Von Yvonne
Wisst ihr noch damals, 1999, dieses eine Spiel in dem man eine Stadt im alten Ägypten errichtet und Göttern gehuldigt hat? Hoffte, dass der Nil genug fruchtbaren Schlamm anspült, und irgendjemand doch bitte endlich die 1.000 Einheiten zu viel produzierten Papyrus kauft, um das Königreich eventuell doch noch vor der drohenden Pleite zu retten? Dieses Spiel hieß „Pharao“ und ich war 10 oder 11 Jahre alt, als ich zum ersten mal mit diesem Aufbau-Klassiker in Berührung kam. Wer konnte ahnen, dass aus diesem Spiel eine meiner Core-Memories im Bezug auf Videospiele entstand?
Fast forward: Wir schreiben das Jahr 2022. Es ist gamescom und ich stolpere last Minute in einen Termin, mit meinem Kollegen Miggi. „Spiel du, ich mache die Notizen. PC Spiele liegen mir nicht.“sagte ich und zückte das Notizbuch. Dann der Schock: Diese Musik. Diese Mechaniken. „Bastet schickt eine schwarze Wolke der Verzweiflung über die Stadt.“ Damn. „MIGGI!!! Ich kenne dieses Spiel!“
Das Pharao Remake Pharao: A New Era, entwickelt von Triskell Interactive und gepublished von Dotemu ist wohl der Inbegriff von Nostalgie und Hoffnungsträger für alle, die den Klassiker von 1999 noch kennen, lieben und in neuem Gewand erstrahlen sehen wollen. Die Neufassung, welche 50 Missionen und über 100 Stunden Spielvergnügen zu bieten hat, beinhaltet neben dem Hauptspiel ebenfalls die Cleopatra: Queen of the Nile Expansion. Die Entwickler*innen haben uns auf der gamescom außerdem erzählt, dass sie keinen Zugriff auf den Original-Code hatten und deshalb alles per Reverse Engineering selbst nachbauen mussten.
Ziel ist es, wie schon damals, eine Stadt entlang der Ufer des Nils zu kultivieren und Tempel und Mausoleen zu errichten, um alle Aspekte der Gesundheit und Kultur der Stadt, sowie die vorherrschende Religion der Zeit zu verwalten. Mindestens genauso wichtig ist es, sich gegen wirtschaftliche und politische Krisen zu wappnen, sich die Gunst der Götter zu verdienen und sich gegen eventuelle Bedrohungen von außen abzusichern – denn auch wenn man selbst nicht aktiv Ärger anzettelt, so kann es doch sein, dass einem der ein oder andere Feind einen Besuch abstattet.
Klingt erst mal ziemlich kompliziert. Zugegebenermaßen kann es am Anfang tatsächlich kurz mal überfordernd wirken, die vom Spiel geforderte Übersicht, vom Wohlergehen der Bewohner*innen, über Handel und Finanzen, bis hin zu regelmäßigen Festlichkeiten für die Götter, im Auge zu behalten. Wer allerdings die ersten 6 Missionen der Kampagne spielt bekommt eine ausführliche Einführung in die grundlegenden Mechaniken des Spiels und dessen Aufseher-Tools und ist danach gut aufgestellt zu herrschen. Darüber hinaus wird durch einen anpassbaren Schwierigkeitsgrad, eine alles in allem recht intuitive neue Bedienoberfläche und Optionen, welche das Spiel bei Bedarf noch zugänglicher machen, ein anpassbares und doch angenehm anspruchsvolles Spielerlebnis gewährleistet.
Keine Lust darauf Missionen abzuarbeiten, oder auf lästiges Herumschlagen mit Eindringlingen? Kein Problem! Entweder könnt ihr in Pharaoh: A New Era die Geschichte frei erforscht werden oder, für die ganz gemütlichen unter uns, können die Maps gänzlich ohne Druck im Sandbox Modus bespielt werden. Grade für Spieler*innen für die nur das Aufbauen und Gestalten der eigenen Stadt im Vordergrund steht, ist dieser Modus wahnsinnig interessant. Auch Customized Maps sind in der Missionsauswahl zu finden.
Pharao: A New Era erstrahlt in einem wunderschönen Comic Stil in neuem Glanz und hat mich auf allen Nostalgie-Ebenen die man sich vorstellen kann abgeholt. Ich freue mich einfach wahnsinnig darauf, weiter Stunde um Stunde in diesem Klassiker der Videospielgeschichte zu versenken und mich diesmal mit taktischer Weitsicht, (anders als vor 20 Jahren ;) ) durch die Kampagne zu zocken.
"Pharao: A New Era erstrahlt in einem wunderschönen Comic Stil in neuem Glanz und hat mich auf allen Nostalgie-Ebenen die man sich vorstellen kann abgeholt."
Auf eventuell vorhandene Bugs wird Seitens der Devs zügig reagiert, sodass das Spiel aktuell gut und flüssig läuft. Positiv hervorzuheben ist außerdem der gefühlt enge Kontakt mit und das offene Ohr für die Community, welche Wünsche äußert wie etwa das Einbetten einer Mini-Map, wie damals im Originalspiel. Diesen Wünschen nachzukommen wird sich nicht gescheut, so dass ich für die Zukunft sogar ein noch ganzheitlicheres Spielerlebnis erwarte. In freudiger Erwartung auf alles was noch kommt, huldige ich den Videospielgöttern.
