Von Miggi
Es ist jetzt schon fast wieder ein Jahr her, dass ich die Review von Persona 3 Portable geschrieben und mich in dem Zuge den Tartarus hochgekämpft habe. Damals war das Remake zum PlayStation 2-Titel, der ursprünglich 2006 erschien, noch ein Gerücht, welches dann aber im Juni 2023 dann gemeinsam mit Persona 5 Tactica und Metaphor: ReFantazio offiziell enthüllt wurde. Kurz darauf konnte ich auf der gamescom dann schon die erste Demo dazu anspielen und hatte wenig Zweifel, dass ATLUS hier alles richtig macht. Im Vorfeld gab es aber auch einige skeptische Stimmen, da sich das Remake dezidiert auf das Original konzentriert und nicht auf Persona 3 FES oder Portable und so eine gewisse Sorge aufkam, dass wichtige Neuerungen oder Elemente eventuell nicht ihren Weg ins Remake finden. Was nun aber wirklich den Sprung ins Jahr 2024 geschafft hat und wie das Remake geworden ist, konnte ich zum Glück selbst ausführlich testen.
Wie schon im Original dürfen wir auch in Persona 3 Reload wieder zurück in eine Zeit, in der alles noch ein bisschen mehr edgy war. Zu Beginn des Spiels kommt ihr als Austauschschüler auf die Gekkoukan High in Iwatodai. Aber direkt auf dem Weg zu eurer Unterkunft, fällt euch aber recht schnell auf, dass hier nicht alles mit rechten Dingen zugeht. Die Dark Hour, eine extra Stunde des Tages, die um 00:00 Uhr beginnt und zwischen zwei Tagen existiert, verwandelt um euch herum nämlich Menschen in Särge und ein seltsamer Turm namens Tartarus taucht da auf, wo tagsüber das Schulgebäude steht. Außerdem erscheinen gefährliche Schattenwesen, die außer euch selbst nur eine Handvoll anderer Leute sehen kann. Da trifft es sich doch perfekt, dass diese Gruppe in eurem Wohnheim ihre Basis hat und euch direkt mit aufnimmt. Das Specialized Extracurricular Execution Squad (S.E.E.S.) ist von da an eure Party, mit der ihr gemeinsam loszieht, um das Geheimnis von Tartarus, den Schatten und den seltsamen Ereignissen zu lösen.
Alle, die bisher keine der alten Persona 3-Versionen gespielt haben, müssen sich beim Remake keine Sorgen machen - Reload ist perfekt geeignet für Neueingsteiger*innen und erfordert nicht zwingend Wissen, das man eventuell nur hat, wenn man das Original kennt. Aber auch alteingesessene Fans werden viel Spaß damit haben können, keine Sorge. Das Kampf-System ist wie immer rundenbasiert und ihr werdet oft von Schwächen der Gegner Gebrauch machen, da diese euch nicht nur mehr Schaden machen lassen, sondern euch einen Extra-Zug spendieren. Anders als im Original könnt ihr jeder Figur in eurer Party direkt manuell Befehle geben und habt diesmal sogar die Möglichkeit zwischen 2 Charakteren zu wechseln, sobald ihr eine Schwäche getroffen habt. Diese Shift-Mechanik macht die Kämpfe richtig smooth und wenn ihr euch klug und effizient anstellt, könnt ihr es schaffen eure Gegner innerhalb eines Zuges schnell auszulöschen. Habt ihr außerdem bei allen Gegnern die Schwäche getroffen, könnt ihr serientypisch eine starke All Out-Attacke ausführen, die meistens den Kampf beendeet, wenn ihr nicht gerade gegen besonders starke Monster kämpft. Ganz neu im Spiel ist die Theurgie - eine Spezialattacke, die jede Figur ausführen kann, sobald ihre Energie-Leiste komplett gefüllt ist. Was die Attacke bewirkt, hängt dabei von der jeweiligen Persona ab.
Die meisten Kämpfe werdet ihr dabei im Tartarus bestreiten, einem Turm mit über 200 Stockwerken, der sich pro Besuch jeweils verändert. Auf jeder Ebene warten dabei neben Schatten, die ihr aktiv bekämpfen oder umgehen könnt noch Schatzkisten, Items und Teleporter, mit denen ihr euch zurück zum Eingang befördern lassen könnt. Dort könnt ihr speichern, euch heilen und den Velvet Room betreten, in dem ihr neue Personas bekommen könnt. Während eurer Zeit im Tartarus, das wesentlich schicker aussieht und mehr Abwechslung bietet als früher, tauchen außerdem neben Minibossen auch Monad Türen auf, die euch vor besonders harte Aufgaben stellen. Anders als im Original ist das diesmal aber kein zusammenhängender Bonus-Bereich, sondern die Türen tauchen entweder zufällig in Stockwerken auf, oder jeweils an fixen Punkten. Diese bleiben immer auf dem selben Stockwerk und es warten dort mehrere starke Gegner auf euch, die ihr hintereinander besiegen müsst. Am Ende jeder Tür bekommt ihr seltene Items oder Ausrüstungsgegenstände, es lohnt sich also definitiv diese zu bewältigen.
Wer schon einmal irgendein Persona gespielt hat, weiß aber, dass es neben den Kämpfen noch einen anderen wichtigen Aspekt im Gameplay gibt: Freizeit. Mit verschiedenen Charakteren könnt ihr in Form der Social Links im Spiel starke Bindungen aufbauen, die euch nicht nur Boni beim Fusionieren von neuen Personas geben, sondern auch wahnsinnig viel zur Immersion und der generellen Story beitragen. Das passiert entweder nach der Schule oder Abends und "verbraucht" Zeit in eurer Tagesplanung. Diese müsst ihr aber auch nutzen, um eure 3 Hauptwerte Mut, Wissen und Charme zu steigern, damit ihr bestimmte Events überhaupt erst starten könnt. Um z.B. den Social Link einer bestimmten Person zu starten, muss euer Mut-Wert auf Level 3 steigen, davor bleibt euch dieser verwehrt. So müsst ihr eure Freizeit klug einteilen und viel hat sich hier im Vergleich zum Original nicht verändert, außer dass einige Social Links leicht andere Dialoge bekommen haben.
In den verschiedenen Locations, die ihr über die World Map erreichen könnt warten dann diverse Shops und Freizeiteinrichtungen auf euch. Dort könnt ihr nicht nur eure Skills steigern, sondern auch einkaufen und später sogar Waffen und Rüstungen craften. Mit fortlaufender Spieldauer erhaltet ihr dann auch die Möglichkeit in eurem Wohnhaus mit den anderen zu Kochen, zu lernen und sogar Gemüse anzupflanzen. Die Locations haben sich dabei in Persona 3 Reload eigentlich nicht großartig verändert und auch die Aktivitäten sind soweit gleich geblieben. Eure Skills auf Maximal-Level zu bringen sollte auch nicht wirklich ein Problem sein, ich hatte das schon relativ zeitig geschafft, lediglich bei den Social Links könnt ihr euch schon einmal drauf einstellen hier vielleicht nicht alle auf Level 10 zu bekommen. Der Zeitplan ist nämlich wirklich knapp und es gibt wirklich viele Figuren. Sucht euch da also am besten eure Favorit*innen aus und klappert die zuerst ab, da diese immer nur an bestimmten Tagen verfügbar sind.
Die offensichtlichste Änderung von Persona 3 Reload ist aber natürlich die Optik bzw. die Präsentation. Hier haben die Entwickler*innen wieder einmal alles gegeben und jedes Menü, jede Animation und jedes Schnipselchen UI sieht einfach unfassbar stylish und gut aus. Die blau-weiß-schwarze Farbgebung ist hier unfassbar gut umgesetzt und ich kann mich persönlich nicht an den Animationen satt sehen und bin teilweise einfach nur dafür im Menü hin und hergesprungen. Vor allem die Animation im Kampf, wenn man eine Schwäche der Gegner trifft hat es mir besonders angetan und wird auch nach über 50 Stunden Spielzeit nicht langweilig. Hier taucht kurz das Gesicht der jeweiligen Figur auf und zerbricht dann durchs Beschwören der Persona nach vorne. Zwischendurch wechselt das Spiel in wichtigen Story-Abschnitten außerdem immer wieder in Anime-like Zwischensequenzen, die auch einfach nur richtig schön geworden sind. Im Audio-Bereich wurde zudem der Soundtrack komplett neu arrangiert und durch weitere Songs ergänzt, die einen durch das ganze Spiel begleiten. Was dabei auf jeden Fall auf meiner Playlist landen wird ist das neue Battle Theme "It's Going Down Now". Absoluter Hit.
"Persona 3 Reload ist, als hätte man den Style-Faktor und die Liebe zum Detail von Persona 5 als Zuckerguss über die Story des dritten Teils gegossen und herausgekommen ist eine mehrstöckige Tartarus-Torte, mit der man unzählig viele schöne Spielstunden verbringen kann."
Bei einem Remake steht am Ende natürlich immer die Frage - hat es das Remake gebraucht und wurde das Original sinnvoll erweitert, 1:1 umgesetzt nur in Schöner oder vielleicht sogar verschlechtert? Diese Frage kann man im Falle von diesem Spiel sehr einfach beantworten: das Remake verliert einerseits zu keinem Punkt den Charme des Originals, hat dieses aber um sinnvolle Quality of Life-Verbesserungen erweitert, ohne dabei zu leicht zu werden, sieht dabei unfassbar gut aus und spielt sich richtig gut. Persona 3 Reload ist, als hätte man den Style-Faktor und die Liebe zum Detail von Persona 5 als Zuckerguss über die Story des dritten Teils gegossen und herausgekommen ist eine mehrstöckige Tartarus-Torte, mit der man unzählig viele schöne Spielstunden verbringen kann. Im Grunde ist Reload die Definitive Edition, die Persona 3 immer gebraucht hat. Die Frage "Spiele ich jetzt das Original, aber eigentlich ist FES ja umfangreicher ... aber was ist mit dem Extra-Content von Portable?" ist damit vielleicht für Hardcore-Fans nicht zu 100% geklärt, wer aber in Zukunft wissen will, welches die beste Version von Persona 3 ist, um das Spiel endlich einmal nachzuholen - euch werde ich in Zukunft mit ruhigem Gewissen Reload ans Herz legen können.