Von Miggi
Need for Speed hat als Franchise bereits eine sehr sehr weite Reise hinter sich. Der erste Titel erschien als The Need for Speed bereits 1994 für die Playstation, den SEGA Saturn und den PC. Seitdem hat sich wahnsinnig viel getan, die Spiele wurden immer weiter ausgebaut und mit etlichen neuen Elementen versehen. Nachdem ganze Zehn Jahre später mit Need for Speed Underground 2 der für viele bis heute immer noch beste Teil erschien und Electronic Arts zwei Jahre später den Sprung auf die damals neue Konsolengeneration gewagt hatte, erschien 2010 Need for Speed: Hot Pursuit für Xbox 360 und Playstation 3 und in stark abgewandelter Form auch für Nintendos Wii. Knappe zehn Jahre später gibt es nun eine Remastered-Version des Spiels und ich habe es mir nicht nehmen lassen, mal wieder ordentlich die Reifen quietschen zu lassen.
Need for Speed: Hot Pursuit kehrte damals zurück zu den Wurzeln der Serie und hat sich deshalb passenderweise den Titel vom großen Bruder Need for Speed III: Hot Pursuit aus dem Jahr 1998 geliehen. Entwicklerstudio Criterion Games hat nach ihrem Titel Burnout Paradise ein von Kalifornien, Arizona und Colorado inspiriertes Gebiet namens Seacrest County geschaffen, in dem ihr auf ungefähr 160 km an Straßen befahren dürft. Je nachdem wie ihr wollt, könnt ihr das Areal entweder als Open World befahren oder auch einfach auf der Karte die einzelnen Rennen auswählen, wenn ihr keine Lust habt über die Karte zu fahren.
Anders als heutige Titel oder auch seine direkten Vorgänger kommt Need for Speed: Hot Pursuit - Remastered nicht mit einer handfesten Story daher, sondern bricht das Spiel auf den absoluten Kern runter - die Rennen. Und ganz ehrlich, ich hätte nicht gedacht, dass das dem Spiel auch heute noch so gut tut. Nach so vielen Titeln, in denen die Story als reines Mittel zum Zweck diente, macht es unglaublich viel Spaß einfach mal wieder "sinnlos" Rennen zu fahren. Ich habe die meiste Zeit nicht einmal den Open World-Modus genutzt, sondern einfach wahnsinnig viel Spaß daran gehabt, schnell von Rennen zu Rennen zu springen. Damit es aber nicht ganz zu langweilig wird, könnt ihr jederzeit zwischen zwei Perspektiven switchen: Entweder geht ihr als illegale Rennfahrer*innen auf die Straße oder nehmt im Fahrersitz der Polizei Platz. Je nachdem welche Seite ihr wählt, gibt es verschiedene Rennen mit eigenen Szenarien, die ihr für den erfolgreichen Abschluss meistern müsst.
Auf Seite der Racer*innen könnt ihr Rennen gegen mehrere Autos mit oder ohne Equipment und mit oder ohne Polizei-Einsätze, Zeitchallenges und Einzelduelle fahren sowie Verfolgungsjagden, in denen die Gesetzeshüter nur hinter euch her sind. Wenn ihr in einem Polizei-Auto Platz nehmt, müsst ihr illegale Rennen auffliegen lassen und alle gegnerischen Autos von der Straße abbringen oder in anderen Herausforderungen so schnell wie möglich einen Checkpoint erreichen, an dem Verstärkung gebraucht wird. Für die meisten Events stehen euch dabei nach und nach immer mehr fahrbare Untersätze zur Verfügung, die ihr mit laufendem Spielfortschritt freischaltet, manche Challenges setzen euch in ganz bestimmte Autos. Insgesamt habt ihr die Auswahl aus über 70 Stück von verschiedenen Marken. Aber hands down - ich kenne mich mit Autos eh nicht aus. Wenn ein Modell schneller fährt, als ein anderes, dann nehme ich das einfach. Tunen oder sonst großartig ändern lassen sich die Autos nicht, lediglich die Farbe könnt ihr vor den Rennen ändern.
Neben den verschiedenen Autos auf beiden Seiten habt ihr außerdem die Möglichkeit auf verschiedene Gadgets zurückzugreifen, wenn euch eure Kontrahent*innen mal zu nahe kommen oder ihr die illegalen Straßenrennen noch taktischer unterbinden wollt. Je nachdem, wie weit ihr im Spiel vorangekommen seid, habt ihr mehr und mehr Items zur Verfügung. Neben Spike Strips, die die Reifen eurer Hinterleute durchstechen, habt ihr EMP-Blasts und einen Störer, der die Waffensysteme der Gegenseite ausschalten kann, im Gepäck. Als Cops könnt ihr zudem noch Straßensperren und sogar einen Helikopter anfordern, die euch bei eurem Vorhaben unterstützen. In jedem Rennen steht euch dabei aber nur eine begrenzte Auswahl der Items zur Verfügung. Ist diese aufgebraucht, müsst ihr ohne weitere Hilfe auskommen. Außerdem hat jedes Auto einen Turbo, den ihr durch bestimmte Aktionen über die Zeit immer wieder neu aufladen könnt.
Als neues Feature hatte Need for Speed: Hot Pursuit damals das als "Facebook fürs Spiel" angekündigte Feature Autolog, in dem Spieler*innen Erfolge posten, Bestzeiten vergleichen können und die Erfahrung in Form der Bounty einsehen können. Dieses ist auch in der Remastered-Fassung wieder enthalten, die diesmal sogar Cross-Platform Multiplayer anbietet, was mich persönlich immer sehr freut. Während ihr so im Solo-Modus so plattformübergreifend eure Zeiten vergleichen könnt, gibt es auch handfeste Multiplayer-Rennen mit bis zu acht Leuten, in die ihr euch stürzen könnt. Soweit aber eigentlich alles wie schon im Original. Einen Splitscreen-Modus sucht ihr in Hot Pursuit - Remastered leider vergebens, dafür hat es ein anderes Relikt der Vergangenheit ins Spiel geschafft, das oft unnötig zu Frust führt: das (gar nicht so) gute alte Gummiband. Egal wie gut und konstant fehlerfrei ihr eure Rennen absolviert, eure Widersacher*innen sind euch so gut wie immer auf den Fersen.
Vom Fahrgefühl her musste ich mich erst einmal wieder an die Steuerung des Spiels gewöhnen. Nach ein paar Rennen, in denen ich viel zu oft die Leitplanken mit der Stoßstange geküsst hatte, hatte ich mich aber schnell zurecht gefunden und bin schön um die Kurven gedriftet. Auch wenn die Steuerung für heutige Verhältnisse doch relativ schwammig ist. Aber hey, so war das damals nunmal. So sehr Need for Speed: Hot Pursuit - Remastered an manchen Stellen aber erfrischend alt ist, so sehr ist es dann doch teilweise schade, dass nicht nur wenig wirklich remastered wurde, sondern sogar noch diverse Features gestrichen wurden. Neben fehlendem HDR-Support ist optisch auch an anderen Stellen nicht so unglaublich viel passiert, aber das fällt bei der hohen Geschwindigkeit meistens nicht wirklich auf. Nur im Fotomodus stechen maue Umgebungen und Texturen dann doch relativ stark hervor. Einen Pluspunkt konnte das Spiel bei mir dafür beim Soundtrack sammeln, der alle lizenzierten Songs des Originals beinhaltet, darunter auch Pendulum mit Watercolour, was mich umso mehr ins Jahr 2010 zurückversetzt hat.
"Need for Speed: Hot Pursuit - Remastered ist auch 2020 noch ein verdammt spaßiger Racing-Titel, dem etwas mehr Remaster aber gut gestanden hätte."
Kurz vor Erscheinen der beiden Next Gen-Konsolen war die remastered Version des 2010er-Titels das perfekte Spiel für mich. Es ist schön kurzweilig, drückt einem keine unnötige Story auf und man kann einfach schnell ins Geschehen springen. Gleichzeitig machen die kurzen Einzelrennen und verschiedenen Challenges einfach Spaß und können schön hintereinander abgefrühstückt werden. Need for Speed: Hot Pursuit - Remastered ist auch 2020 noch ein verdammt spaßiger Racing-Titel, dem etwas mehr Remaster aber gut gestanden hätte. Wer den Titel damals verpasst oder einfach Lust auf kurzweiligen Rennfahrspaß hat, kann aber ohne Bedenken reingucken. Enthalten in der Remastered-Version sind zudem alle DLCs, die der Titel damals erhalten hat, darunter 33 neue Events und 23 Autos. Neben den Heimkonsolen Xbox One und PS4 und durch Abwärtskompatibilität auch Series X | S und Playstation 5 könnt ihr euch den Titel außerdem für unterwegs auch auf der Switch holen.