Von Miggi
I ain't afraid of no Ghost! Geister sind seit langer Zeit nicht nur das Thema grusliger Geschichten und Urban Legends, sondern auch gern gesehenes Thema in der Popkultur. Ob in Filmen, Serien oder natürlich auch in Videospielen - Geister und deren Jäger begeistern uns schon seit Jahren. Mit Luigi's Mansion hat Nintendo 2001 zum Launch des Nintendo GameCube das erste Mal Marios jüngeren Zwillingsbruder in den Vordergrund gestellt und ihm - bevor etwa ein Jahr später mit Super Mario Sunshine eines meiner Lieblings-Mario-Spiele erschien - auf der Würfel-Konsole das Rampenlicht überlassen. Anders als sein Bruder durfte Luigi aber nicht springend durch farbenfrohe Welten laufen und Sterne sammeln, sondern er musste sich einen Staubsauger umschnallen und in einer Spukvilla auf Geisterjagd gehen. 2013 veröffentlichte Nintendo auf dem 3DS den direkten Nachfolger sowie ein Remake des ersten Teils im Jahr 2018. Passend zu Halloween darf sich seit dem 31.10.2019 zum mittlerweile dritten Mal gefürchtet werden.
Diesmal verschlägt es den ängstlichen Luigi gemeinsam mit Prinzessin Peach, seinem Bruder Mario, einigen Toads und natürlich dem süßen Polterpinscher in ein Luxushotel, in das sie eingeladen wurden. Als die Reisegruppe ankommt leuchtet dieses noch in einem satten Gold und alles wirkt zu gut, um wahr zu sein. Nachdem alle sich auf ihren Zimmern eingerichtet haben und die Nacht einbricht, zeigt das Hotel aber natürlich sein wahres Gesicht und es kommt, was kommen muss. Mario und Co. werden von König Buu Huu in Gemälde gesperrt und entführt und es liegt nun an Luigi seine Freunde zu retten. Also schließt er sich erneut mit Professor I. Gidd zusammen, der ihn mit dem neuen Schreckweg F-LU ausstattet, um die Geister in die Flucht zu schlagen und alle aus ihren Bildergefängnissen zu befreien. Wer krasse Twists oder eine überraschend umfangreiche Story erwartet, wird mit Luigi's Mansion 3 wohl eher weniger glücklich. Wie ihr vielleicht gemerkt habt, ist die Geschichte der der Vorgänger nämlich relativ ähnlich. Spaß macht das Ganze aber natürlich trotzdem und mal ganz unter uns - wir wissen ja, worauf wir uns einlassen.
Am Spielprinzip selbst hat sich auf den ersten, kurzen Blick nicht allzu viel getan. Bewaffnet mit eurem Staubsauger und einer Taschenlampe stapft ihr los, um das Hotel Etage für Etage von Geistern zu befreien und euch den Weg nach ganz oben freizumachen. Dazu sammelt ihr Knöpfe für den Aufzug, die meistens ein Zwischenboss geklaut hat. Die insgesamt 17 Etagen sind dabei mit jeweils einem bestimmten Thema versehen, die immer abwechslungsreicher und ausgefallener werden, je höher ihr kommt. Erwarten euch in den unteren Stockwerken noch eine kleine Shopping-Mall und "normale" Hotelzimmer, gibt es weiter oben etwa eine Pyramide, ein Piratenversteck, ein Filmset oder einen mittelalterlichen Burghof zu finden, um nur ein paar zu nennen. In jeder Etage könnt ihr dabei sechs Juwelen finden, die teilweise echt gut versteckt sind. Diese haben keinen direkten Einfluss auf das Spiel, es macht aber wahnsinnig viel Spaß die Stockwerke nach ihnen abzusuchen und alles auf den Kopf zu stellen dafür.
Neu in Luigi's Mansion 3 der Charakter Fluigi (oder Gooigi in der englischen Sprachausgabe, was ich noch ein bisschen witziger finde). Dieser wird euch relativ bald von Professor I. Gidd als helfende Glibberhand zur Seite gestellt. Fluigi kann durch gefährliche Stacheln laufen und Gitter passieren, die für Luigi selbst unpassierbar sind. Gleichzeitig ist Wasser seine große Schwäche - berührt er flüssigen Untergrund wird er sofort zurück in den Schreckweg F-LU geschickt und ihr müsst ihn neu spawnen lassen. Im Solo-Modus übernehmt ihr abwechselnd die Kontrolle über eine der beiden Figuren und löst so auch Rätsel, für die ihr beide Charaktere braucht. Zusätzlich hat das Entwicklerstudio Next Level Games einen Story-Coop-Modus eingebaut, bei dem eine Person Luigi und die andere Fluigi spielt. Fluigi kann dabei alles, was auch Luigi kann, nur Türen bleiben ihm verschlossen. Der Coop-Modus bereichert das Spiel enorm und das gemeinsame Abklappern des Hotels macht wahnsinnig viel Spaß.
Wenn ihr fleißig jede Etage auf den Kopf stellt, jeden Schrank aufmacht und alles einsaugt, sammelt ihr in Luigi's Mansion 3 Gold ein, mit dem ihr beim Professor Items kaufen könnt. Diese helfen euch dabei versteckte Objekte wie die Juwelen zu finden. Neben den Juwelen gibt es außerdem ab einem bestimmten Punkt im Spiel noch Buu Huus zu fangen, die sich besonders gut verstecken und die ihr mit Fluigis Hilfe finden könnt. Insgesamt gibt es 16 Buus, die ihr zurück in ihre Gemälde sperren müsst. Seid ihr sehr gründlich ist die Menge an Geld, die ihr sammelt, aber wirklich zu viel und zu einem gewissen Teil dann eher unnütz, da ihr nicht wirklich mehr damit anfangen könnt, als eben diese Hilfestellungen zu kaufen. Ein paar kosmetische Gimmicks oder zusätzliche Verbesserungen für Luigi und seinen Staubsauger hätten dem Spiel da nicht schlecht gestanden und hätten der Währung ein bisschen mehr Sinn gegeben.
Auf technischer Ebene hat das Studio volle Arbeit geleistet. Die Grafik ist so gut, dass ich teilweise echt verwundert war, dass das Spiel so auf der Nintendo Switch laufen kann. Hier schlägt wieder die typische Nintendo-Formel zu, dass trotz der beschränkten Hardware-Möglichkeiten das beste aus der Software rausgeholt wird. Die kleinen Details wie Luigis Schnurrbart, die Nähte auf seiner Kappe und vor allem die Licht- und Schatteneffekte durch die Taschenlampe und das Strahlen der Geister können locker ganz oben mitspielen und teilweise wirkt es so, als ob man einen Pixar-Animationsfilm spielen würde. Gleichzeitig lässt sich fast jedes Objekt der Spielwelt durch den Staubsauger einsaugen bzw. anderweitig physikalisch beeinflussen, was mich wirklich erstaunt hat. Vor allem die Sandoberflächen, die man zu Rampen pusten kann oder den Sand komplett wegsaugen kann, haben es mir angetan. Ich bin eine ganze Weile einfach nur rumgelaufen und habe mich mit der Objektphysik vergnügt. Echt schön, was da geschaffen wurde.
Neben dem Zweispieler*innen-Modus der Hauptgeschichte hat Next Level Games dem Spiel auch Multiplayer-Segmente spendiert. Im Wirrwarrturm können bis zu vier Personen lokal oder online gemeinsam spielen. Der Modus kann auch alleine gespielt werden, wesentlich mehr Spaß macht es aber mit mehr Mitspieler*innen. Gemeinsam sucht ihr eine festgelegte Anzahl an Etagen nach Geistern ab, die sich in bestimmten Räumen verstecken - andere sind dafür komplett leer. Unter Zeitdruck müsst ihr gemeinsam die Ebene geisterfrei machen und sammelt dabei Zeitboni ein, die euch genau das erleichtern. Die andere Option, die sogar zu acht gespielt werden kann, nennt sich Polterpark. Dahinter verbergen sich insgesamt drei Minispiele: die Pool-Münzjagd, in der ihr möglichst viele Münzen in einem Pool sammeln müsst, die Geisterjagd, in der ihr, aufgteilt in zwei Teams - Überraschung - Geister fangen müsst und die Kanonade, der wohl interessanteste der drei Modi. Hier müsst ihr dem gegnerischen Team Kanonenkugeln klauen, sie in eure Kanone laden und damit Ziele treffen. Alles in allem sind die Multiplayer-Modi eine nette Dreingabe, die aber recht schnell langweilig wird und damit eher eine kurze Spielerei ist, als ein ernsthafter Modus, den man längere Zeit verfolgen wird.
"Luigi's Mansion 3 nimmt das altbekannte Spielprinzip der Reihe, würzt es mit ein paar neuen Zutaten und beschert dem Bruder von Nintendos Haupt-Maskottchen einen würdigen Auftritt auf der Nintendo Switch. "
In knapp über 10 Stunden, die sich auch gut und gerne hochschrauben lassen, wenn man alle Juwelen und Buu Huus suchen will, hat mich das Spiel immer wieder sehr froh gemacht. Die Themen der Hotel-Etagen werden bis zum Ende hin immer besser und jede Fahrt in ein neues Stockwerk hat mich gespannt vorm Bildschirm warten lassen, was wohl als nächstes kommt. Luigi's Mansion 3 nimmt das altbekannte Spielprinzip der Reihe, würzt es mit ein paar neuen Zutaten und beschert dem Bruder von Nintendos Haupt-Maskottchen einen würdigen Auftritt auf der Switch. Das gesamte Niveau ist, wie bei Nintendo gewohnt, sehr hoch, der Schwierigkeitsgrad - besonders zu zweit - dafür nicht wirklich. Wer allerdings wirklich alles einsammeln will, muss dafür auch ein bisschen die grauen Zellen bemühen. Mit den Multiplayer-Elementen, hat man auch mit mehreren Leuten seinen Spaß am Spiel und das auch wenn es für einen "vollwertigen" Multiplayer-Part ein bisschen wenig ist. Dafür macht der Coop-Modus in der Story umso mehr Spaß. Jetzt bleibt nur die Frage, in welcher Mansion Luigi das nächste Mal sein Unwesen treibt. Ich freue mich schon drauf.