Von Miggi
Hallo, ich bin Miggi - hier bitte ein "Hiiiii Miggiiiii" einfügen. Ihr wisst schon, wie bei so Selbsthilfegruppen, die man in Serien und Filmen sieht. Ich möchte heute mit euch über meine Obsession zur Gears of War-Reihe sprechen. Gears of War war mein erstes Spiel für die Xbox 360, hat so für mich die Tür des HD-Gaming aufgestoßen und hat mir ein spannendes Weihnachten 2006 beschert. Vielleicht nicht ganz so besinnlich wie sonst, aber neben dem Weihnachtsbaum ein paar Locust zu zersägen, hat schon Spaß gemacht. Mit den nachfolgenden Teilen hatte ich mit die schönsten Couch-Coop-Momente meiner Videospielzeit und selbst mit Gears of War: Judgement hatte ich damals Spaß. 2016 kam dann Gears of War 4, für das ich mir nicht nur die Xbox One S im Gears-Design geholt habe, sondern auch direkt das Elite Pad und den JD-Controller. Mittlerweile haben wir das Jahr 2019. Ich habe gemeinsam mit Benny und Björn für die Sofa Samurais eine Podcastfolge zur Spielereihe aufgenommen, vor kurzem noch einen weiteren zum fünften Teil und sitze jetzt hier, habe etliche Stunden im Spiel verbracht und gucke YouTube-Videos über meine Gears 5-Xbox One X, die ich natürlich auch kaufen musste, während ich diese Review schreibe. Die vermutlich etwas länger werden könnte.
Gears 5 setzt da an, wo der Vorgänger aufgehört hat. Wir sehen wie die Gruppe rund um JD Fenix - der gemeinsame Sohn von Marcus Fenix und Anya Stroud - und die in Teil 4 erstmals vorgestellte Kait Diaz, die gerade ihre Mutter töten musste, in einen Helikopter steigen. Gemeinsam fliegen sie auf die Insel Azura, um für Damon Baird, der mittlerweile nur noch Wissenschaftler ist, um eine Satellitenrakete abzufeuern, die den Hammer der Morgenröte wieder online bringen soll. Nach ihrer Rückkehr gibt es nicht nur erneut Stress mit der ersten Ministerin Jinn, sondern auch der Schwarm greift an. Mit diesem Kampf endet der Prolog und die weitere Story setzt vier Monate später mit Kait und Del an. Ohne zu viel - genauer gesagt irgendetwas über die Story - verraten zu wollen, kann man sagen, dass das eigentliche Spiel und vor allem das Kern-Gameplay erst hier so richtig anfängt.
Die Kampagne von Gears 5, die ich persönlich in jedem Teil erst einmal abschließen muss, bevor ich mir die anderen Modi zu Gemüte führe, erstreckt sich über vier Akte mit jeweils unterschiedlich vielen Kapiteln. Vorneweg kann ich direkt sagen, dass mich die Story, anders als im Vorgänger, nicht nur von Anfang an gefesselt hat, sondern bis zum Ende hin spannend blieb und immer noch einen drauf gelegt hat. Die einzelnen Akte sind diesmal außerdem etwas anders, als man es aus den Vorgängerspielen kennt. Im zweiten Kapitel von Akt 2 wird euch nämlich der sogenannte Skiff zur Verfügung gestellt, ein Schlittenfahrzeug, das durch einen Fallschirm angetrieben wird und mit dem ihr über ein in sich geschlossenes offenes Areal fahren und bestimmte Punkte besuchen könnt. Damit ihr nicht den Überblick verliert, sind wichtige Orte zum einen mit Flaggen gekennzeichnet, die ihr schon von weiter weg sehen könnt, zum anderen sind diese Semi-Open-World-Abschnitte nicht allzu groß und umfangreich gestaltet, sodass ihr euch darin nicht verliert. Als alt-eingefleischter Fan war ich dem gegenüber, da es den typischen Gears-Schlauch aufbricht, eher skeptisch eingestellt, nachdem ich es selbst gespielt habe muss ich aber sagen: Danke an The Coalition, die diesen mutigen Schritt gewagt haben. Die Skiff-Erkundungsfahrten werten das Spiel zusätzlich auf und bringen frischen Wind (höhö. Pun intended) ins Gameplay.
Und wenn wir schon über Gameplay reden: Gears 5 spielt sich so gut, wie kein Titel der Reihe davor. Die Steuerung, das Waffenhandling und alles andere, was dazu gehört, war nie schlecht, versteht mich nicht falsch. Gears of War hat das Genre der Deckungsshooter nicht zu Unrecht groß gemacht und war über all die Jahre hinweg der Platzhirsch in diesem Bereich. Und auch wenn man dachte, es gäbe nicht viel Verbesserungspotenzial, hat man mit dem fünften Teil an den richtigen Zahnrädern gedreht und das beste rausgeholt, was es rauszuholen gibt. Das sind große Änderungen, wie eben das Auflockern durch die Skiff-Passagen, aber auch kleine Feinjustierungen im Kern. Diese hier alle zu nennen, würde den Umfang einer Review sprengen, die für mich wichtigsten sind aber, dass der Nahkampfangriff nun separat auf den B-Knopf gelegt wurde und man so mit dem Lancer nicht nur die Kettensäge zur Auswahl hat, sondern auch einen schnellen Angriff mit dem Messer. Dieser zusätzliche Angriff macht nicht nur im Versus-Modus direkt einen großen Unterschied und ermöglicht im Endeffekt erst den gesamten Escape-Modus, sondern wirkt sich auch in der Story schon praktisch aus. Nicht weniger nützlich und für mich mit am wichtigsten ist, dass nicht nur das Sprinten, sondern vor allem das Überspringen von Barrieren wesentlich flüssiger gestaltet wurde. Mit einem simplen zweiten Tastendruck macht ihr keinen Zwischenstopp mehr wenn ihr im Sprint eine Deckung erreicht und müsst den A-Knopf ein zweites Mal betätigen, sondern bleibt in eurem Tempo und könnt direkt weiterlaufen. Wie gesagt, klingt wie Kleinigkeiten, macht für mich aber einen sehr großen Unterschied.
Eine weitere Neuerung ist der Roboter Jack. Ok, viele von euch führen jetzt schon die Hand pre-facealmend, kopfschüttelnd zur Stirn und denken sich "Was redet er denn da? Jack gab es doch schon im ersten Gears of War!" Und ja, ihr habt damit natürlich nicht unrecht. In Gears 5 wird dem fliegenden Roboter aber eine weitaus größere Rolle als bisher zuteil. Mit Freund*innen könnt ihr ihn im Story-Modus sogar als zusätzlichen Charakter auswählen, was den bisherigen Zweier-Coop um eine dritte Person erweitert, die eben die Kontrolle über Jack übernimmt. Spielt ihr alleine oder zu zweit fliegt Jack selbstständig über das Schlachtfeld, greift Gegner mit seinem Zapper an und kann für euch auf Knopfdruck Gegenstände holen, die ihr sonst vielleicht überhaupt nicht erreichen könnt. Über die Kampagne verteilt findet ihr außerdem versteckte Upgrade-Gegenstände, mit denen ihr Jacks Fähigkeiten verbessern könnt sowie Nebenquests, nach deren Abschluss ebenfalls ein spezielles Upgrade auf euch wartet.
Noch viel wichtiger als Jacks Waffen, ist aber natürlich das eigene Inventar. Denn wenn der Lancer nicht rund läuft, bringt der beste NPC-Companion nichts. Und auch hier gibt es zum Glück nichts
zu bemängeln. Der Lancer feuert so gut wie eh und je, wird mit der Trennung von Nahkampf und Kettensägenattacke nur noch effektiver und sieht in Gears 5 so gut aus wie nie zuvor. Mit dem
Lancer GL wurde dem Spiel eine neue Variation hinzugefügt, die ich zuerst eher kritisch beäugte. Das "GL" steht nämlich für Grenade Launcher und ersetzt die serientypische Säge durch eben genau
das: einen Granatwerfer, der mit 3 Schuss pro Waffe daherkommt. Die Granate wird dabei aber nicht einfach im Bogen abgefeuert, sondern funktioniert wie ein Mini-Mörser, der einiges an Zerstörung
anrichten kann. Nachdem ich die Waffe das erste Mal abfeuerte war jegliche Skepsis sofort verflogen und ich war traurig, dass ich nur 3 Granaten hatte. Die Talon-Maschinenpistole, eine große
Cryo-Waffe, eine Swarm-Keule (und ein Eisenrohr, das ähnlich agiert) sowie die Claw, quasi die Hammerburst des Schwarms, runden das Waffenarsenal perfekt ab und fügen sich sehr schön ins Spiel
ein.
Das wäre aber natürlich alles sinnlos, wenn es nicht genug Modi gäbe, in denen ihr euch mit den Waffen austoben könnt. Und in Gears 5 gibt es diesmal so viel zu spielen, wie nie zuvor. Versus und Horde, bereits bekannt aus vorherigen Teilen, kommen mit einigen Neuerungen und zum ersten Mal könnt ihr in Escape euer Können unter Beweis stellen. Im Horde-Modus hat jeder Charakter eigene Waffen im Inventar sowie aktive und passive Fähigkeiten, die ihr zu euren Gunsten nutzen müsst, um überhaupt eine Chance zu haben, es bis zu Welle 50 zu schaffen. Kait hat dabei etwa Retro Lancer, Gnasher und Talon im Gepäck, erhält 25% Bonus auf Nahkampfangriffe und kann sich im Kampf unsichtbar machen. Del startet mit Enforcer, Overkill und einem Werkzeugkasten, muss für Verteidigungsgegenstände weniger bezahlen und kann DeeBees zu Hilfe rufen. So nimmt jeder Charakter eine bestimmte Rolle ein, die ihr ganz eurem Spielstil anpassen könnt. Die verschiedenen Ausstattungen kommen auch im Versus Arcade Modus zu tragen, der zusätzlich noch einen weiteren Kniff beinhaltet. Mit Kills, Assists und eigentlich allen weiteren Aktionen auch erarbeitet ihr euch Punkte, mit denen ihr verschiedene Waffen kaufen könnt. So holt ihr euch ganz unabhängig von Ort und Stelle etwa eine Overkill-Schrotflinte oder die Boomshot und wendet das Blatt vielleicht so zu euren Gunsten.
Neu in Gears 5 ist der Escape Modus, der mit eigenem Trailer während der E3 2019 das erste Mal gezeigt wurde. In diesem findet ihr euch zu dritt in einem Nest des Schwarms wieder, aus dem ihr so schnell wie möglich entkommen müsst. Zu Beginn aktiviert ihr nämlich eine Gasbombe, die zwar das Nest ausräuchern soll, vor deren Wolke ihr aber auch so schnell wie möglich entkommen müsst. Mit viel zu wenig Ausrüstung lauft ihr durch ein unbekanntes Gebiet, das ihr nicht nur so schnell wie möglich erkunden müsst, um Ausrüstung und vor allem den Weg nach draußen zu finden, sondern in dem auch der Schwarm auf euch wartet. Unter Zeitdruck kämpft ihr gegen die Feinde, findet im besten Fall den Weg nach draußen und überlebt lange genug, bis sich das Tor des Nests schließt und ihr in Sicherheit seid. Teamwork wird hier ganz groß geschrieben und wenn ihr nicht zusammenarbeitet, wird die Flucht vermutlich nicht gelingen. Wenn ihr alle drei sterbt, startet ihr das Gebiet von vorne und auf der Karte bleibt aufgedeckt, was ihr bisher schon besucht habt. Auch hier hat jeder Charakter seine eigenen Fähigkeiten und mit Keegan, Lahni und Mac drei eigens für den Modus erschaffene Figuren. Bei den ersten Versuchen werdet ihr auf jeden Fall noch Schwierigkeiten mit dem Modus haben, nach ein paar Runden mit dem richtigen Team, wird das Entkommen aber richtig spannend und macht verdammt viel Spaß.
Auf technischer Seite kann man über Gears 5 nur eines sagen: WOW! Das Spiel, das in der Unreal Engine 4 entwickelt wurde, holt mehr aus der aktuellen Konsolengeneration raus, als ich und vermutlich viele andere erwartet hätten. Nicht nur aber ganz besonders auf der Xbox One X sieht das Spiel fantastisch aus, mit einem Detailgrad, den ich bisher wohl in keinem Spiel so gesehen habe. Die diversen Umgebungen, von Schneelandschaften über Häuserruinen und Sandwüsten, strotzen dabei nur so vor kleinen Elementen. Eisplatten könnt ihr kaputt schießen, um Gegner darin einbrechen zu lassen, während Schneeflocken im Wind über eure Köpfe wehen, Fußspuren im Sand verschwinden nicht einfach, sondern hinterlassen lange Schneisen und in den vom Krieg mit dem Schwarm ramponierten Häusern findet ihr am Boden allerlei Trümmer und anderes. Mit 60 Frames per Second läuft das Spiel auf der X-Konsole zudem komplett flüssig während man durch native 4K-Umgebungen läuft. Und um dem Ganzen noch die Krone aufzusetzen zeigt das Team rund um Rod Fergusson wie man das HDR-Feature richtig einsetzen sollte. Die PC-Version von Gears 5 muss man dabei auch kurz lobend erwähnen, da sie - obwohl nur ein Port der Konsolenfassung - wahnsinnig viele Möglichkeiten zum Feintuning gibt, um auf dem PC die bestmöglichste Figur zu machen.
"Mit allem was Gears 5 zu bieten hat, ist es nicht nur das bisher beste und rundeste Gears of War-Erlebnis für mich, sondern auch eines der absoluten Highlights, das die Xbox One zu bieten hat."
Was soll ich jetzt noch groß sagen? Mit allem was Gears 5 zu bieten hat, ist es nicht nur das bisher beste und rundeste Gears of War-Erlebnis für mich, sondern auch eines der absoluten Highlights, das die Xbox One zu bieten hat. Wer den Game Pass (Ultimate) hat, hat sowieso keine Ausrede, warum man das Spiel nicht spielen sollte und auch alle anderen sollten definitiv einen Blick ins Spiel werfen. Nicht nur, dass es auf technischer Ebene neue Maßstäbe setzt, euch erwartet zudem eine spannende und mitreißende Story, die auch mich als treuen Fan kalt erwischen konnte. Und wenn ihr damit durch seid, habt ihr die Möglichkeit, unendlich viele Stunden in den Multiplayer-Modi zu verbringen und eure Skills zu verbessern. Zwischendurch kann man auch ruhig mal die Story auf einem höheren Schwierigkeitsgrad erneut angehen, die Nebenmissionen erledigen und versuchen alle Collectibles und Upgrades für Jack zu erspielen. Außerdem müsst ihr ja auch mal alle Charaktere durchprobieren, zu denen sich als DLC-Figuren auch Sarah Connor und der Terminator T-800 sowie Emile und Kat aus Halo: Reach gesellen. Also: ran an die Lancer und die Kettensägenwaffen kreischen lassen!
PS: Und wenn ihr jetzt noch immer nicht genug habt, könnt ihr gerne die beiden Podcasts hören, in denen ich gemeinsam mit Benny und Björn bei den Sofa Samurais über Gears of War 1 - 4 bzw. Gears 5 gesprochen habe. Einfach auf die Bilder unten klicken, und ihr kommt direkt zur jeweiligen Episode. Wir sind im Bereich, Baby!