Von Yvonne
Der Wecker klingelt, man wacht auf, checkt, was man über Nacht so in der großen weiten Internetwelt verpasst hat. Verliert sich im Scrollen und Swipen, bis einem plötzlich wieder bewusst wird, dass man ja einen Job hat, bei dem man bestenfalls aufkreuzen sollte. Also aufstehen, Zähne putzen, Haare richten und los – und das jeden Morgen, immer wieder aufs Neue. So, oder so ähnlich beschreibt man wohl den klassischen „grauen Alltag“, das „everyday normal life“, „same shit, different day“ oder aber Mosaic.
Als wir auf der gamescom 2018 aus dem Termin bei Raw Fury und den Leuten von Krillbite Studio kamen, waren wir uns alle einig: Mosaic war definitiv ein unerwartetes Highlight für uns. Angefangen bei dem außergewöhnlichen Look, der irgendwie an einen Tim Burton Film erinnert, begeisterte das Spiel außerdem durch seine interessante Idee, den Alltagsmonotonismus in Videospielform zu verpacken und Kritik zu üben, an der Abstumpfung der Gesellschaft, die den Blick für das Besondere verliert und einfach in ihrem Hamsterrad vor sich hin wuselt. Zwischenmenschlichkeit weicht einem Swipe auf dem Handybildschirm, die Leute im Fahrstuhl wenden sich ab und alles, was man aus dem Briefkasten zieht sind Rechnungen. Klingt deprimierend? Ist es auch! Und trotzdem war ich gespannt, was es in dieser dystopischen, grauen Welt alles zu entdecken gibt.
Die kurze Spielzeit von knapp 3 Stunden fand ich in erster Linie nicht schlimm und tatsächlich auch wenig überraschend, da die Monotonie logischerweise schnell Gefahr läuft - genau - monoton zu werden. Außerdem kann auch ein kurzes Spiel begeistern, solange es seine Geschichte gut erzählt. In klassischer Point-and-Click-Manier bewegt man sich also durch das Spiel, welches leider gameplaytechnisch nicht wirklich viel bietet. Es gibt keine wirklichen Rätsel zu lösen und das, was uns das Spiel als kleiner Lichtblick hier und da in der sonst so grauen Umwelt als „besonders“ erkennen lassen will , erfordert beim Ausfindigmachen weder großes Geschick, noch besondere Aufmerksamkeit. Während man also weiter langsam - und ich meine wirklich, wirklich langsam, denn mehr kann unser Namenloser Freund nicht - durch die Straßen von Mosaic City schlendert, zückt man fast wie automatisch, immer mal wieder das spielinterne Handy.
Eine der vorinstallierten Apps ist BlipBlop, ein total sinnfreies buttonmash-Spiel, welches einem eigentlich nichts bringt, außer den Hauptanteil an Gamerscore die man in Mosaic erspielen kann. Und lasst euch gesagt sein, das ist kein Spaß. Ich hab's versucht. Ehrlich. Neben BlipBlop kann man außerdem eine LOVE-App auf sein Handy laden, eine Art Wertanlage kaufen und verkaufen und seine traurigen Finanzen in einer Bank-App überwachen. Yay. Am Ende eines jeden Tages gilt es noch einen Meilenstein auf der Arbeit zu erreichen. Auch diese Aufgabe kommt in Gestalt einer Art Spiel daher und ist sehr simpel gehalten. Natürlich geht es um Effizienz und Produktivität.
Wenn ihr bis hier hin gelesen habt und euch jetzt fragt: „Warum sollte ich dieses Spiel spielen wollen? Warum neben meinem eigenen Alltag einen noch monotoneren und dazu noch in meiner Freizeit durchleben?“, kann ich euch diese Frage einfach nicht beantworten. So sehr ich auch möchte, muss ich leider sagen, dass Mosaic meiner Meinung nach kein Spiel ist, welches man direkt kaufen MUSS. Eine Sache, die mich wirklich, wirklich geärgert hat, war das ständige Geruckel im Spiel. Nicht nur, wenn das Spiel automatisch gespeichert hat, auch zwischendurch oder vor bzw. nach (zugegebener Maßen sehr schön anzusehenden) Videosequenzen, hakte und stotterte es gewaltig.
Desweiteren hatte ich unfassbare Probleme mit dem Spielmenü. Teilweise konnte ich nicht sehen, welcher Menüpunkt überhaupt angewählt war, weil einfach die farbliche Abhebung nicht vorhanden war. Wollte ich also etwa einen Kontrollpunkt laden, musste ich die Menüpunkte von oben abzählen, um zu wissen wo im Menü ich mich überhaupt befinde. Keine Ahnung, ob das Problem auch bei anderen Spieler*innen besteht. Und apropos Kontrollpunkte: Nachdem ich das Spiel unterbrechen musste, weil ich an einer Stelle feststeckte und es einfach nicht weiterging (auch hier, ein Fehler im Spiel, nachdem ich die Passage erneut gespielt habe, funktionierte plötzlich alles) lud ich den letzten Kontrollpunkt und stellte dann fest, dass alle meine gespeicherten Apps und Blops einfach weg waren. Super ärgerlich, auch wenn es für den Spielverlauf ja eigentlich egal ist.
Der Kostenpunkt für das Basisspiel liegt bei 19,99€, der 1%-DLC ist für 1,99€ erhältlich und umfasst ein paar Ingame Inhalte, die deine Lebensqualität deutlich verbessern sollen, wie etwa eine andere Krawatte, eine schicke Telefonhülle, Werbeblocker für die Ingame Apps und ein tolles LOVE-Premium Ingame-Konto. Well, ok, I get the idea, but....
Mosaic hat trotz allem Eindruck bei mir hinterlassen. Ich finde immer noch, dass die Idee hinter dem Spiel super ist. Es versucht der Gesellschaft einen Spiegel vorzuhalten, was im Ansatz auch gelingt, je nachdem wie sehr man sich auf die Thematik einlassen kann, jedoch trübt das unperfekte Drumherum das Spielerlebnis ungemein. Aber auch für den geringen Preis muss ich schweren Herzens sagen, dass sich das Spiel in meinen Augen als Kauf nicht lohnt, sollte es es jedoch in ein Format wie z.B. den Game Pass schaffen, sollte einem Spaziergang durch das triste Grau von Mosaic City nichts im Weg stehen.