Von Miggi
Wisst ihr was ich richtig geil finde? Also außer Sonic? Genau - Pokémon! Und natürlich wisst ihr das, denn ich habe das nicht nur in jeder Review und etlichen regulären Podcast-Folgen erwähnt, sondern wir hatten auch eine Podcast Special-Reihe, in der ich mit Gästen über jede Generation bis zur achten, also Pokémon Schwert und Schild, gesprochen habe. Seitdem sind einige Monate ins Land gezogen, wir hatten letzten November erst die Remakes Pokémon Strahlender Diamant & Leuchtende Perle und jetzt ist es schon wieder soweit: mit Pokémon Legends: Arceus erschien Anfang 2022 direkt das nächste Spiel, das im Rahmen des 25-jährigen Jubiläums der Serie angekündigt wurde. Wieder entwickelt von Game Freak ist es aber diesmal kein regulärer Titel der Hauptserie, sondern eine Art Spin-Off, das einiges im Gameplay umschmeißt und so schon im Vorfeld viele Erwartungen geschürt hat. Und das nicht nur bei mir.
Der neueste Titel spielt nämlich in der Vergangenheit und zwar in der Hisui-Region, aus der sich später irgendwann Sinnoh entwickeln soll. Dadurch macht es auch noch viel mehr Sinn, dass das Spiel in so kurzem Abstand zu den Remakes der vierten Generation erschienen ist. Im Geschehen angekommen, seid ihr als Teil eines wachsenden Dorfes dafür zuständig den Pokémon-Professor Laven und Team Galaktik - ja, ihr habt richtig gehört - dabei zu unterstützen den ersten Pokédex der Region zu erstellen. Menschen haben in dieser Zeit nämlich gerade erst herausgefunden, wie man Pokébälle baut, wie diese funktionieren und wie man mit den Pokémon gemeinsam leben kann. Nachdem ihr euch für einen der drei Starter - Feurigel, Ottaro und Bauz - entschieden habt, kann wie immer euer großes Abenteuer losgehen.
Wie schon in vergangenen Teilen startet in Pokémon Legends: Arceus nachdem ihr euren Starter gewählt und in die Welt losgelassen werdet, erst mal ein ausgedehntes Tutorial. Und diesmal ist das ganze auch noch ein bisschen sinnvoller als sonst. Für meinen Geschmack immer noch zu ausgiebig, aber hey. Diesmal erwartet euch im Spiel nämlich keine reguläre Region mit Arenen und einer Pokémon Liga, sondern einzelne offene Gebiete, die ihr bereise könnt. Wer schon einmal Monster Hunter gespielt hat, weiß, wie das ungefähr aussieht. In diesen separaten Areas könnt ihr dann losziehen und euch relativ frei bewegen. Ihr versteckt euch im hohen Gras, versucht euch an Pokémon heranzuschleichen, die euch diesmal nicht in Zufallskämpfen angreifen und könnt diese entweder einfangen, oder euer Pokémon in den Kampf gegen sie schicken.
Jedes dieser Pokémon hat dabei verschiedene Forschungs-Aufgaben, die ihr erfüllen müsst, um den Pokédex-Eintrag komplett zu vervollständigen. Das reicht von "Fange das Pokémon X mal" und "Besiege es Y mal" in diversen Schritten bis hin zu Aufgaben, für die ihr die Monster füttern müsst, bei etwas beobachten sollt oder bestimmte Attacken sehen müsst. So füllt sich nach und nach der Forschungsrang des Pokémon und damit auf Stufe 10 dann der Pokédex-Eintrag vollständig. Für all eure Aufgaben bekommt ihr später, wenn ihr dem Professor eure Ergebnisse präsentiert Erfahrungspunkte, die euch im Level steigen lassen. Habt ihr einen höheren Level erreicht, gehorchen euch mehr Pokémon. So ersetzt das Spiel quasi die Orden, die es sonst zu holen gibt. Trainer-Kämpfe gibt es in Legends: Arceus übrigens nur sehr selten, was aber auch in die Handlung passt, schließlich haben erst wenige Menschen neben euch überhaupt Pokémon gefangen.
Das Gameplay dürfte für alle Pokémon-Fans da draußen eine Offenbarung sein. Pokémon Legends: Arceus bietet an so vielen Ecken und Enden genau das, was man sich schon jahrelang von der Serie wünscht, dass man schon fast nicht mehr hinterherkommt mit der Aufzählung. Pokémon werden in Echtzeit gefangen und ihr zielt mit euren Pokébällen komplett manuell. Kämpfe werden dort ausgetragen, wo sich die Pokémon nun mal gerade befinden und es gibt keinen extra Kampf-Screen. Generell wurde in den Kämpfen vieles sehr beschleunigt und ihr spart euch einen Haufen Inputs der A-Taste. Wo man in vorherigen Teilen noch mit dem Hämmern ebendieser beschäftigt war, um sich schnell durch die Menüs zu skippen, habe ich das hier bei mir so gut wie gar nicht festgestellt. Erfahrungspunkte gibt es nicht nach jedem besiegten Pokémon, sondern gesammelt am Ende und auch Statuseffekte und das Wetter wurden viel organischer ins Spielgeschehen eingebaut.
Eine weitere große Neuerung ist das Crafting-System. Überall auf den Maps verteilt sammelt ihr Aprikokos, Steine, Beeren und andere Items, die ihr in einem Menüpunkt easy zu Pokébällen oder Ködern verarbeiten könnt. So spart ihr euch nicht nur Geld, sondern könnt auch einfach unterwegs mal eben neue Bälle craften, sollten euch diese ausgehen. Um euer Arsenal dahingehend zu erweitern, könnt ihr im Hub Nebenquests annehmen, die es auch für den Shop, das Feld, den Klamottenladen oder den Friseur gibt. Generell halten die Nebenquests echt gut bei Laune und ich bin jetzt nach 40 Stunden im Postgame immer noch gut beschäftigt mit allerhand Aufgaben, die das Spiel mir gestellt hat. VMs fallen übrigens wie in allen moderneren Teilen komplett weg, stattdessen bekommt ihr nach und nach die Möglichkeit verschiedene Pokémon zu nutzen, mit denen ihr dann etwa über Wasser schwimmen oder klettern könnt.
Aber es ist natürlich nicht alles Gold was glänzt, außer vielleicht die Streifen am Hyperball. Optisch kommt Pokémon Legends: Arceus zwar in einem doch schicken Cel Shading-Look, der meiner Meinung nach gut zur Atmosphäre des Titels passt, das Niveau der Grafik ist teilweise aber leider echt veraltet. Texturen und Schatten bewegen sich oft auf einem Niveau, das 2022 einfach schon lange der Vergangenheit angehören sollte. Und das obwohl die 3D-Modelle der Pokémon um Welten besser animiert sind, als in jedem anderen 3D-Titel der Serie bisher. Schaut euch bitte einfach mal an, wie gut das Sprite von Karpador aussieht! Und das ist bei weitem nicht das Einzige. Der ganze Stil des feudalen Japans passt perfekt zum Spiel, die neuen Hisui-Formen von bekannten Pokémon sind mit meine liebsten Pokémon-Designs ever und man muss einfach sagen - die Art Direction ist hier unfassbar on Point. Nur die technische Umsetzung ist an manchen Stellen leider echt Murks. Das tut dem Spielspaß zwar absolut keinen Abbruch und in bewegter Form sieht das ganze auch noch einmal wesentlich besser aus, als auf vielen Screenshots die im Internet kursieren, zeitgemäß ist es aber leider bei weitem nicht. Auch nicht für die Switch.
"Pokémon Legends: Arceus hat mich wie bei den ersten Spielen vor 25 Jahren komplett in seinen Bann gezogen und wird mich vermutlich erst loslassen, wenn ich alle Pokémon im Spiel komplett erforscht und alles andere erledigt habe."
Das Experiment, das Game Freak schon mit der Wild Area in Pokémon Schwert & Schild leicht angeteasert hat, findet in diesem Spiel seine vorläufige Steigerung. Die Möglichkeit sich in einem großen und offenen Gebiet fast komplett frei bewegen zu können und dabei Pokémon zu fangen, ist genau das, was ich und viele andere sich schon seit Jahren gewünscht haben und hier wurde nun endlich delivered. Klar gibt es noch an manchen Stellen Verbesserungsbedarf, das Potential, das so lange ungenutzt in der Ideenschublade lag, hat es nun aber endlich einmal auf die Konsolen geschafft. Pokémon Legends: Arceus hat mich wie bei den ersten Spielen vor 25 Jahren komplett in seinen Bann gezogen und wird mich vermutlich erst loslassen, wenn ich alle Pokémon im Spiel komplett erforscht und alles andere erledigt habe. Das Spiel ist der wahrgewordene Kindertraum von sehr sehr vielen Leuten da draußen und ich hoffe, dass die nächsten Titel der Hauptreihe nicht wieder zurück in alte Muster fallen, sondern man genau hier ansetzt. Dann sehe ich eine Roserade-ige Zukunft für die Serie.