Von Miggi
Falls ihr euch fragt, für welches Spiel ich spontan nach Berlin für ein Demo-Event fliege - zu dem wir mit den großartigen Menschen Marvin und Miene einen Podcast veröffentlicht haben - und mich dann zusätzlich noch um den halben Erdball bis nach Japan begebe, nur um möglichst viel Release-Hype und -Promos mitzunehmen: hier habt ihr es. Das Spiel ist Final Fantasy VII Rebirth. Aber nicht nur weil ich großer Fan bin, sondern auch weil Leonie noch viel größerer Fan ist. Ihr müsst euch das so vorstellen: was für mich Sonic oder Pokémon ist, ist für Leonie FF7. Deshalb waren wir zu Release vor Ort in Tokyo, haben uns von Sephiroth auf Shibuya Crossing Angst einjagen lassen, sind mit der Yamanote-Linie gefahren, die voller Charaktere war, haben uns unnötig viele Snacks und Red Bull gekauft, um die Items der Lawson-Collab zu bekommen und haben es sogar geschafft einen Platz im Square Enix Café in Akihabara zu ergattern, um dort sehr viel Final Fantasy VII-themed Essen und Getränke zu konsumieren. Mit dem Spiel im Gepäck sind wir dann zurück nach Salzburg geflogen und haben dort sofort die PlayStation 5 angeworfen, um das Spiel zu installieren.
Rebirth macht direkt da weiter, wo Remake, der erste Teil der angekündigten Trilogie, inkl. Yuffie-DLC und das Prequel Crisis Core Reunion kurz danach aufgehört haben. Wer also die "volle" Experience mitnehmen möchte, muss nicht unbedingt nach Japan fliegen dafür, sollte aber zumindest wissen, was in den beiden Spielen passiert ist. Vor allem das Crisis Core-Remake könnte - ohne zu spoilern - wichtiger sein, als viele denken. Nachdem die Gruppe von Cloud Strife am Ende des ersten Teil gegen Sephiroth gekämpft hat, wurde schnell klar, dass es sich hier nicht um ein 1:1 Remake des PlayStation-Klassikers handelt und wir es in dieser Version mit mehreren Timelines zu tun haben, die parallel zueinander ablaufen und vermutlich für den weiteren Storyverlauf nicht unwichtig sein werden. Die Party verlässt danach Midgar und euer Weg führt euch in Rebirth so u.a. nach Junon, Corel, Nibelheim und Gongaga.
Ein großer Bestandteil von Final Fantasy VII Rebirth und damit auch eine direkte Neuerung gegenüber Remake sind die Open World-Abschnitte, von denen ihr im Laufe des Spiels mehrere erkunden dürft. Schon in der kostenlosen Demo, die ihr euch im PlayStation Store herunterladen könnt, durfte man einen Teil des Gebiets rund um Junon erkunden, im finalen Spiel gibt es natürlich noch viel mehr zu entdecken und erledigen. Ihr schaltet Türme frei, kämpft gegen spezielle Monster-Gruppen, findet Schätze und könnt Chocobo Stationen freischalten, zu denen ihr dann schnellreisen könnt. Um nicht die ganze Zeit zu Fuß laufen zu müssen, bekommt ihr außerdem für jedes Gebiet einen spezifischen Chocobo mit einer besonderen Fähigkeit, der euch das abklappern der World Map vereinfacht. Die Handlung selbst ist dabei immer noch in Kapitel unterteilt, ihr habt aber eine World Map zur Verfügung auf der ihr die verschiedenen Gebiete auch später noch einmal bereisen könnt, falls ihr dort etwas vergessen, übersehen oder absichtlich erst mal liegen gelassen habt.
Wer Remake gespielt hat, sollte sich im Kampfsystem sofort wieder wie zuhause fühlen: Pressure- und Stagger-Leiste, Materia-Zauber und ATB-Aktionen sind auch hier alle wieder mit im Spiel und ihr könnt eure 3 aktiven Figuren jederzeit in Echtzeit steuern. Ergänzt wurde das ganze dann aber noch um diverse Neuerungen, die das Kämpfen um einiges angenehmer machen. Zum einen kämpft nicht nur eure aktive Party, sondern auch die anderen Figuren bringen sich in den Kämpfen ein. Habt ihr Barret etwa nicht direkt im Team, steht er trotzdem außerhalb des Kampfbereichs und feuert mit seiner Waffe auf Gegner. Neben diversen Zaubern und Spezialattacken habt ihr außerdem diesmal die Möglichkeit besonders starke Synchro-Angriffe mit jeweils zwei Figuren auszuführen, sobald ihr die entsprechende Leiste hierfür aufgefüllt habt. Insgesamt hatte ich in den Kämpfen noch einen Tick mehr das Gefühl alles aktiv in der Hand zu haben als in Remake und auch die beiden Figuren, die ich gerade nicht aktiv kontrolliert habe, kamen mir etwas klüger vor als im Vorgänger.
Wenn es neben den Kämpfen aber eine Sache geben sollte, an die ich beim Gameplay sofort denke, wenn jemand in Zukunft Final Fantasy VII Rebirth sagt, dann sind es die Minispiele. Ob Chocobo-Rennen, 3D Brawler, Moogle Mischief, als Frosch Hindernissen ausweichen, Rythm Games, Fort Condor oder ein voll ausgereiftes Trading Card Game - dieses Spiel hat alles. Die Chocobo-Rennen im Gold Saucer sind dabei z.B. ganz im Stile eines Mario Karts und um ganz ehrlich zu sein wesentlich besser als Chocobo GP für die Switch war. Und auch alle anderen Mini Games haben ein so hohes Niveau, dass sie einfach nur sehr viel Spaß gemacht haben. Nur zum Ende hin wurde es etwas viel auf einmal. Das hatte aber auch nur damit zu tun, dass man nicht direkt alle Stages eines Minispiels spielen kann, sobald man diese freischaltet und in einem der späteren Kapitel plötzlich alles noch einmal neue Schwierigkeitsgrade bekommen hat. Dadurch wurde ich dann kurz etwas aus der spannenden Story rausgerissen und hätte es einfach besser gefunden, wenn man einfach jedes Minispiel direkt durchbingen kann. Was die Menge und Qualität der Minispiele angeht ist Rebirth hier aber fast schon auf Like a Dragon: Infinite Wealth-Level und das will was heißen.
Besonders hervorheben muss ich an der Stelle das eben schon erwähnte Kartenspiel Queen's Blood. Holy moly, ich glaube ich habe neben Gwent noch nie ein In-Game-Game gesehen, das so gut funktioniert, dass man sich eigentlich nur eine Standalone-Version davon wünscht. Für ein 3 x 5 Spielfelder großes Brett stellt ihr euch hierfür ein Deck aus insgesamt neun Karten zusammen und müsst diese dann taktisch klug auf dem Spielfeld verteilen. Ihr startet in der Regel links, eure Gegner*innen rechts und könnt nacheinander Karten in der Stärke 1-3 legen, wobei ihr diese auf dem Feld erst einmal "freischalten" müsst. Ihr könnt dabei eure eigenen Karten stärken, ersetzen, den Gegner*innen dazwischenfunken und noch viel mehr. Am Ende werden pro Reihe die Punkte zusammen gezählt und wer mehr Punkte hat, bekommt diese gutgeschrieben, während das Gegenüber leer ausgeht. Am Ende gewinnt die Person mit den meisten Punkten. Habt ihr also z.B. in einer Reihe mehr Punkte als die andere Person, gewinnt ihr das Match trotzdem. Insgesamt gibt es 145 Karten einzusammeln, alle mit ihren eigenen Fähigkeiten und Vor- und Nachteilen. Alleine damit kann man also ohne, dass es nervig wird, unglaublich viele Spielstunden verbringen.
Neben der offenen Spielwelt, der spannenden Story, der Mini-Spiele und den Nebenquests gab es für mich aber eine Sache, die das Spiel so unvergesslich macht und die so unfassbar gut umgesetzt wurde: das Character Building bzw. Party-Gefühl. Die Figuren sind allesamt so liebevoll geschrieben und durch die diversen Interaktionen innerhalb der Gruppe habe ich Cloud, Tifa, Yuffie, Cait Sith & Co. noch viel mehr ins Herz geschlossen, als ich es anfangs erwartet hatte. Innerhalb des Spiels ist dabei auch ein Freundschaftslevel eingebaut, den ihr als Cloud für jede Figur einzeln erhöhen könnt, je nachdem, welche Entscheidungen ihr im Spielverlauf trefft. Diese sind zum Teil recht offensichtlich, es können aber auch kleine Dialog-Optionen sein, die euch hier entweder Plus- oder Minuspunkte bei einer der Figuren bringen. Durch diese Mechanik können sich in diversen Kapiteln auch bestimmte Ereignisse verändern, ihr solltet euch also gut überlegen, bei wem ihr eventuell mehr Punkte sammeln wollt und bei wem weniger.
Am Ende habe ich mit "meiner" Gruppe bei jeder Situation mitgefiebert, gemeinsam mit den und auch über die Figuren gelacht, an manchen Stellen die Trauer oder Sorge der Figuren komplett mitgefühlt und ich glaube es gibt kaum ein Spiel, dass diese Verbundenheit zwischen Charakteren besser umsetzt, als es Final Fantasy VII Rebirth tut. Man spürt förmlich wie die Gruppe über den Spielverlauf immer fester zusammenwächst und es nicht nur ein loser und unbedeutender Haufen an NPCs ist, die man da mit sich spazieren führt. Ich kann es kaum erwarten im dritten Teil der Trilogie wieder gemeinsam mit diesem bunten Haufen auf Reisen zu gehen und mehr von ihnen zu sehen. Neben der Synchro - ich habe das Spiel auf Englisch gespielt und kann nur in den höchsten Tönen von der Leistung hier schwärmen - und den Dialogen selbst, profitiert das Spiel hier aber natürlich auch davon, dass es wahnsinnig gut aussieht.
Vor allem im Grafik-Modus der PlayStation 5 sieht das Spiel einfach nur umwerfend aus und die verschieden Regionen wurden hier von Square Enix genau so umgesetzt wie man sie sich als Fan des PS1-Originals immer vorgestellt hat. Der Performance-Modus ist leider noch etwas unsauber und Standpunkt jetzt eher nicht zu empfehlen und ab und zu sind auch ein paar Texturen im Quality Modus ein bisschen unscharf, insgesamt habe ich meine Reise in Final Fantasy VII Rebirth aber einfach nur genossen. Dazu beigetragen hat neben der optischen Komponente auch der unfassbar gute Soundtrack. Egal ob Open World, Battle Themes oder diverse Songs von Minigames, es gibt so viele Abwandlungen bekannter Songs, neue Stücke, die einfach nur Ohrwürmer sind und ich möchte bitte eine XXL-Version mit allen einzelnen Songs auf Spotify & Co. haben. Am besten auf Vinyl, aber das kostet dann vermutlich 500€ und muss auf 14 Platten gepresst werden. Aber hey, ich wäre trotzdem nicht abgeneigt.
"Final Fantasy VII Rebirth ist das Spiel-gewordene 'besser hätte man einen Nachfolger nicht machen können' und ich kann es jetzt schon kaum mehr erwarten den finalen dritten Teil irgendwann spielen zu dürfen."
Nach langer Wartezeit und einem persönlichen Hype-Aufbauen, das neben den Berlin- und Japan-Reisen aus Replays von Crisis Core, dem PS1-Original über den RetroTink & Dirge of Cerberus und gleich zwei Screenings des Films Advent Children bestand, hat mich der zweite Teil der neuen Trilogie absolut nicht enttäuscht. Final Fantasy VII Rebirth ist das Spiel-gewordene 'besser hätte man einen Nachfolger nicht machen können' und ich kann es jetzt schon kaum mehr erwarten den finalen dritten Teil irgendwann spielen zu dürfen. Die Open World ist wunderschön und Orte, die auf der PlayStation noch ein Haufen Pixel waren, sehen jetzt atemberaubend schön aus, Cloud und Co. sind einfach die beste Party, die man sich vorstellen kann, der Soundtrack begleitet einen perfekt durchs Spiel und mit den schier endlos wirkenden Minispielen kann man sich ganz easy stundenlang beschäftigen. Nach über 120 Spielstunden bereue ich keine Sekunde, die ich mit dem Spiel verbracht habe und würde es genau so wieder tun. Wahrscheinlich dann einfach als Hype-Aufbau, bevor Teil 3 dann erscheint.