Von Miggi
Der Release von Pokémon Karmesin und Pokémon Purpur ist nun schon eine ganze Weile her und da kann man doch auch kurz einmal ein kleines Fazit ziehen. Nachdem ich das Spiel bzw. die Hauptstory damals durch hatte, habe, hat es bei mir durch verschiedene Raids und das Ziel den Pokédex zu vervollständigen immer wieder seinen Weg in die Switch-Rotation gefunden. Ich habe sogar zusätzlich zu Karmesin dann noch die Purpur-Edition gestartet, damit ich dort alle Versions-exklusiven Pokémon selbst fangen kann. Und in Japan konnte ich mir sogar noch die limitierte OLED-Edition der Switch zu den Editionen sichern. Man kann also schon sagen, dass ich viel Spaß mit der aktuellen Generation hatte und auch immer noch habe. Der einzige Wermutstropfen war allerdings immer, dass sich selbst über das vergangene Jahr und nach diversen Patches die technische Situation der Spiele nicht wirklich verändert hat. Nichtsdestotrotz habe ich mich aber auf den Release des DLCs Der Schatz von Zone Null gefreut und der erste Teil davon hat diese Vorfreude bereits bestätigt. Am 14.12. ist nun auch der zweite Part und am 11.01. der Epilog dazu erschienen und das habe ich genutzt, um mich wieder voll ins Abenteuer zu stürzen und die Geschichte zu Ende zu bringen. In dieser Review findet ihr also nun beide Teile der Review zum DLC Der Schatz von Zone Null.
Teil 1 - Die türkisgrüne Maske
Im ersten Teil des Erweiterungspasses verschlägt es eure Figur durch einen Schulausflug in die Region Kitakami. Diese erinnert optisch sehr stark an Japan und das zeigt sich nicht nur an den Reisfeldern und Apfelgärten, die ihr dort finden könnt. Ob Kitakami nun eine komplett neue Region ist, oder zu einer bereits bekannten Region dazugehört, erfahren wir im Verlauf der Geschichte allerdings nicht. Im Dorf Midoriya angekommen, trefft ihr auf die beiden Geschwister Jo und Hana und erfahrt, dass in Kitakami das alljährliche Maskenfest kurz bevor steht. Eure erste Aufgabe führt euch aber erst mal zu ein paar Spots, an denen ihr mehr über die Region und vor allem deren Pokémon erfahrt. Vor langer Zeit soll es nämlich in Kitakami einen Zwischenfall rund um das Pokémon Ogerpon und das legendäre Helden-Trio Boninu, Benesaru und Beatori gegeben haben, an den in der Region einige Orte erinnern.
Neben diesen legendären Pokémon könnt ihr in Kitakami aber nicht nur 4 weitere neue Pokémon(-formen) antreffen, es gibt auch 102 weitere bekannte Pokémon, die im Grundspiel bisher nicht auftauchten und die ihr euch jetzt alle schnappen könnt. Gleichzeitig ost seit einiger Zeit auch Pokémon HOME mit Karmesin & Purpur kompatibel, wer also möchte, kann seine Lieblingspokémon von dort direkt ins Spiel übertragen. Aufgeteilt ist die neue Region in 9 Bereiche, in denen ihr auf unterschiedliche Arten treffen könnt und hier ist, wie auch schon im Grundspiel, wieder einiges an Varianz dabei: von den Apfelfeldern mit viel Grünfläche, über Oni Mountain, wo ihr eher auf Boden- und Gestein-Pokémon trefft, bis hin zu einem Sumpf- und Waldgebiet. Je nach Tageszeit und Wetterlage findet ihr dort einen Haufen Pokémon, die ihr in eurem Kitakami-Pokédex eintragen könnt. Dieser wird separat zum normalen Pokédex gefüllt und ihr bekommt dort auch eigene Belohnungen.
Die Storyline des DLCs hält einen, wenn man nicht gerade einfach durch die Wildnis streift und Pokémon fängt, gut bei Laune und ich fand sie inhaltlich wesentlich besser, als bei Pokémon Schwert und Schild. Neben der Hauptstory rund um Ogerpon gibt es dann auch noch Nebenquests, die ihr erledigen könnt, unter anderem rund um ein besonders Ursaluna, das man aus Pokémon Legends Arceus kennt. Insgesamt fand ich die Geschichte aber etwas kurz: wenn man mit seinen aufgelevelten Pokémon reingeht und wirklich strikt der Geschichte folgt, ist man mit 3 bis 4 Stunden eigentlich recht schnell durch und auch in Kitakami hat man dann doch das Gefühl, alles gesehen zu haben. Obwohl die Region schön abwechslungsreich ist, gibt es leider nur ein richtiges Dorf plus den Festival-Platz zu erkunden und auch hier kann man leider nicht die verschiedenen Häuser betreten. Gleichzeitig haben die NPCs bis auf ein paar Ausnahmen eher wenig Dialog und so läuft es relativ schnell darauf hinaus, dass man wieder durch die Wildnis pirscht und nach Pokémon sucht, die einem noch fehlen.
Und wie beim Hauptspiel stechen hier wieder genau die Stärken und Schwächen der neunten Generation hervor: die neuen Modelle der Pokémon sehen richtig gut aus und man freut sich richtig, wenn man eines entdeckt, das man bisher noch nicht gesehen hat. Gleichzeitig machen die Kämpfe gegen die vereinzelt auffindbaren Trainer richtig Spaß und wenn man einmal eine neue Höhle oder einen Spot findet, der einem bisher entgangen ist, ist das schon jedes Mal ein kleines Erfolgs-Gefühl. Leider hat sich technisch aber wie erwähnt nicht viel verbessert, wodurch immer noch viele Pokémon einfach aus dem Nichts aufploppen, wenn man schnell auf Miraidon oder Koraidon durch die Gegend düst und vor allem im hohen Gras gibt es diesmal viele kleine Pokémon wie z.B. Webarak, die so gut getarnt sind, dass man immer wieder in sie reinläuft, einen Kampf startet, nur um aus diesem dann fliehen zu müssen.
Aber was kriegt man eigentlich sonst noch für den Kauf des DLCs Der Schatz von Zone Null? Zum einen gibt es einen Haufen neuer kosmetischer Optionen im Spiel. Ihr könnt eurer Figur neue Frisuren und Haarfarben verpassen, aber auch euren Kleiderschrank ein bisschen aufmotzen. Was mich besonders happy gemacht - man muss nicht mehr zwingend die Schuluniform tragen. Im Zuge des Festivals bekommt ihr nämlich einen traditionellen Jinbei geschenkt, den ihr später auch noch in anderen Farben kaufen könnt. Außerdem beinhaltet der DLC kleine Mini-Spiele, von denen es mir das Ogre Oustin' besonders angetan hat. Hier müsst ihr am Rücken eures Koraidon oder Miraidon in einer vorgegebenen Zeit Ballons zum Ploppen bringen, die mit jeweils einer von vier verschiedenen Beeren gefüllt sind und dadurch eine bestimmte Menge an Beeren zurück zum Start bringen. Als Belohnung bekommt ihr Mochi, mit denen ihr die Stats eurer Pokémon verbessern könnt.
Pokémon Karmesin & Purpur war zu Release eine zweischneidige Sichlor-Klinge. Zum einen hatten die Spiele so viele coole Ideen und vor allem eine bisher nie dagewesene Freiheit, die dem Franchise unglaublich gut tun und sie spielerisch für mich ganz oben dabei sein lassen. Gleichzeitig wurde diese Experience aber durch die technischen Makel für viele so sehr geschmälert, dass man hier einfach nur hoffen kann, dass Game Freak sich nächstes Mal einfach mehr Zeit lässt oder zumindest ein besseres Auge auf diesen Punkt hat. Und obwohl sich all das auch über den ersten Teil des DLCs sagen lässt und es beim zweiten Teil vermutlich nicht anders aussehen wird, hatte ich wieder wahnsinnig viel Spaß und streunere immer noch durch Kitakami, um die letzten paar Pokémon zu finden, die mir noch fehlen. Die türkisgrüne Maske ist der perfekte Auftakt für die Geschichte rund um Zone Null und ich freue mich jetzt schon auf den zweiten Teil. Und das trotz aller technischen Probleme, die das Spiel immer noch hat. Bis dahin habe ich dann hoffentlich auch den Kitakami-Pokédex vollständig.
Teil 2 - Die INDIGOBLAUE SCHEIBE + EPILOG
Dass der Herbst 2023 voll mit guten Spielen war, muss ich vermutlich niemandem mehr erzählen. Ihr habt bestimmt auch wie ich verschiedene Games aufgeschoben mit dem Gedanken "Ach ja, das hol ich dann einfach im Dezember nach, da ist es ruhiger!". Tatsächlich war es das dann sogar auch und ich habe den letzten Monat des Jahres hauptsächlich mit meinem Backlog verbracht. Was ich aber nicht einfach so liegen lassen konnte, war der zweite Teil des Pokémon Karmesin & Purpur DLC, nachdem ich kurz davor sogar schon im Pokémon-Entzugs-Modus einen neuen Run in Pokémon Schwarz auf dem DS angefangen hatte. Die Handlung setzt hierbei direkt an den ersten Teil und dessen Ereignisse an und ihr müsst diesen auch beendet haben, um Teil 2 spielen zu können. Habt ihr das schon erledigt, erhaltet ihr von Cyrano, dem Direktor der Blaubeer-Akademie, eine Einladung als Austauschschüler*in an dessen Schule in der Einall-Region zu kommen.
Dort angekommen werdet ihr erst einmal von diversen Schüler*innen begrüßt und an die wichtigsten Orte des Schauplatzes geschickt. Neben neuen Gesichtern trefft ihr außerdem auf Hana, die man bereits aus dem ersten DLC-Teil kennt und die euch erzählt, dass ihr Bruder Jo sich seit den Vorfällen in Kitakami verändert hat und mittlerweile fast schon besessen davon ist immer stärker zu werden. Dem hat die Niederlage gegen euch wohl gar nicht gut bekommen. Euch wird außerdem Levy vorgestellt, der ein Teil der Top Vier ist. Die vier stärksten Schüler*innen bilden an der Akademie nämlich die Blaubeer-Top-Vier, mitsamt Ligachamp, der aktuell Jo heißt. Den Hauptteil der Handlung verbringt ihr deshalb damit die Top Vier herauszufordern, um euch den Titel des Ligachamps zu schnappen.
Und das passiert in der Tera-Kuppel der Schule. Der Großteil der neuen "Region" befindet sich nämlich unter Wasser. Damit ihr aber im Spiel nicht ständig die VM Taucher einsetzen müsst, wurde dort eine große Kuppel gebaut, die insgesamt vier verschiedene Biome in sich trägt. In diesen können Schüler*innen verschiedene Pokémon in ihrer natürlichen Umgebung studieren, ohne quer durch eine ganze Region reißen zu müssen. In der Mitte des Terariums wurde außerdem ein Kern an der Decke befestigt, der mit Erde aus Paldea und Wasser aus Kitakami gefüllt ist und es so Pokémon erlaubt auch hier die Terakristallisierung auszuführen. Der zweite Teil des DLCs bringt außerdem eine neue Mechanik mit, die seit sehr langer Zeit einen neuen Pokémon-Typ ins Kampfgeschehen einführt. Dieser wird allerdings vermutlich nicht seinen Weg in die nächste Generation finden, da er direkt mit der Kernmechanik von Karmesin und Purpur verknüpft ist.
Die Rede ist vom neuen Stellar-Typ, der den mittlerweile 19. Typ im Spiel darstellt. Das erste Monster, das ihr damit treffen könnt, ist das legendäre Pokémon Terapagos, welches einen wichtigen Teil der Haupstory darstellt. Sobald ihr die Story abgeschlossen habt, können an verschiedenen Punkten in der Tera-Kuppel aber auch andere wilde Pokémon mit diesem Typ finden. Das besondere an diesem neuen Typ ist dabei, dass es kein komplett neuer Typ wie zuletzt etwa Fee ist, sondern vor allem in Kombination mit der Terakristallisierung seine Stärken (und Schwächen) ausspielen kann. Sobald ein Pokémon diese einsetzt werden nämlich alle seine Moves verstärkt, allerdings nur ein einziges Mal. Das bedeutet ihr könnt einmal eine Wasser-Attacke einsetzen, habt ihr allerdings noch einen anderen Wasser-Move wird dieser nicht mehr geboostet. Hat euer Pokémon allerdings noch eine Attacke vom Typ Kampf, ist diese z.B. in der zweiten Runde schon verstärkt. Außerdem können bestimmte Attacken, wie Tera-Ausbruch durch diesen Typ noch einmal andere Effekte erlangen und sind jeweils gegen andere Pokémon vom Stellar-Typ sehr effektiv.
Wenn der zweite Teil des DLCs eines ist, dann auf jeden Fall langlebig. Habt ihr nämlich erst einmal die Hauptstory davon abgeschlossen, ist eure Reise durch die neue Region noch lange nicht vorbei. Für die sogenannten Blaubeer-Missionen, das sind verschiedene Mini-Quests wie z.B. hebe 15 Gegenstände vom Boden auf, fange 1 Pokémon vom Typ Pflanze oder Besiege 10 Pokémon per Autokampf, erhaltet ihr nämlich Blaubeer-Punkte, abgekürzt BP. Habt ihr davon genug gesammelt, könnt ihr im PC-Raum der Liga-AG in der Schule verschiedene Projekte "finanzieren". Das schaltet dann nicht nur neue Wurfstile oder Deko-Rahmen frei, sondern verändert tatsächlich auch die Tera-Kuppel selbst. Wollt ihr alle neuen Pokémon fangen bzw. überhaupt erst einmal antreffen können, müsst ihr also genug BP sammeln, um die diversen Projekte finanzieren zu können.
Die Blaubeer-Missionen sind dabei unterteilt in Solo-Missionen, die ihr alleine spielen könnt und Gruppen-Missionen, die ihr mit Freund*innen online angehen müsst. Außerdem gibt es noch Bonus-Missionen, die ihr nach dem Abschluss jeder 10. Solo-Mission erhalten könnt. Die Gruppen-Missionen nach jeder dritten abgeschlossenen Bonus-Mission verfügbar gemacht, allerdings nur während ihr die Freundeskreis-Funktion nutzt. Dort erhalten dann aber auch alle Spieler*innen die Blaubeer-Punkte aller Missionen die erledigt werden. Und diese Side-Quests haben meine Langzeitmotivation echt erhöht. Wo ich im ersten Teil nur durch Kitakami gelaufen bin und versucht habe alle neuen Pokémon zu fangen, hat mich der zweite DLC-Teil wesentlich stärker abgeholt und ich bin immer noch am BP sammeln, um der Liga-AG alle Projekte zu finanzieren und damit mehr Pokémon im Terarium finden zu können. Ich hoffe echt, dass Game Freak diese Idee mit den Nebenquests mitnimmt ins nächste Hauptspiel.
Zu guter letzt gab es dann am 11.01. noch einen Epilog rund um das mysteriöse Pokémon Infamomo, das schon in der Story von der türkisgrünen Maske angeteased wurde. Habt ihr alle Hauptstory-Schnipsel des Hauptspiels und beider DLCs abgeschlossen erhaltet ihr einen Anruf von euren alten Freunde aus Paldea. Gemeinsam mit ihnen macht ihr einen Ausflug nach Kitakami, trefft euch dort mit Hana und Jo und merkt relativ schnell, dass hier irgendwas nicht ganz richtig zu sein scheint. Alle möglichen Leute sagen plötzlich nur noch "Mochi! Mochi!" und tanzen seltsam. Also eigentlich wie ich an einem Freitag nach dem Einkauf im Asia-Markt, aber irgendwie creepier. Relativ schnell findet ihr heraus, dass Infamomo dafür verantwortlich ist und stellt euch dem Pokémon in einem Showdown, in dem ihr das Gift-Geist-Pokémon fangen könnt. Das kurze Event fand ich als Abschluss der Story richtig schön und wünsche mir generell, dass das Treffen mit mystischen Pokémon wieder mehr besonderes Event wird und weniger random irgendwo in der Welt antreffen.
"Der Schatz von Zone Null erweitert Pokémon Karmesin & Purpur um eine schöne Geschichte, zwei charmante neue Regionen und vor allem um einen Haufen Einträge, die ihr in eurem Pokédex machen könnt."
So viele Pokémon-DLCs hatten wir ja noch gar nicht, wenn man genau darüber nachdenkt. Früher gab es nach einiger Zeit immer eine Special Edition der Spiele, aber "richtigen" DLC gab es das erste Mal bei Pokémon Schwert und Schild in Form des Erweiterungspasses. Und ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich diese Form von Add-On insgesamt schon besser finde, als direkt nochmal ein ganzes Spiel kaufen zu müssen. Und obwohl es jetzt nicht viel Vergleichsmöglichkeiten gibt, ist das hier für mich ein lupenreiner DLC für die 9. Pokémon-Generation und ich hatte echt sehr viel Spaß damit. Klar, technisch müssen wir uns immer noch nicht über die Performance & Co. unterhalten, das wird auch nichts mehr, aber in allen anderen Bereichen wurde hier alles richtig gemacht. Der Schatz von Zone Null erweitert Pokémon Karmesin & Purpur um eine schöne Geschichte, zwei charmante neue Regionen und vor allem um einen Haufen Einträge, die ihr in eurem Pokédex machen könnt. Ideen wie die Blaubeer-Missionen finden hoffentlich ihren Weg in die nächsten Hauptspiele genau so wie die aktualisierten Modelle der Pokémon und dann steht einer gelungenen 10. Generation bald hoffentlich nichts mehr im Weg. Bis dahin reite ich auf meinem Koraidon noch ein bisschen durch Paldea, Kitakami und die Tera-Kuppel.