Fire Emblem Engage

   Von Miggi

Titelbild zu Fire Emblem Engage von Intelligent Systems für Nintendo Switch

Nachdem 2018 Fire Emblem: Three Houses auf der Switch die Franchise-Türen für mich geöffnet hat und ich im Anschluss sogar echt viel Spaß mit dem Musou Spin-Off Fire Emblem Warriors: Three Hopes hatte, habe ich mich sehr darüber gefreut, dass im September 2022 der nächste Teil der Kult-Serie angekündigt wurde. Das Ziel von Studio Intelligent Systems war es dabei mit Fire Emblem Engage wieder ein Stück back to the Roots zu gehen und sich auf das taktische Kern-Gameplay der Reihe zu konzentrieren, für das Fire Emblem seit den frühen 90er-Jahren berühmt ist. Da ich persönlich vor allem die ausgeklügelte Story mit ihren verschiedenen Pfaden & Enden und das ganze drumherum im Vorgänger, neben den spannenden Kämpfen, als großen Pluspunkt empfunden habe, war ich also sehr gespannt, ob Engage bei mir auch so stark zünden kann wie Three Houses. 

In Fire Emblem Engage bereisen wir den Kontintent Elyos, für dessen Geschichte wir kurz einmal 1.000 Jahre in die Vergangenheit reisen müssen. Genau da fängt nämlich das Spiel mit seiner Erzählung an, denn solange ist es her, dass Sombron, der Dämonendrache, besiegt wurde. Und zwar von niemand geringerem als Protagonist*in Alear, Wyrmgott der Prophezeiung. Alle 1.000 Jahre bringen nämlich sogenannte Emblem-Ringe der Person, die alle 12 davon besitzt, unglaubliche Macht und genau diese wollte sich Sombron krallen. Nach dem Showdown wurdet ihr aber in einen tiefen Schlaf versetzt und wacht ein Millenium später wieder auf, um die Welt erneut vor bösen Mächten zu schützen und die Emblem-Ringe zu sammeln. Natürlich hat sich seitdem einiges getan und die Welt ist nicht mehr so wie sie damals war, weshalb ihr erst einmal auf die Suche nach Verbündeten und schlussendlich den Ringen selbst gehen müsst.

Wyrmgott Alear hält einen Emblem-Ring an der Hand in Fire Emblem Engage von Intelligent Systems für Nintendo Switch
Ein Ring sie zu knech... oh, wartet, falscher Text!

Aber noch mal einen kurzen Schritt zurück - was bringen diese Emblem-Ringe eigentlich? Nichts geringeres als das zentralste Gameplay-Element des neuesten Teils der Reihe. Mit diesen Ringen können nämlich im Kampf und sogar auch außerhalb Embleme beschwört werden, die euch unterstützen und deren Reihen aus bekannten Charakteren früherer Fire Emblem-Teile bestehen. Direkt von Beginn an hat Alear etwa den Ring von Emblem Marth an der Seite, der bereits im allerersten Teil auf dem NES bzw. Famicom aufgetaucht ist. Ihr könnt euch aber auf viele weitere bekannte Gesichter freuen. Neben den 12 Emblem-Ringe, um die es in der Story geht, warten im Expansion Pass zusätzlich noch weitere, wie etwa die 3 Leiter*innen der Häuser aus dem Vorgänger. Je mehr ihr mit diesen Emblemen interagiert bzw. sie im Kampf an eurer Seite habt, desto stärker werden die passiven Boni, die ihr durch sie erhaltet. Dabei unterscheidet sich natürlich jedes Emblem von den jeweils anderen und hilft euch mit ganz eigenen Vorteilen weiter.

 

Zusätzlich zur eher passiven Hilfe, die euch die Embleme im Kampf geben, habt ihr in Fire Emblem Engage aber auch die Möglichkeit euch mit den ausgerüsteten Emblemen durch ein Bündnis zu verbinden - also im Grunde zu fusionieren. Diese Fähigkeit könnt ihr in den rundenbasierten Kämpfen zu euren Gunsten einsetzen und so sogar eine besonders mächtige Spezial-Attacke abfeuern, die eine Schlacht eventuell doch noch zu euren Gunsten drehen könnte. Passt hier aber auf - nach einigen Zügen ist eure Kraft aufgebraucht und kann erst wieder im nächsten Kampf eingesetzt werden, wenn ihr sie nicht an speziellen Orten am Schlachtfeld nochmals auffüllt. Und lasst euch gesagt sein: unverwundbar seid ihr so auch nicht, nur eben ein bisschen stärker. Denn wie auch in den bisherigen Teilen ist in den Kämpfen besonderes Geschick und vor allem Taktik gefordert. Sonst geben eure Einheiten schneller den Löffel ab, als ihr gucken könnt.

Marth und Alear strecken ihre Schwerter nach oben in Fire Emblem Engage von Intelligent Systems für Nintendo Switch
Fusion... HA!

Denn wie auch bisher findet das Hauptgeschehen des Spiels in den Kämpfen statt. Auf einem mal größerem & mal kleinerem Schlachtfeld bewegt ihr rundenbasiert in eurem Zug eure Einheiten von A nach B, greift Feinde an und versucht dabei möglichst nicht zu sterben. Wer es besonders schwer haben möchte kann dabei Permadeath für die eigenen Einheiten aktivieren, wer vielleicht taktisch nicht das beste Händchen hat, kann das aber auch einfach ausmachen und mit dem Zeitkristall auch einfach an bestimmte Punkte im Kampf zurückspringen. Das ist vor allem praktisch, wenn eine eurer Einheiten unerwarteterweise von einem kritischen Schlag direkt gekillt wird und ihr sie doch lieber noch in Sicherheit bringen wollt. Im Kern ist das Kampfsystem aber immer noch ein größer ausformuliertes Schere, Stein, Papier. Schwerter sind im Vorteil gegen Äxte, die wiederum gegen Lanzen, während Bögen gegen fliegende Gegner effektiv sind und Magie gegen besonders schwer gepanzerte Einheiten. Mit diesem Wissen liegt es an euch, eure Einheiten für die jeweiligen Kämpfe und deren Terrain klug zusammenzustellen, denn nur eine begrenzte Anzahl darf mit in den Kampf genommen werden.

 

Mit jedem erfolgreichen Zug erhalten eure Einheiten dabei Erfahrungspunkte, die sie in ihrer Klasse aufsteigen lassen. Hat eine davon Rang 10 erreicht, könnt ihr sie mit speziellen Items in eine bessere Klasse aufsteigen lassen. Seid ihr hier einmal ganz oben angekommen, könnt ihr ab Rang 20 jeweils die Klasse resetten, während eure Werte aber übernommen werden. New Klasse+ quasi. Das und andere Kampfvorbereitungen passieren in Fire Emblem Engage im Somniel, eurer Hub-Basis. Neben neuen Waffen & Rüstungen, könnt ihr dort aber nicht nur Items kaufen, sondern auch mit euren Mitstreiter*innen interagieren, verschiedenen Aktivitäten wie Fischen, Kochen oder Sport nachgehen, Bond-Ringe schmieden oder euch beim Schlafen von den anderen beobachten lassen. Das klingt zwar ein bisschen creepy, aber keine Sorge, das haben die teilweise schon ihr ganzes Leben gemacht. Macht es nicht weniger creepy? Naja okay. Sobald ihr jedenfalls dort fertig seid, könnt ihr euch auf einer Weltkarte ähnlich wie in Super Mario Bros. 3 entweder auf den Weg machen zum nächsten Story-Kapitel oder zu einer der zahlreichen Nebenmissionen und -kämpfe, um eure Gruppe ein bisschen aufzuleveln.

Alear, Clanne, Framme und Vander kurz vor einem Kampf in Fire Emblem Engage von Intelligent Systems für Nintendo Switch
Insgesamt gibt es in Fire Emblem Engage über 30 Charaktere, die Teil eurer Gruppe werden können.

Optisch und von der Design-Richtung her sieht glaube ich keine Serie pro neuem Teil so verschieden aus, wie es Fire Emblem tut. Und da ist auch der neueste Ableger keine Ausnahme. Für diesen hat sich Game Director Tsutomu Tei vorgenommen einen Stil auszuwählen, der nicht nur einem breiteren, sondern vor allem einem jüngeren Publikum zugänglich gemacht werden soll. Entschieden hat man sich dabei schlussendlich für die Illustratorin Mika Pikazo, die mit ihrem farbenfrohen Stil die perfekte Wahl für das Spiel war. Ich habe mich - und da sind vor allem die Zwischensequenzen schuld, die visuell noch mal ordentlich eine Schippe drauflegen - jedenfalls schon lange nicht mehr so oft dabei erwischt, dass ich bei einem Switch-Spiel so viele Screenshots gemacht habe. Der Anime-Stil passt hier einfach perfekt zu den Kampfszenen mit ihren Magie-Effekten und wieder einmal zeigt ein Spiel, dass es mit einer guten Art Direction nicht zwingend die potenteste Hardware braucht, damit ein Spiel gut aussieht. Okay, wenn Fire Emblem Engage jetzt richtig viele Ruckeleinlagen und andere technische Probleme gehabt hätte, wäre ich vermutlich nicht ganz so happy. Aber das war zum Glück nicht so - das Spiel läuft stabil und ich bin über keine Fehler oder ähnliches gestolpert.

"Fire Emblem Engage schafft es mit der Emblem-Mechanik eine spannende neue Ebene mit ins Spielprinzip zu bringen, die den Gefechten noch mehr Taktik verleiht und Kämpfe ausschlaggebend beeinflussen kann."

Das Ziel nach Three Houses wieder etwas mehr zurück zum Ursprung der Serie zu gehen ist Intelligent Systems mit Fire Emblem Engage auf jeden Fall gelungen. Viel mehr als im direkten Vorgänger stehen hier die Kämpfe selbst im Rampenlicht, als die Geschichte mit mehreren Pfaden oder auch das Socializing mit den Verbündeten. Dabei fällt aber vor allem die Story leider auch von der Qualität her etwas ab und erreicht für mich persönlich nicht die Höhen, die mich im Vorgänger begeistert haben. Für meinen Geschmack hätte es hier auf jeden Fall ein bisschen mehr Socializing und eine Story mit mehr Tragweite sein können, aber  nichtsdestotrotz hat mich das Spiel aber von Anfang bis Ende gefesselt. Denn mit einem kann das Spiel auf jeden Fall begeistern: den Kämpfen. Fire Emblem Engage schafft es mit der Emblem-Mechanik eine spannende neue Ebene mit ins Spielprinzip zu bringen, die den Gefechten noch mehr Taktik verleiht und Kämpfe ausschlaggebend beeinflussen kann. Und das sowohl zu euren Gunsten, als auch dagegen. Mit aktiviertem Permadeath bin ich so das ein oder andere Mal ordentlich ins Schwitzen geraten und hatte die gesamte Spieldauer über immer wieder eine Menge Spaß mich mit meinen Lieblingsgefährt*innen in die Schlacht zu stürzen und mich zwischendurch im Somniel immer wieder auf die kommenden Kämpfe vorzubereiten. Dieser Gameplay-Loop funktioniert einfach.

Wertung zu Fire Emblem Engage von Intelligent Systems für Nintendo Switch
4 von 5 Marth-Emblemen.