das Original, sehr gut unterhalten und passt perfekt auf die Switch. An von mir geschätzte Titel wie The Binding of Isaac oder Dead Cells kommt es leider trotzdem nicht ganz heran. Dazu fehlt es dem Spiel etwas an Tiefe und vor allem der Schwierigkeitsgrad ist für meinen Geschmack im Remake doch etwas zu leicht ausgefallen, da man sich sehr schnell hochleveln kann. Trotz der etwas eintönigen Missions-Typen macht es aber immer wieder Spaß durch einen Dungeon zu streifen und gegen die Pokémon darin zu kämpfen und vor allem das zu tun, was man in Pokémon nunmal so tut - sie sich alle schnappen.