Von Miggi
Wenn die E3 2021 eines hatte, dann waren es neben einer krassen Xbox-Bethesda-Präsentation vor allem eines - unfassbar viele charmante und vielversprechende Indie-Titel, auf die man sich freuen kann. Einen davon gab es in der Devolver Direct zu sehen und seit kurzem kann man das Spiel auch schon für den PC und Xbox erwerben. Die Rede ist natürlich von Death's Door, das von den Titan Souls-Machern Acid Nerve entwickelt wurde. Hinter Acid Nerve verbirgt sich mit Mark Foster und David Fenn ein kleines Zwei-Personen-Team, was das Spiel für mich noch einmal umso eindrucksvoller macht. Schon in den kleinen Trailer-Schnipseln der Devolver-Präsentation hatte mich der Charme des Spiels komplett gecatched und meine Notiz zur Podcast-Folge (die ihr hier finden könnt) war einfach nur "Das ist ein Miggi-Spiel".
In Death's Door übernehmt ihr die Kontrolle über eine unsterbliche Krähe, deren Job es ist in die Tage gekommene Seelen ins Jenseits zu befördern. Ganz bürokratisch arbeiten Krähen in dieser Welt nämlich als Reaper, die sich darum kümmern, dass das Leben seinen Lauf nimmt. Oder in diesem Fall eher der Tod. Von eurem Büro aus geht ihr also auf einer eigentlich simplen Routine-Mission durch eure Tür, die euch zum Auftrags-Ziel teleportiert und schnetzelt euch durch ein paar kleinere Gegner, bis ihr dann beim Boss angekommen seid, dessen Seele ihr euch schnappen sollt. Gerade als ihr euch die große Boss-Seele schnappen wollt, werdet ihr allerdings von hinten K.O. geschlagen und eine finstere Gestalt klaut euch euer Ziel. Das Problem an der Sache - solange ihr eure Seele nicht abgegeben habt und die Tür geöffnet bleibt altert eure kleine Krähe unaufhaltsam. Nichts wie hinterher also, damit ihr euren Auftrag erfüllen könnt.
Nach einem kurzen Weg trefft ihr die dunkle Gestalt, die euch die Seele abgenommen hat und es stellt sich heraus, dass es sich dabei auch um eine Krähe handelt, die vor vielen Jahren ihre Seele in der namensgebenden Death's Door verloren hat. Diese lässt sich nur mit großen Seelen öffnen und - große Überraschung - eure war wider Erwarten keine davon. So müsst ihr euch also, um euren Auftrag doch noch abzuschließen, auf den Weg machen und helfen die große Tür zu öffnen. Das macht ihr in drei großen Gebieten, die neben zahlreichen kleinen Gegnern jeweils einen Boss bereit halten und sehr weitläufig sind. Wer hier wirklich alles entdecken und nicht nur stur die Story durchackern will, kann sich auf einiges an Backtracking gefasst machen.
Aus einer isometrischen Kamera-Perspektive heraus verabschiedet sich Death's Door vom Titan Souls-Pixellook und kommt mit einer sehr detailreichen und wahnsinnig schön gestalteten 3D-Welt. Jedes der verschiedenen Gebiete und auch die Hub-Welt sind durch ihre Farben und Licht- und Schatteneffekte schön in Szene gesetzt und es hat mir wahnsinnig viel Spaß gemacht die einzelnen Abschnitte so gut es ging zu erkunden. Dazu hat auch das Level- bzw. Dungeon-Design einen großen Teil beigetragen, das wahnsinnig gut gelungen ist. Gleichzeitig bin ich immer wieder einfach stehen geblieben, um die Umgebung auf mich wirken zu lassen. Besonders die Spiegelungen auf nassen Oberflächen haben es mir irgendwie angetan. Optisch hat das Spiel trotz seiner Schräg-Oben-Perspektive also echt einiges zu bieten.
Aber natürlich ist Death's Door nicht nur schön. Hinter der schönen Fassade versteckt sich ein teilweise echt knackiges Spiel, in dem ihr es mit zahlreichen Bedrohungen zu tun bekommt. Diesen tretet ihr mit einer Auswahl aus fünf Waffen gegenüber, die ihr im Laufe des Spiels finden könnt. Ihr startet mit einem Standard-Schwert und könnt später auch noch einen dicken Hammer oder Doppelklingen finden, die sich natürlich jeweils in ihren Stats unterscheiden. So schlagt ihr mit dem Hammer zwar langsamer zu, dafür hat ein Treffer davon umso mehr Wumms. Je nachdem welchen Spielstil ihr verfolgt, sollte sich so also auch die perfekte Waffe für euch finden lassen. Und wie es sich für ein gutes Kampfsystem gehört, habt ihr natürlich auch noch eine Ausweich-Rolle. Zusätzlich habt ihr auch noch Zauber, wie einen magischen Bogen, die ihr für den Fernkampf nutzen könnt.
Eure Zauber könnt ihr aber auch zum Lösen diverser Rätsel einsetzen bzw. benötigt diese später um bestimmte Gebiete überhaupt erst freizuschalten bzw. geheime Gebiete zu erreichen. Neben anfangs noch schwächeren Gegner-Typen, die ihr recht schnell in den Griff bekommen werdet, tauchen im weiteren Spielverlauf immer stärkere Monster auf, die euch das Leben schwer machen wollen. Damit ihr nicht nur allein auf eure Skills gestellt seid, könnt ihr gesammelte Seelen von Monstern in eurem Büro-Hub eintauschen, um eure Skills aufzuleveln. So erhöht ihr dort etwa eure Angriffskraft, Geschwindigkeit oder auch die Power eurer Zauber. Dark Souls lässt grüßen. Aber keine Sorge, anders als dort verliert ihr eure gesammelten Seelen bei einem Tod nicht. Was eingesammelt wurde, bleibt stets bei euch.
Und auch sonst ist der Schwierigkeitsgrad von Death's Door nicht zu vergleichen mit Spielen wie Dark Souls, Hollow Knight und Co. - wer sich also direkt bei der Erwähnung des From Software-Titels Sorgen gemacht hat, muss keine Angst haben. Natürlich ist das Krähen-Spiel kein einfacher Spaziergang und vor allem die Bossfights dürften öfter mal den Todes-Bildschirm aufflackern lassen, wenn man aber erst einmal die Angriffsmuster der Gegner begriffen und die richtige Waffe gefunden hat, lässt sich jeder Gegner recht einfach bezwingen. Heilen könnt ihr euch im Spiel übrigens nicht jederzeit, stattdessen müsst ihr Samen, die ihr in der Welt findet, in passende Töpfe pflanzen. Die ausgewachsenen Blumen, die recht großzügig in den Dungeons und der Welt verteilt sind, heilen euch bei Bedarf dann. Allerdings nur ein Mal, bis ihr wieder neu ins Gebiet startet oder sterbt.
"Death's Door hat mich auf voller Linie überzeugt und meine hohen Erwartungen sogar noch übertroffen."
Ich hatte von Anfang an viel Hoffnung in das Spiel mit der kleinen Krähe gelegt. Klar, alleine durch den Entwickler Acid Nerve und das Devolver Digital-Gütesiegel waren meine Erwartungen entsprechend hoch. Diese konnte der Titel aber wirklich komplett erfüllen. Selbst das (optional) mehrmalige Erkunden der Gebiete hat durch den wunderschönen Look Spaß gemacht, gleichzeitig punktet das Spiel mit perfekt eingesetztem Humor und einer dichten Atmosphäre. Der Schwierigkeitsgrad hätte für meinen Geschmack sogar noch etwas höher ausfallen können, was sich durch ein bestimmtes Item aber auch noch einmal etwas anpassen lässt. Meine E3-Notiz hat jedenfalls genau ins Schwarze getroffen. Death's Door hat mich auf voller Linie überzeugt und meine hohen Erwartungen sogar noch übertroffen. Ich habe die kleine Krähe jedenfalls direkt ins Herz geschlossen und empfehle allen da draußen den Titel bei Gelegenheit anzuspielen.