Von Miggi
Ich konnte mit dem ersten Mirror's Edge relativ wenig anfangen (geiler Start in so eine Review, oder?). Dieses Parcour-Ding war für mich damals das, was jetzt Longboarden ist. Big Brother - und ich meine nicht diese Reality-TV-Show aus der Zlatko und Jürgen hervorgekrochen sind - stand gefühlt auf jedem zweiten Filmplakat. Und EA hatte 2008 unter anderem noch Dead Space, Army of Two und Left 4 Dead im Repertoire - genug aus einem Haus für ein Jahr und die Geldbörse eines damaligen Schülers. Es sprach also Vieles für mich gegen den Titel aus dem Hause des Großpublishers Electronic Arts.
Dementsprechend unaufgeregt war ich, als fast genau vor einem Jahr der Trailer zu Catalyst auf der E3 gezeigt wurde. Mir war bewusst, dass viele viele Menschen sich einen Nachfolger zum ersten Teil wünschen, mir war es nur schlicht und ergreifend egal. Warum schreibe also ich jetzt die Review dazu? Gute Frage, leichte Antwort: weil ich der wahrscheinlich neugierigste Mensch bin, den es gibt. Also hab ich mein EA Access-Abo aufgefrischt und pünktlich eine Woche vor Release die 6-stündige Probephase des Services genutzt um entweder mich selbst vom Gegenteil zu überzeugen oder euch sagen zu können warum ihr es nicht kaufen solltet. Je nachdem.
Was die Story angeht weiß ich aber zum Glück Bescheid. 2008 hat mich der erste Teil zwar kalt gelassen, aber im Laufe der Jahre hab ich den natürlich noch nachgeholt. Sogar das Mobile-Game hab ich gespielt. War sogar ganz gut. Ich spoiler euch aber da mal nicht, das dürft ihr alles gerne selber erleben. Kein Spoiler, aber wichtig für Teil 2 - die Spielwelt hat sich drastisch verändert. Wo ihr in Teil Eins noch eingeschränkt durch Levelabschnitte gelaufen seid, habt ihr jetzt eine offene Spielwelt in Form der Stadt Glass zu erkunden. Und damit könnt ihr auch direkt nach dem Prolog bzw. Tutorial loslegen.
Anfangs war ich von der Steuerung erneut überrascht. Geht es doch bei Assassin's Creed so einfach, durch gedrückt halten einer Taste, die spektakulärsten Moves auszuführen. Woran ich aber natürlich erstmal nicht gedacht habe - das Laufen, Springen und Landen ist Kernelement des Spiels. Schnell von A nach B kommen. Darum geht's. Wäre also ziemlich langweilig, wenn man eine ganze Mission einfach nur RT/R2 gedrückt hält und den linken Stick nach vorne drückt. So müsst ihr also für jeden eurer Moves schnell und zum richtigen Zeitpunkt verschiedene Tasten drücken, was das Spiel auch punktgenau umsetzt. Hier gab es von meiner Seite aus keinerlei Frustmomente in denen ich einen Fehler auf die ungenaue Steuerung schieben konnte. "ICH HAB DOCH LB GEDRÜCKT!!" - kennt man ja alles. Die Schuld nie bei sich selbst suchen.
Erleben dürft ihr das alles natürlich wieder in der Ego-Perspektive. So zieht euch das Spiel schnell in die Handlung und fesselt einen intensiver als es in der 3rd Person der Fall wäre. Die Videosequenzen, die (fast) nahtlos in's Gameplay eingebaut wurden, erlebt ihr meistens durch Faith's Augen, was zusätzlich zum flüssigen Ablauf des Spiels beiträgt. Lediglich der weiß aufblitzende Bildschirm, der zwischen Spiel- und Videosequenz eingebaut wurde, hätte etwas hübscher gelöst werden können. Durch die konstant sehr hübsche Grafik ist das aber Jammern auf hohem Niveau.
Beim Umherlaufen steht euch wie in Teil 1 die Runner Vision zur Verfügung. Diese markiert Objekte auf denen ihr herumturnen könnt für euch in knalligem rot und dient euch außerdem als Wegweiser, damit ihr euch auf dem Weg durch die Stadt nicht verlauft. Interessant dabei ist aber, dass der markierte Weg nicht der einzige an's Ziel und oft auch nicht der Schnellste ist. Es bleibt also genug Spielraum die Welt und die verschiedenen Wege selbst zu erkunden. Das zeigt sich spätestens in den Botenmissionen, in denen ihr ein Paket so schnell wie möglich an's Ziel bringen müsst bzw. in den Herausforderungen, in denen ihr euch mit Spielern weltweit messen könnt. Da sind teilweise schon extrem amtliche Zeiten erspielt worden.
Bei dem ganzen Rumgehüpfe bleibt die Protagonistin natürlich nicht alleine auf den Dächern. Einerseits gibt es in der Spielwelt noch andere Runner und ominöse Gestalten, andererseits gibt es KrugerSec-Einheiten, die euch das Leben schwer machen wollen. Gegen diese Wachleute setzt ihr eure Fäuste und verschiedene Spezialmanöver ein, was perfekt in den Flow des Spiels eingearbeitet wurde und sehr schnell von der Hand geht. Waffen wurden in Teil zwei vom Menü gestrichen - eine sehr gute Entscheidung, da so das Spieltempo nicht unnötig gedrosselt wird und man sich auf die Hauptaufgabe konzentrieren kann. Faith ist ja immerhin Runner und kein Gunner. Höhö.
Grafisch macht das Spiel nichts verkehrt. Ihr lauft ruckel- und Ladebildschirmfrei durch die große Stadt und wenn ihr euch die Zeit nehmt kurz nach links und rechts zu blicken, seht ihr detailliert gestaltete Gebäude so weit das Auge reicht. Natürlich hat man es sich mit der Wahl des Settings und der Farben etwas einfacher gemacht, das will ich aber nicht kritisieren. Die futuristische Stadt wurde gut umgesetzt und es fühlt sich sehr realistisch an. So realistisch sich für uns in der jetzigen Zeit die dystopische Zukunft anfühlen kann. Was ich sagen möchte - man kauft dem Entwickler DICE das Gesamtbild ab und fühlt sich in Faiths Rolle zuhause.
Nach meiner anfänglichen Skepsis dem Spiel bzw. der Reihe gegenüber, fällt mein Urteil doch eindeutiger aus, als ich es selbst gedacht hätte. Meine Prognose wäre gewesen, dass ich das Spiel denjenigen empfehlen kann die Teil 1 gemocht haben, es aber selbst wahrscheinlich nicht weiter als für den Test hier spielen werde. Die Wahrheit ist - ich habe meine 6 Stunden bei EA Access schon aufgebraucht und warte sehnsüchtig auf den Release am 09.06. um endlich weiterspielen zu können.
"Mirror's Edge Catalyst hat mich sofort in seinen Bann gezogen und ich möchte unbedingt wissen, wie die Story rund um Faith und ihre Mitstreiter sich weiterentwickelt."
Mirror's Edge Catalyst hat mich sofort in seinen Bann gezogen und ich möchte unbedingt wissen, wie die Story rund um Faith und ihre Mitstreiter sich weiterentwickelt. Außerdem möchte ich in mehr Herausforderungen 3 Sterne erhalten. Und Faiths Fähigkeiten ausbauen. Und die ganzen Sammelobjekte in der Spielwelt finden. Und Birdman helfen. Und und und. Mirror's Edge Catalyst bietet mehr als genug Möglichkeiten sich auszutoben. Selbst wenn man Parcour immer noch als Hipster-Ding sieht. Nur Höhenangst sollte man vielleicht nicht unbedingt haben. Da fällt mir ein - VR wäre für das Spiel richtig geil.