Von Miggi
Ich glaube da draußen gibt es kaum jemanden, der in seiner Kindheit nicht mit LEGO in Berührung kam, oder? Wir haben alle zu irgendeinem Zeitpunkt ein Set aufgebaut, mit den Steinen selbst versucht kreativ zu werden und ja, natürlich sind wir auch barfuß drauf getreten und dachten, dass es nichts schmerzhafteres gibt als das. Und seit vielen Jahren sind die LEGO-Lizenz-Spiele ein fester Bestandteil der Videospiel-Welt, seien es nun Star Wars, Marvel oder sonstige Franchises. Was aber bisher irgendwie komplett gefehlt hat, war ein Spiel, in dem man so richtig selbst kreativ werden kann. Und für mich war das immer ein fester Bestandteil der LEGO-Experience. Auch mal ohne Anleitung drauf losbauen und sehen was man selbst erdenken kann, mit den Steinen, die man gerade zur Verfügung hat. Und genau da kommt das österreichische Studio ClockStone ins Spiel, die nun mit Bricktales da weiterbauen, wo sie bei den Bridge Constructor-Spielen aufgehört haben. Und nach der Demo-Session auf der gamescom war ich schon sehr vorfreudig auf den Titel.
Das Spiel beginnt, als euch euer Großvater, der selbst ein erfinderisches Köpfchen ist, in sein Labor bittet und um Hilfe fragt. Der Bürgermeister droht diesem nämlich mit der Schließung seines geliebten Vergnügungsparks bzw. damit das Grundstück zu beschlagnahmen, sollte der Park nicht entsprechend der Vorschriften renoviert werden. Und weil unser Großvater das natürlich mit allen Mitteln verhindern möchte, schickt er uns gemeinsam mit einem Robo-Buddy los, um den Park mit einem auf außerirdischer Technologie basierenden Gerätes wieder fit zu machen. Dafür reisen wir mithilfe eines Portals durch verschiedene Gebiete, helfen den dort Einheimischen und erhalten als Belohnung Glückskristalle, die wir brauchen um die Alien-Technologie zu betreiben. Und mit "helfen" ist natürlich Dinge bauen gemeint.
Ein Portal schickt euch dabei in die verschiedensten Biome. So besucht ihr neben einem Dschungel-Gebiet auch eine mittelalterliche Umgebung mitsamt Rittern, Drachen und allem was dazugehört. Insgesamt warten fünf verschiedene Bereiche auf euch und jedes Thema hat dabei seine eigene Quest-Line, die ihr erfüllen musst, um am Ende den begehrten Kristall zu erhalten. Dafür baut ihr verschiedenste Konstruktionen, nach denen die Einwohner*innen euch fragen - das fängt relativ einfach mit einer Brücke an, wird später aber teilweise echt komplex. In einem Level müsst ihr zum Beispiel eine mehrstöckige Feuerleiter bauen, bei der ihr darauf achten müsst, dass die Statik stimmt und diese nicht einfach einstürzt und das war wirklich hart. Bevor ihr die meisten Konstruktionen also abschließen könnt, müsst ihr einen Testdurchgang laufen lassen, bei dem ein kleiner Testroboter entweder die Strecke abfährt oder im Gebauten Platz nimmt und einmal durchcheckt, ob das alles so funktioniert, wie ihr es euch erdacht habt.
Zur Verfügung stehen euch in LEGO Bricktales während der Story eine begrenzte Auswahl an Bausteinen, mit denen ihr zurecht kommen müsst. Ihr habt also nicht direkt unendliche Möglichkeiten und müsst erst einmal mit den euch gegebenen Mitteln bzw. Steinen arbeiten. Diese sind jeweils auf die Umgebung abgestimmt und später kommen noch zusätzliche Challenges hinzu, wie bestimmte Bereiche, die auf jeden Fall mit Steinen bedeckt sein müssen, oder ein Bauteil, das an einer vorab definierten Stelle eingebaut werden muss. Habt ihr das dann allerdings geschafft, könnt ihr jederzeit zu euren Konstruktionen zurückkehren und im Sandkastenmodus noch einmal eurer Kreativität so richtig freien Lauf lassen. Mit unbegrenzten Steinen baut es sich dann doch einfacher. Insgesamt gibt es pro Konstruktion 3 Slots, die ihr unterschiedlich bebauen könnt und auch in der Welt jederzeit dazwischen switchen könnt.
Pro Gebiet, durch das ihr euch mit eurer Figur frei bewegen könnt, erhaltet ihr neben euren Baufähigkeiten noch eine Spezialfähigkeit, wie etwa einen Wasserwerfer, mit dem ihr verschiedene Rätsel in den einzelnen Abschnitten lösen könnt. Zusammengebaut werden die einzelnen Levels nämlich aus mehreren Dioramen, die ihr jeweils einzeln erkunden könnt. Diese sind nicht nur echt schön anzusehen, sondern werden in Echtzeit um eure Bauten ergänzt. Denkt also immer daran nicht nur funktionell, sondern auch optisch ansprechend zu bauen. Ihr wollt doch nicht den Gesamtlook des Dioramas versauen, oder? Im Pausen-Menü könnt ihr jedes der Dioramen aus einer Gesamtansicht betrachten, aktiv die Kamera drehen und weiter hinein zoomen, um eventuell versteckte Passagen oder Geheimnisse zu entdecken. Und davon gibt es so einige.
Jedes Gebiet in LEGO Bricktales hat zum einen eine eigene Währung: im Dschungel sind es z.B. Bananen, mit denen ihr im Laden einkaufen könnt, insofern ihr in findet. Dort wartet der Geister-Händler auf euch und verkauft euch neue Farben für eure Steine im Sandkasten-Modus und für jedes Gebiet auch ein spezielles Set an Steinen, die zum jeweiligen Thema passen. Je weiter ihr also in der Story vorankommt, desto mehr Möglichkeiten habt ihr im freien Bauen. Außerdem könnt ihr hier auch Kleidungsstücke für eure Minifigur kaufen. Diese lässt sich in den Einstellungen von der Frisur, über das Gesicht bis hin zu Ober- und Unterteil jederzeit komplett frei anpassen. Damit ihr euch im Shop aber alles leisten könnt, müsst ihr zum einen die Dioramen genau absuchen, aber auch in manche zu späteren Zeitpunkten zurückreisen, wenn ihr mehr Fähigkeiten bekommen habt.
Aber nicht nur die Dioramen sehen schön aus, im Grunde kann man die Aussage auf das ganze Spiel umlegen. Dadurch, dass ihr immer sehr nah an den Steinen seid und auch das Bauen selbst im Fokus steht, ist der Detailgrad wahnsinnig hoch. Natürlich seht ihr in euren selbstgebauten Werken die einzelnen Steine, aber auch die Umgebung sieht aus, als wäre sie komplett von Hand gebaut. Hier gibt es keine Teile, die ihr nicht auch in eurer LEGO-Kiste finden könntet und keine Tricksereien. Bei den bisherigen LEGO-Titeln war es z.B. ja oft so, dass Figuren sich mehr bewegt haben, als es die realen Steine eigentlich hergeben, oder man auch an anderer Stelle ein Auge zugedrückt hat. In LEGO Bricktales ist hingegen alles so, als würdet ihr mit den ganz normalen Steinen spielen, wie nunmal in echt auch. Dadurch erzeugt das Spiel nochmal ein ganz anderes Spielgefühl und ist so der wahrgewordene Simulations-Traum eines jeden LEGO-Spielenden da draußen.
"LEGO Bricktales schafft es jetzt diese Lücke zu füllen, die viel zu lange bestand - endlich kann ich digital LEGO bauen wie in echt, ohne dafür danach aufräumen zu müssen oder Gefahr zu laufen, nachts auf die Steine zu treten."
Ich habe ja schon früher immer wahnsinnig gern alle meine LEGO-Steine zusammengeworfen und einfach drauf los gebaut. Nachdem ein Set zusammgebaut wurde, war es meistens nie lange sicher und in meiner riesigen LEGO-Kiste haben sich allerhand Steine gesammelt, mit denen ich dann drauf los gebastelt habe. Als richtiges Videospiel hat mir das nur leider bisher gefehlt. Und kommt mir jetzt hier nicht mir Minecraft! LEGO Bricktales schafft es jetzt diese Lücke zu füllen, die viel zu lange bestand - endlich kann ich digital LEGO bauen wie in echt, ohne dafür danach aufräumen zu müssen oder Gefahr zu laufen, nachts auf die Steine zu treten. Der Story-Modus macht durch die verschiedenen Themen echt Laune, die Dialoge sind wahnsinnig gut geschrieben und durch den Sandkasten-Modus und die Collectibles in den Welten bietet das Spiel sehr guten Wiederspielwert. Solltet ihr also einen genau so großen Platz in eurem Herz für LEGO haben wie ich, sollte das hier genau das richtige Spiel für euch sein.