Von Miggi
Mit Little Nightmares verbinde ich schon seit dem ersten Teil eine ganz besondere Verbindung. Das Spiel, das von Tarsier Studios entwickelt und von Bandai Namco gepublished wurde, hat im großen Stil auf der gamescom 2016 seine Premiere gefeiert. Die erste gamescom, die ich und auch wir als ThreeTwoPlay besucht haben. Und obwohl es auch nach mehreren Jahren immer noch ein aufregendes Erlebnis ist, durch die Hallen zu schlendern und sich die teils echt aufwändig gestalteten Stände anzusehen, war es damals natürlich umso beeindruckender. Und dann war da dieses Spiel mit seinem besonderen Artstyle, das hier das erste Mal gezeigt wurde. Als es im April 2017 dann erschien, hatte ich echt Spaß damit, nur war es leider insgesamt etwas kurz. Umso mehr habe ich mich dafür jetzt auf den zweiten Teil gefreut und gehofft, dass ich diesmal noch etwas länger in der grusligen Welt verbringen darf.
Auch der zweite Teil durfte auf der gamescom debütieren, diesmal im Jahr 2019 und als ich den Trailer das erste Mal gesehen habe, war ich einfach nur happy, das es mit dem Franchise noch weiter geht. Wer Little Nightmares gespielt hat weiß, dass nicht nur eine offene Frage am Ende des ersten Teils stand und auch die DLCs haben nur bedingt Licht ins Dunkle gebracht. Die Geschichte rund um Protagonistin Six wirkte jedenfalls noch nicht komplett fertig erzählt und ich hatte instant wieder Bock in die düstere und groteske Welt einzutauchen. Im Sequel haben sich die Entwickler*innen nun aber dazu entschieden den Fokus nicht komplett auf Six zu legen, sondern einen neuen Charakter namens Mono einzuführen. Ihr übernehmt also die Kontrolle über den Jungen mit der Papiertüte über dem Kopf, nachdem dieser aus einem Albtraum erwacht, in dem er auf eine mysteriöse Tür am Ende eines langen Ganges zulief.
Anfangs lauft ihr noch etwas ratlos durch einen düsteren Wald, bis ihr eine kleine Hütte findet. Mono untersucht die Hütte und findet im Keller versteckt ein Mädchen, das mit einer Spieluhr eingesperrt hinter Gittern sitzt. Er macht natürlich das, was jeder in dieser Situation machen würde und befreit das Mädchen, das ihn von da an auf seiner Reise begleitet. In der Wildnis stolpern sie über einen Jäger, der den Beiden nicht gerade freundlich gesinnt ist und so schleicht ihr euch durch das Gestrüpp, ohne euch von ihm sehen zu lassen. Spätestens hier fühlen sich alle, die den ersten Teil gespielt haben wie zuhause. Nur, dass das Zuhause in diesem Fall sehr creepy, dunkel und vor allem lebensbedrohlich ist.
Wie auch schon im Vorgänger lauft und hüpft ihr durch eine 2.5D Welt, in der ihr es großteils mit feindlichen Monstrositäten zu tun bekommt, die euch schneller töten, als ihr "Aaaah!" schreien könnt. Deshalb versteckt ihr euch lieber hinter Kisten und anderem Gedöns und schleicht (hoffentlich) unbemerkt an den meisten Gegner*innen vorbei. Gekämpft wird in Little Nightmares 2 wirklich sehr selten und wenn, dann werden auch diese Kämpfe eher in Rätselform verpackt. Die Rätsel fangen bei simplem "Schieb die Kiste an den richtigen Ort" oder "Aktiviere den Schalter" an und gehen weiter zu Herausforderungen, die ihr nur mit eurer Partnerin an der Seite schaffen könnt. Teilweise teilen sich die beiden Hauptfiguren auch auf, steuern könnt ihr allerdings das Spiel über nur Mono, das Mädchen wird stets vom Spiel gesteuert. Allerdings könnt ihr sie rufen und an der Hand nehmen, wenn das Spiel einmal nicht so will, wie ihr.
Als besonderes Gimmick haben die Entwickler*innen sich im Spiel Röhrenfernseher ausgesucht, die immer wieder auftauchen. In unregelmäßigen Abständen kommt ihr wieder und wieder an alten TV-Geräten vorbei, vor denen manchmal auch gebannt Menschen stehen und mit der Zeit findet ihr heraus, dass diese auch mit der Story verstrickt sind. Dazu möchte ich aber an dieser Stelle nicht verraten und kann es gleichzeitig auch nicht, weil die Geschichte auch hier wieder eher kryptisch erzählt wird bzw. ihr euch vieles selbst erschließen müsst. Wer also nicht genau hinschaut, kann in den verschiedenen Levels einiges an Hinweisen übersehen, die euch in kleinen Happen mehr Hintergründe zur Story geben. Wer stur drauf losläuft wird am Ende vermutlich noch ratloser mit dem Kopf schütteln, als ich es getan habe. Und ich dachte eigentlich, dass ich echt viel gefunden und verstanden hätte.
Optisch hat Little Nightmares 2 im Vergleich zum Vorgänger noch einmal einen ordentlichen Sprung gemacht. Und der erste Teil sah schon bei weitem nicht scheiße aus. Im direkten Vergleich fiel mir aber unweigerlich auf, wie viel besser bzw. wie mehr gepolished das Sequel ist. Auch Design-technisch hat sich Tarsier Studios hier noch einmal selbst übertroffen. Die detailliert gestalteten Level-Abschnitte, das einzigartige Charakterdesign und die bedrückende Stimmung im ganzen Spiel haben mich gleichzeitig mit einer dauerhaften Anspannung aber auch Bewunderung durch die Levels laufen lassen. Die Levels waren gleichermaßen gruslig-eklig, aber auf eine Art und Weise, dass ich trotzdem wahnsinnig viel Spaß dabei hatte sie genau zu durchsuchen, um möglichst viele Kleinigkeiten zu finden, die Hinweise auf die Geschichte beinhalten könnten. Unterlegt wird das alles von schaurigem Sounddesign, das nochmals einen ordentlichen Teil zum Gruselfaktor beiträgt.
Am Gameplay selbst gibt es für mich kaum etwas auszusetzen. Ab und zu ist die Steuerung etwas sperrig bzw. erscheinen Objekte teilweise weiter vorne oder hinten, als man denkt. Dann landet man statt z.B. am Seil schwingend, das man eigentlich anvisiert hatte, im Abgrund und muss an einem der (dafür recht fair gesetzten) Checkpoints noch einmal starten. Im Vergleich passiert aber auch das wesentlich seltener als noch im ersten Teil und in meinem ganzen Playthrough kann ich solche Momente glaube ich an einer Hand abzählen. Apropos Playthrough und das wird viele freuen - die Spielzeit ist in Little Nightmares bei ungefähr 6-7 Stunden und fühlt sich diesmal absolut nicht zu kurz an. Die Hauptstory passt perfekt in die gebotene Spielzeit und wer alle Collectibles und Geheimnisse finden will, sitzt vermutlich noch ein bis zwei Stunden länger dran.
"Little Nightmares 2 legt auf alles, was der erste Teil gut gemacht hat, noch einmal eine ordentliche Schippe drauf und bügelt im selben Atemzug kleine Mankos aus."
Little Nightmares kam für mich damals komplett überraschend und bis heute hat das Spiel einen besonderen Platz bei mir. Die Charaktere, die Story, die mehr Rätsel aufwirft, als auflöst und das ganze verpackt als Rätselplattformer. Das kann ich halt eigentlich nur lieben. Trotzdem hatte ich damals meine Kritikpunkte und habe gehofft, dass diese nun mit dem Nachfolger ausgebügelt werden. Und das wurden sie. Little Nightmares 2 legt auf alles, was der erste Teil gut gemacht hat, noch einmal eine ordentliche Schippe drauf und bügelt im selben Atemzug kleine Mankos aus. Optisch sieht das Spiel eine gute Ecke besser aus, während das Charakter- und Gegner-Design in meinen Augen nur noch besser wurde, die Steuerung funktioniert diesmal wesentlich besser und wurde um zusätzliche Fähigkeiten und Mechaniken erweitert und die Story rund um Mono fesselt von Anfang bis Ende. Davor ziehe ich zufrieden meinen Papiersack.