Von Miggi
Es gibt bestimmte Franchises, die begleiten mich nun schon wirklich lange und trotzdem habe ich mich bis heute nicht daran satt gespielt. Meine Reise in die Welt von Monster Hunter begann irgendwann um 2005 rum. Zu diesem Zeitpunkt hatte meine Kumpel Felix eine Playstation 2 und ich einen Gamecube. Während Felix immer mehr auf dem PC gespielt hab, saßen wir also oft in seinem Zimmer und haben beide parallel gezockt, er am Rechner, ich auf der PS2. Und irgendwann drückte er mir Monster Hunter in die Hand. Das erste Spiel der Serie. Ich wusste bis dato nichts darüber, habe das Spiel gestartet und wurde in einen Strudel gezogen aus Monster jagen, Material farmen, Ausrüstung herstellen, Monster jagen, Material farmen ... ihr kennt das. Und bis heute ist es im Kern genau dieser Gameplay-Loop, der mich immer noch an die Serie fesselt.
Natürlich hat sich seitdem, obwohl das Grundprinzip gleich bleibt, viel verändert und Monster Hunter hat eine lange Reise hinter sich. Von der Playstation 2 ging es auf die Playstation Portable, bis die Serie nach Ausflügen auf die Wii, die Wii U und 3DS mit Monster Hunter World und Iceborne den großen Multiplattform-Sprung bis hin zum PC gewagt hat. Mit all den Quality of Life-Verbesserungen die seitdem hinzu gekommen sind, kehrt die große Monsterjagd nun wieder zurück auf eine Nintendo-Konsole. Monster Hunter Rise kommt dabei mit einigen komplett neuen Spiel-Elementen, einem Setting, das sich sehr stark von Japan und japanischen Sagen inspirieren ließ, etlichen neuen Monstern und durch die Vorteile der Switch können wir uns nun entscheiden, ob wir unterwegs oder zuhause Monster jagen wollen. Also - Großschwert schärfen und los geht's.
Monster Hunter Rise spielt sich in und um das Dorf Kamura ab, das sich gegen etliche Monster verteidigen muss. Und wie gewohnt liegt es an euch, den Hauptteil der Arbeit zu übernehmen. Das Dorf ist dabei euer Hub, in dem ihr eure Ausrüstung und die eurer Gefährten managen und beim Schmied neue herstellen könnt und auch sonst lässt sich hier einiges erledigen. Im Buddy Plaza könnt ihr neue Gefährten anheuern und ihnen verschiedene Aufgaben geben, im Trainingsbereich könnt ihr euch mit allen Waffen austoben und die neuen Switch Skills üben, am Hauptplatz wartet ein Händler mitsamt Lotterie auf euch, ihr könnt Quests annehmen und eure Unterkunft besuchen. Und auch sonst stehen überall allerhand NPCs rum, mit denen ihr reden könnt und die immer wieder Quests für euch bereit halten. Außerdem habt ihr Zugang zum Lobby-System, wodurch ihr mit bis zu drei Freund*innen auf die Jagd gehen könnt. Anders als in World sind Single- und Multiplayer hier wieder in unterschiedliche Quest-Reihen geteilt. Ihr könnt die "Multiplayer"-Quests allerdings auch alleine bestreiten, ohne, dass euch große Nachteile bevorstehen.
Dem Gameplay, das schon im Vorgänger an Schnelligkeit dazu gewonnen hat, wird hier nochmals mehr Tempo geschenkt. Klar, ihr zieht wieder mit der Waffe eurer Wahl los und versucht in einer vorgegebenen Zeit ein oder mehrere Monster zu töten oder auch zu fangen. Fast ein Drittel der zum Launch enthaltenen großen Monster sind dabei übrigens an sogenannte Yokai, japanische "Dämonen"-Figuren, angelehnt. Dabei werdet ihr wie immer von einem Palico begleitet, aber das ist diesmal nicht alles: Neu dazu kommt in diesem Teil der Palamute, ein Hund, der euch nicht nur im Kampf tatkräftig unterstützt, sondern auf dem ihr auch durch das Level reiten könnt. So legt ihr längere Strecken auf den Karten wesentlich schneller zurück und braucht nicht allzu lange um vom Startpunkt zu eurem Ziel zu laufen. Aber das ist noch lange nicht alles - mit den Seilkäfern schenkt euch Capcom zusätzlich noch eine Art Enterhaken, mit dem ihr euch über die Karte ziehen lassen könnt. Diese sind nicht nur zur Fortbewegung sehr praktisch, sondern können auch mit euren Angriffen kombiniert werden. Man ist dadurch in Monster Hunter Rise wesentlich agiler als bisher und selbst mit langsamen Waffen wie dem Großschwert oder dem Hammer bewegt man sich so um einiges schneller.
Ganz neu in Monster Hunter Rise ist außerdem der Randale-Modus. Immer wieder bekommt ihr während eures Abenteuers spezielle Quests, in denen ihr eine Art Tower Defense-Modus spielen müsst, um Kamura vor einer Monster-Herde zu beschützen. In einem speziell dafür vorgesehen Bereich stellt ihr an bestimmten Punkten Verteidigungs-Waffen und -Gerätschaften auf, mit denen ihr nach der Vorbereitungszeit gegen die Monster kämpft. Diese haben dabei unterschiedliche Klassen und greifen je nach Klasse entweder hauptsächlich euch und eure Mitstreiter*innen oder aber auch eure Verteidigungsanlagen an. In mehreren Wellen müsst ihr es hier schaffen, dass die Monster nicht bis zum Dorf vordringen. Nachdem mich der Modus am Anfang etwas verwirrt hat, habe ich spätestens bei der dritten Runde richtig viel Spaß damit gehabt und es war wahnsinnig spaßig sich mit anderen abzusprechen und die Monster in die Flucht zu schlagen.
Die Online-Komponente des Spiels funktioniert dabei überraschend gut. Ich hatte Anfangs noch etwas Sorge, dass man eventuell mit Einbüßen rechnen muss, was aber nicht der Fall ist. Quests und Lobbys sind schnell erstellt und lassen sich auch schnell finden, nach jeder erfolgreich abgeschlossenen Aufgabe gibt es ein unkompliziertes Like-System und auch während des Spielens habe ich kaum Lag oder Abbrüche erlebt. Lediglich den Voice-Chat habe ich persönlich auf Discord ausgelagert, da es der Switch da leider noch an einer praktischen Lösung fehlt. Was man aber als Disclaimer dazu sagen muss: wie schon immer in Monster Hunter ist auch ein Rise manches nicht direkt ersichtlich und ihr könnt euch auf sehr sehr viele Textboxen gefasst machen, die euch als Tutorial dienen sollen. Hier hat man leider immer noch keine einsteiger*innenfreundlichere Lösung gefunden, was vor allem Leuten, die das erste Mal einen Teil der Reihe spielen, den Start etwas erschwert. Im besten Fall habt ihr eine Person zur Hand, die MoHu-kundig ist und euch ein bisschen weiterhelfen kann.
Wovon ich äußerst positiv überrascht war, war der Look des Spiels. Klar, mit dem Japan-Setting, das wirklich an keiner Ecke zu übersehen ist, hat das Spiel schon mal direkt einen Stein bei mir im Brett. Aber auch grafisch muss sich Monster Hunter Rise trotz der Switch-Hardware nicht verstecken. Die RE Engine beweist wieder einmal, was man aus ihr alles rausholen kann. Von den kleinen bis zu den großen Monstern sehen alle Lebewesen im Spiel wahnsinnig gut aus und auch die Maps gefallen mir sehr gut. Bis auf die Coral Highlands, die in World mein absolutes Highlight waren und an die nichts so schnell rankommt, gefallen mir die Level-Abschnitte hier sogar durch die Bank besser als im direkten Vorgänger. Vor allem die vertikale Komponente, die ihr durch Seilkäfer und Wallrunning erreichen könnt, macht unerwartet viel Spaß. Und auch der Soundtrack passt wieder perfekt dazu. Ich liebe es ja, wenn Spiele sich eine Design-Richtung schnappen und die dann in allen Aspekten durchziehen. Und genau das ist Capcom hier perfekt gelungen.
"Monster Hunter Rise bringt durch neue Spiel-Elemente mehr Tempo ins Franchise und es hat mir selten so viel Spaß gemacht mit ein paar Freund*innen im Gepäck auf die Jagd zu gehen."
Ich muss zugeben, dass ich nach Monster Hunter World etwas skeptisch war, wie sich das Franchise auf der Nintendo Switch zu schlagen weiß. Ich hatte Sorge, dass man eventuell zu viele Kompromisse eingehen muss oder liebgewonnene Verbesserungen gestrichen würden. Aber was soll ich sagen? Das war alles absolut unbegründet. Der neueste Teil dürfte - nicht nur durch das wunderschöne Japan-Setting - mein bisher liebster Teil der Reihe sein. Monster Hunter Rise bringt durch neue Spiel-Elemente mehr Tempo ins Franchise und es hat mir selten so viel Spaß gemacht mit ein paar Freund*innen im Gepäck auf die Jagd zu gehen. Der Gameplay-Loop zwischen Monster jagen, Material farmen und Rüstung verbessern macht Spaß wie eh und je und die Randale-Quests bringen zusätzliche Vielfalt in die Quest-Landschaft. Dadurch wurde mir selbst nach meinen insgesamt 60 Spielstunden, wovon ich alleine 30 am Launch-Wochenende auf die Uhr geschrieben habe, noch lange nicht langweilig. Und auch in Zukunft dürften Jäger*innen nicht die Aufgaben ausgehen. Für Ende April ist nun bereits das erste große Content-Update angekündigt und wenn man sich an den Vorgängern orientieren kann, dann dürfte das bei weitem nicht das letzte seiner Art sein.