Von Miggi
Mit dem ersten Yakuza-Titel hat SEGA 2005 den Grundstein für eine ihrer bis heute wichtigsten Marken gesetzt. Die Serie hat sich nicht nur schnell durchgesetzt und bis heute gehalten, sondern ist auch heute immer noch eine angesehene und erfolgreiche Marke. Das intern entwickelte PlayStation 2-Spiel und seine Nachfolger konnten anfangs allerdings kommerziell hauptsächlich im Asiatischen Markt Wellen schlagen und es hat eine ganze Weile gedauert, bis sich Yakuza auch bei uns richtig im Mainstream durchsetzen konnte. Zwar sind alle Haupt-Teile und auch Titel wie Yakuza: Dead Souls regulär bei uns erschienen, es gibt allerdings einige Spin-Off-Titel, die bis heute nie zu uns in den Westen geschafft haben. Dazu zählt unter anderem das 2014 als Launch-Titel für die PS4 veröffentlichte Ryū ga Gotoku Ishin!, das damals auch gleichzeitig noch für PS3 erschien. Seitdem ist allerdings viel passiert, der Markt ist gewachsen und so hat Ryu Ga Gotoku Studio nun ein Remake des Spiels für moderne Plattformen veröffentlicht.
Like a Dragon: Ishin! - wie das Remake nun heißt - nimmt uns mit auf eine Zeitreise in die 1860er Jahre, in denen in Japan so einiges im Umschwung war. Langsam am Ende der Edo-Periode angelangt, gerät das Land in Aufruhr. Nachdem die Schwarzen Schiffe aus dem Westen an der Küste des bis dahin schon über 200 Jahre isolierten Landes angekommen waren kommt bei einem großen Teil der Bevölkerung Zweifel auf, wie man gegen die technisch überlegenen Ausländer mithalten kann. Aber genug mit der Geschichtsstunde, zumindest in dieser Review. Die Handlung des Yakuza Spin-Offs spielt nämlich nicht nur während dieser Zeit, sondern baut diese realen historischen Ereignisse direkt in die Story ein. Der Protagonist ist diesmal nicht Kazuma Kiryu, obwohl er ihm verdächtig ähnlich sieht, sondern Sakamoto Ryoma, der tatsächlich existiert hat und eine wichtige Rolle in der japansichen Geschichte inne hat.
Am Spielprinzip selbst hat sich allerdings im Vergleich zum Setting nicht so viel geändert. Wer Yakuza kennt, weiß genau, was hier geboten wird. Ihr verbringt die meiste Zeit in einer für euch offenen Spielwelt, die in diesem Fall begrenzt ist auf mehrere Stadtbezirke von Kyo (heute auch bekannt als Kyōto). Dort verfolgt ihr nicht nur die Hauptstory, sondern könnt insgesamt 72 Substories finden, habt die Möglichkeit euch mit etlichen Mini-Spielen die Zeit zu vertreiben, geht in Restaurants essen und könnt euch mit allerhand Leuten in der Spielwelt anfreunden. Außerdem gibt es im Laufe des Spiels noch den Battle Dungeon, in dem ihr euch durch kleinere Gebiete kämpft, eine Farm, auf der ihr Gemüse anpflanzt um es später zu verkaufen oder auch eine Arena, in der ihr Kämpfe austragt. Wer Yakuza noch nie gespielt hat - ja, das läuft hier immer so. Für Neueinsteiger*innen ist Like a Dragon: Ishin! jedenfalls gut geeignet, um sich mal einen Überblick zu verschaffen, wie diese Spiele eigentlich so ablaufen, da die Story abseits jeglicher anderer Spiele für sich steht und man so nur ein paar bekannte Gesichter nicht wiedererkennen wird.
Ein großer Bestandteil des Gameplays sind allerdings nicht nur Substories und Mini-Games, sondern auch die Kämpfe. Hier könnt ihr diesmal aus 4 verschiedenen Kampfstilen wählen, die ihr ganz easy im Kampf per Knopfdruck wechseln könnt. Entweder ihr entscheidet euch als Brawler nur mit euren Fäusten zu kämpfen, rüstet als Swordsman ein Katana aus, greift als Gunman zur Pistole oder kombiniert Schwert und Schusswaffe als Wild Dancer direkt. Ich persönlich habe am Ende nur noch zwischen Swordsman und Wild Dancer gewechselt, ich glaube aber, das es einfach eine Frage der Präferenz ist, wie man am liebsten kämpft. Nutzt ihr einen bestimmten Stil lange genug im Kampf, bekommt ihr speziell dafür einen Erfahrungs-Orb, den ihr auf einem Skill-Brett vergeben könnt, um eure Fähigkeiten aufzuwerten, neue Moves zu lernen oder eure Gesundheit zu erhöhen. Gleichzeitig bekommt ihr aber auch reguläre Erfahrungs-Punkte, und erhaltet nach jedem Level-Aufstieg einen Skill-Punkt, den ihr beliebig über die 4 Skill-Trees verteilt einsetzen könnt.
Dadurch, dass ihr in den Kampfstilen 2 Waffen ständig ausgerüstet habt, könnt ihr in der Schmiede eure Ausrüstung aufwerten, um euch die Kämpfe etwas leichter zu machen. Gleichzeitig könnt ihr Rüstungsteile für Kopf, Rumpf und Beine ausrüsten & hier verbessern. Vor allem in späteren Kapiteln solltet ihr davon auf jeden Fall Gebrauch machen, sonst werden euch vor allem die Zwischen- und Kapitel-Bosse mehr ins Schwitzen bringen als das heiße Onsen nebenan. Dafür braucht ihr neben genug Geld auch Material, das ihr in der Spielwelt findet, in Shops kaufen könnt oder nach Kämpfen und Quests als Belohnung erhaltet. Mit der Zeit schmiedet ihr euch so ein mächtiges Katana und die dazu passende Pistole, die ihr dort auch mit Aufsätzen erweitern könnt, die euch etwa zusätzliche Angriffskraft oder Verteidigung spendieren.
Ab einem gewissen Zeitpunkt in der Story, an dem ihr den Battle Dungeon freischaltet, wird das Kampfsystem außerdem noch um eine Art Sammelkartenspiel erweitert. Hiermit habt ihr die Möglichkeit verschiedene Personen in eure Truppe aufzunehmen, die als Sammelkarten abgebildet werden und pro Kampfstil jeweils 3 davon ausrüsten. Diese Karten besitzen allesamt besondere Fähigkeiten, die euch im Kampf behilflich sind und teilen sich in verschieden Gruppen auf. So könnt ihr etwa euren Gegnern Lebensenergie absaugen und euch damit heilen, eine mächtige Schockwelle verschießen und noch vieles mehr. Um neue Karten zu erhalten, müsst ihr entweder spezielle Feinde in der Open World finden und besiegen, Missionen im Battle Dungeon spielen oder bestimmte Substories beenden, an deren Ende euch eine der Karten als besondere Belohnung erwartet.
Seit dem Release auf der PlayStation 3 und 4 ist nicht nur schon einige Zeit vergangen, das Remake wurde kurzerhand in einer komplett anderen Engine gebaut. Anders als im Original kommt hier nun die Unreal Engine 4 zum Einsatz, die großteils einen sehr guten Job macht. Das Spiel sieht auf den modernen Plattformen richtig schick aus, lediglich ein paar spät nachladende Texturen haben teilweise in den Close-Ups von Dialogen ein bisschen gestört. Ansonsten gibt es zum Original aber nicht viel Unterschiede: die Spielwelt und die Charaktermodelle wurden fast identisch übernommen, vor allem die Lichteffekte aber natürlich auch Texturen und Auflösung sind natürlich mehr 2023 als 2014. Gleichzeitig bekommt man auf Xbox Series X und PlayStation 5 flüssige 60 FPS geliefert und über meine gesamte Spielzeit von circa 40 Stunden habe ich hier bis auf eine Situation, in der wirklich VIEL passiert ist auf meinem Bildschirm, keine Ruckler feststellen können. Like a Dragon: Ishin! spielt sich auch heutzutage und in der Remake-Fassung noch richtig gut, da kann man auch heutzutage absolut nicht meckern.
"Like A Dragon: Ishin! bringt alles mit, wofür man das Franchise liebt und kommt trotzdem mit genug eigenen Ideen um die Ecke, damit man nicht das Gefühl bekommt, das selbe Spiel nur mit anderem Skin schon wieder zu spielen."
Ich liebe ja die Yakuza-Reihe. Von daher war mir schon relativ schnell klar, dass sich auch dieses Spin-Off schnell in meine Gunst spielen wird. Der Twist mit dem historischen Szenario, das sich real existierender Personen und Geschehnissen bedient und dabei in der Zeit zurückreist, hat mir aber wirklich besonders viel Spaß gemacht. Die Story rund um Sakamoto Ryoma hat mich bis zum Ende hin mitfiebern lassen und die Minispiele und Substories, die trotz ihrer teilweisen Absurdität sinnvoll in das historische Setting integriert wurden, waren wie immer wahnsinnig spaßig. Like A Dragon: Ishin! bringt alles mit, wofür man das Franchise liebt und kommt trotzdem mit genug eigenen Ideen um die Ecke, damit man nicht das Gefühl bekommt, das selbe Spiel nur mit anderem Skin schon wieder zu spielen. Wer das Setting interessant findet, sollte definitiv einen Blick riskieren, Fans der Reihe haben vermutlich sowieso schon zugeschlagen, aber auch Neulingen kann ich das Spiel als Einstiegspunkt in die Serie wärmstens empfehlen, wenn man sich mit Yakuza 0 oder dem ersten Teil nicht direkt für alle weiteren Spiele verpflichten will. Naja okay, gut. Wenn ihr dieses Spiel gespielt habt und die anderen nicht, werdet ihr vermutlich trotzdem direkt danach Bock darauf haben. Aber irgendeinen Einstieg braucht es doch immer.