Von Miggi
Dragon Quest war für mich schon jahrelang eine Reihe, die ich immer mit großer Bewunderung, aber lange auch nur als Zuseher von außen betrachtet habe. Mir fehlte immer irgendwie der einfache Einstiegspunkt, um für mich selbst zu sagen "Jetzt starte ich meine Reise in diese Spielereihe ohne zu viel auszulassen!". Und weil ich damit vermutlich nicht alleine bin, sondern das außerhalb Japans einigen Spieler*innen so gehen dürfte, hat Square Enix einfach mit Dragon Quest III HD-2D Remake genau diesem Problem Abhilfe verschafft. Und ja, es macht Sinn, dass wir mit dem dritten Teil starten, bevor dann voraussichtlich 2025 die Geschichte mit DRAGON QUEST I & II HD-2D Remake direkt weitergeführt wird. Der dritte Teil der Reihe spielt chronologisch nämlich vor den ersten beiden Spielen, weswegen er als erstes Dragon Quest HD-2D Remake erscheint. Das mag auf den ersten Blick etwas verwirrend wirken, aber hey, da kommen wir durch. Auf der gamescom dieses Jahr durfte ich dann eine Demo des Spiels testen, mit Producer Masaaki Hayasaka ein paar Worte wechseln und war danach umso mehr hyped auf den Release des Spiels.
Dragon Quest III erschien ursprünglich 1988 für den Famicom in Japan, bekam 1992 dann eine NES-Version für die USA und wurde das erste Mal erst 2001 mit einer Game Boy Color-Version in Europa veröffentlicht. 2014 gab es dann noch eine lokalisierte Smartphone-App der japanischen SNES-Version aus 1996 und ihr seht: es ist nicht zu 100% meine Schuld, dass ich mit dem chronologischen Start der Reihe bisher noch wenige Berührungspunkte hatte. Im Spiel startet ihr als Held*in im Königreich Aliahan, in dem euch zu eurem 16. Geburtstag der König ins Schloss beordert. Nachdem euer Vater Ortega beim Versuch den Erzfeind Baramos zu besiegen gescheitert ist, liegt es nun an euch sein Werk zu vollenden. Dazu zieht ihr durch das ganze Land, um am Ende den Bösewicht zu besiegen und die Welt wieder in Frieden leben zu lassen. An der klassischen Story des Originals hat sich im Remake nicht wirklich etwas geändert, sie wird nur etwas besser inszeniert, ausgeschmückt und teilweise auch durch synchronisierte Zwischensequenzen und neue Flashbacks vorangetragen. Ihr könnt zwischen Englischer und Japanischer Sprachausgabe wählen, während die Texte natürlich in mehr Sprachen verfügbar sind.
Im Kern ist auch das Gameplay gleich geblieben und bietet abseits einiger Quality of Life-Änderungen die gleiche Erfahrung, die ihr auch schon im Original hattet. Gemeinsam mit einer Party aus bis zu drei Mitstreiter*innen macht ihr euch auf den Weg über das ganze Land, lauft frei über die World Map, findet dort Städte, Höhlen und andere Orte, könnt Items aufsammeln und Verstecke finden, in denen sich Schätze oder anderes verbergen und werdet dabei immer wieder in Zufallskämpfe gezogen. Und das passiert wirklich häufig, wenn ihr also schon länger kein klassisches JRPG mehr gespielt habt, wird euch Dragon Quest III hier direkt mal wieder auf den Boden der Tatsachen zurückholen. Ihr müsst leveln, ihr werdet viel kämpfen und vermutlich auch das ein oder andere Mal ein bisschen grinden, damit euch die folgenden Abschnitte und Bossgegner nicht komplett kalt erwischen. Diese klassische Formel wurde für das HD-2D Remake quasi 1:1 übernommen und ich persönlich bin richtig happy das Spiel so möglichst originalgetreu erleben zu können. Natürlich muss man sich darauf einstellen und dessen bewusst sein, sonst könnte einen das Spiel schneller abschrecken, als der nächste Zufallskampf startet. Aber ich glaube allerspätestens seit Shin Megami Tensei 3 kann mich da einfach nichts mehr schocken.
In den Kämpfen könnt ihr aber um es für euch ein bisschen zu beschleunigen die Geschwindigkeit erhöhen, damit Attacken und Zauber schneller ausgeführt werden und alleine das hat das Gameplay und auch das Grinding, das ich immer wieder mal eingestreut habe, für mich direkt angenehmer gemacht. Hinzu kommt, dass Charakterklassen, die bisher keine Zauber nutzen konnten, nun spezielle Fähigkeiten erhalten, die wie Zauber eingesetzt werden können und die teilweise richtig mächtig sind. Außerdem könnt ihr durch bestimmte Waffen auch AOE-Attacken ausführen, die im Remake sogar kritischen Schaden anrichten können, könnt schon früh im Spiel gefallene Party-Mitglieder selbst wiederbeleben und müsst nicht jedes Mal zu einer Kirche laufen und bei jedem Level Up werden die HP und MP eurer Figuren direkt voll aufgefüllt. Diese kleinen Änderungen machen das Spiel und die Kämpfe definitiv etwas angenehmer, ohne dabei aber zu viel vom Original abzuweichen.
Eure Party-Mitglieder sucht ihr euch in einer Taverne selbst aus bzw. könnt diese ganz nach euren Wünschen und Vorstellungen selbst basteln. Habt ihr euch für den Namen der Figur entschieden, könnt ihr selbst die Klasse bestimmen und hier gibt es definitiv richtige und falsche Entscheidungen. Habt ihr etwa niemanden in der Party mit Heilzauber, wird das im Laufe des Spiels sicherlich zu einem Problem führen. Insgesamt stehen euch im HD-2D Remake 10 Klassen zur Verfügung, wobei "Held" - der Name verrät es schon - nur von eurer Spielfigur verwendet werden kann. Zu den restlichen 9 zählen unter anderem Krieger*in, Magier*in und im Remake ganz neu: Monsterbändiger*in. Ich habe meine eigene Party zusammengestellt aus einer Diebin, einem Priester und einer Monsterbändigerin und bin so eigentlich immer sehr gut durchs Spiel gekommen, wie ihr eure Party aufbaut liegt aber ganz an euch, achtet nur definitiv auf eine gute Balance aus starken Angriffen, Support- und Heilzaubern und natürlich auch magischen Angriffen. Dann solltet ihr auch keine gröberen Probleme haben.
Neu im Remake ist außerdem die Monster Arena, die ihr in fünf verschiedenen Städten finden könnt und in der ihr Pokémon- oder besser gesagt Dragon Quest Monsters-like nicht selbst kämpft, sondern eben die Monster gegeneinander antreten lassen könnt. Nachdem ihr im Spiel auf Monty trefft, den Fans der Reihe schon kennen sollten, könnt ihr überall in der Spielwelt verteilt freundliche Monster finden, die ihr - solange ihr die richtige Klasse in eurer Party habt - in eure Truppe aufnehmen könnt. Findet ihr mehrere Monster des gleichen Typs, etwa einen zweiten Slime, wird euer erster Slime dabei aufgelevelt. So sammelt ihr nicht nur einen Haufen Monster, die ihr dann in der Arena einsetzen könnt, sondern eben auch Erfahrungspunkte, um diese stärker zu machen. In der Arena tretet ihr mit bis zu 3 Monstern gleichzeitig gegen mehrere gegnerische Teams an und könnt dabei nicht direkt bestimmen, welche Aktionen euer Team ausführt, sondern lediglich wie sich euer Team verhält, also ob sich ein Monster aufs Heilen konzentriert oder ohne Rücksicht auf Verluste und MP alles in die Angriffe steckt. Für jede gewonnene Runde erhaltet ihr neben Geld auch nützliche Items und es lohnt sich auf jeden Fall diese optionalen Kämpfe mitzunehmen, um euch fürs restliche Spiel zu verstärken.
Ich könnte jetzt noch sehr viel mehr über verschiedene Mechaniken, die Dungeons und mehr sprechen, das würde aber den Rahmen dieser Review sprengen und außerdem macht es auch viel mehr Spaß sich da selbst reinzufuchsen. Viel lieber möchte ich deshalb noch erwähnen wie wunderschön das Dragon Quest III HD-2D Remake geworden ist und wie fantastisch es die Spielwelt darstellt. Ich bin ja sowieso seit Octopath Traveller Fan des HD-2D Stils von Square Enix, hatte auch mit LIVE A LIVE und Triangle Strategy eine unfassbar gute Zeit und auch dieses Remake fällt da nicht aus der Reihe. Die Sprites der Figuren und Monster fügen sich perfekt in die dreidimensionale Umgebung ein, die Beleuchtung schafft sowohl bei Tag als auch bei Nacht wunderschöne Szenerien und ich bin immer wieder gerne durch neue Abschnitte gelaufen, um mich dabei zu erwischen wie mich die Spielwelt komplett in ihren Bann gezogen hat. Ich freue mich jetzt schon darauf Dragon Quest 1 und 2 ebenfalls in dem Stil erleben zu können und hoffe, dass irgendwann auch Final Fantasy VI diesem Treatment unterzogen wird. Sogar Masaaki Hayasaka hat in einem Interview erwähnt, dass er sich das wünschen würde und ich unterstütze das!
"Dragon Quest III HD-2D Remake ist nicht nur ein echter Hingucker, sondern bietet gleichzeitig eine originalgetreue DQ3-Erfahrung, inklusive einiger Quality of Life-Verbesserungen, die das Gameplay aber nicht verwässern, sondern sinnvoll erweitern."
Im Grunde könnte man sagen, dass ich schon sehr lange auf dieses Spiel gewartet habe, ohne es selbst zu wissen. Ich wollte immer einen schönen und einfachen Einstieg in die Spielreihe, ohne dabei zu viel skippen zu müssen und genau das wird hier geboten. Wenn ihr also auch schon immer euer erstes Dragon Quest gesucht habt und Fans von JRPGs seid, dann gibt es vermutlich keinen besseren Entry Point als dieses Spiel. Dragon Quest III HD-2D Remake ist nicht nur ein echter Hingucker, sondern bietet gleichzeitig eine originalgetreue DQ3-Erfahrung, inklusive einiger Quality of Life-Verbesserungen, die das Gameplay aber nicht verwässern, sondern sinnvoll erweitern. Das ganze wird zusätzlich garniert mit etwas mehr Background-Story und vertonten Zwischensequenzen. Die Zufallskämpfe sind immer noch häufig und die Kämpfe teilweise nicht ohne, ihr werdet viel über die World Map laufen und mit eurem Schiff umherfahren und müsst dabei immer ein Auge auf eure Ausrüstung, eure Partyzusammensetzung und euer Level haben. Der Schwierigkeitsgrad ist also definitiv nicht ohne und das Gameplay könnte Spieler*innen, die eher moderne RPGs gewohnt sind, eventuell abschrecken. Wenn ihr darauf aber Bock habt bzw. ihr euch darauf einlassen könnt, ist Dragon Quest III auch 2024 immer noch ein hervorragendes Spiel und hat zurecht den Status, dem viele dem Spiel zusprechen.