Von Miggi
Ok, ich muss gleich zu Beginn dieser Review etwas beichten. Und zwar sogar zwei Dinge. Erstens: Ja, ich fand es erst mal sehr witzig, dass zu einem Spiel, das beim ersten Mal schon in voller Kontrolle des Directors war, ein Director's Cut angekündigt wurde und habe über die Memes dazu auf Twitter sehr gelacht. Und zweitens: Ich hatte Death Stranding schon auf der PlayStation 4 Pro gestartet und es nach dem zweiten Kapitel abgebrochen. Das aber nicht, weil mir das Spiel nicht Spaß gemacht hat, oder ich es scheiße fand, sondern aus dem Grund, dass ich zu dem Zeitpunkt damals einfach nicht in der richtigen Stimmung war das Machwerk von Hideo Kojima wertzuschätzen. Ich hab gemerkt, dass da etwas Großes auf mich wartet, aber irgendwie war es nicht die richtige Zeit, nicht die richtige Mood und deshalb habe ich es damals erst mal beiseite gelegt, mit dem Plan, dem ganzen später noch mal eine Chance zu geben. Als dann während des Summer Game Fests 2021 der Director's Cut für die PlayStation 5 angekündigt wurde, wusste ich - diese Chance wird das Spiel genau dann bekommen.
Die Frage ist, was muss man über Death Stranding jetzt noch groß erzählen, was nicht schon an so vielen Stellen gesagt wurde? Aber nehmen wir mal an, ihr habt nicht viel davon mitbekommen und fangen mal grob bei der Handlung an, die schon weit weit vor Release Keim so vieler Spekulationen rund um das Spiel war. Was nach so vielen Teilen der Metal Gear Solid-Serie sowie einem abgesagten Silent Hill-Spiel aber auch niemanden überrascht hat. Trotz aller Vermutungen und Gerüchte hat das erste große Projekt von Hideo Kojima nach dem Weggang von Konami allerdings nichts mit den beiden Franchises zu tun, sondern steht komplett für sich alleine. In einer wahnsinnig detaillierten Spielwelt steuert ihr Sam Porter Bridges, gespielt von Norman Reedus, durch ein postapokalyptisches Nordamerika, in dem einiges nicht mit rechten Dingen zugeht.
Zur Story selbst sollte man im Vorhinein aber gar nicht zu viel lesen, sondern sich einfach auf das große Ganze einlassen. Ich habe es zum Glück geschafft mich komplett spoilerfrei durch das Internet zu bewegen bis der Director's Cut erschien und glaube, dass auch nicht all zu viele Spoiler durchs Internet kreisen. Was aber absolut kein Geheimnis ist und auch schon vor Death Stranding klar war - die schauspielerische Leistung von Norman Reedus, Léa Seydoux, Mads Mikkelsen, Margaret Qualley, Guillermo del Toro und allen anderen, die Rollen im Spiel haben, ist unfassbar gut. Und durch detailliertes Motion Capturing und eine wahnsinnig gute grafische Umsetzung wird das auch im Spiel perfekt rübergebracht. So machen Videosequenzen Spaß. Besonders durch den Ultrawide Cinematic Mode, der in der PS5-Version nun hinzugefügt wurde, wirkt das Spiel teilweise mehr wie ein Film, als ein Videospiel. Dazu tragen aber nicht nur die Figuren ihren (zugegebenermaßen großen) Teil bei, sondern auch die Welt selbst.
Als Sam müsst ihr erstmal im Prinzip "nur" Pakete von A nach B bringen. Die Aufgabe wird mit der Zeit natürlich ein bisschen tricky und umfangreicher, aber der Kern bleibt. Eure Missionen führen euch dabei durch wahnsinnig schöne und weite Landschaften, Flüsse, die es zu überqueren gilt, Berge die ihr erklimmen müsst und zerstörte Städte, durch die ihr euch schleichen sollt. Davon abhalten euer Ziel zu erreichen will euch dabei zum einen das Wetter bzw. der Timefall - Niederschlag lässt in der Spielwelt die Zeit schneller voranschreiten und so eure Ausrüstung bzw. alles altern - und zum anderen die BTs. Diese Geisterwesen sind beinahe unsichtbar und wenn ihr sie dann seht, ist es meistens schon zu spät. Damit ihr aus solchen Begegnungen lebend rausgeht habt ihr euer BB - das kleine Baby im Glas - mit, welches euch vor den bösen Viechern warnen kann.
Mit der PlayStation 5-Version kommt aber nicht nur der Kino-Modus ins Spiel, sondern auch andere technische Besserungen. Ihr habt die Wahl aus zwei Modi - einem, der die Qualität als Priorität hat und euch so 4K-Bilder über den Bildschirm flimmern lässt und einem, bei dem die Performance im Vordergrund steht und ihr in flüssigen 60 Frames per Second durch die Spielwelt lauft. Außerdem nutzt das Spiel nun auch die Vorteile des Sony DualSense Controllers, wodurch ihr die Paketlast mit den adaptiven Triggern richtig fühlt. Packt ihr also Sam zu viel Pakete auf den Rücken, ist das nicht nur für die Spielfigur sondern auch euch anstrengender. Dazu kommen natürlich noch die bessere Rumble-Funktion, sowie das Mikrofon im Controller, die euer Spielerlebnis haptisch abrunden.
Zusätzlich zum regulären Content gibt es in dieser neuen Version außerdem einen Schießstand, den ihr zusätzlich zu eurem Privatzimmer in den verschiedenen Terminals auswählen könnt. Dort warten diverse Aufgaben auch euch, in denen ihr zum Beispiel eine bestimmte Anzahl Feinde unter dem vorgegebenen Zeitlimit lautlos ausschalten müsst und in denen ihr euch mit den verschiedenen Waffen, die Death Stranding bietet, besser vertraut machen könnt. In der Nähe der Timefall Farm könnt ihr nun, neben den regulären Straßen im Rest der Welt, außerdem eine Rennstrecke bauen, auf der ihr mit dem neuen Roadster eure Runden drehen und Bestzeiten aufstellen könnt. Und apropos Bauen. Auch hier teilt ihr euch die Spielwelt - insofern ihr den Online Modus aktiviert habt - eure Bauwerke, Hilfsmittel und verlorene Gegenstände wieder mit anderen Spieler*innen.
Zusätzlich zu den Utensilien, die es schon im Grundspiel gab, könnt ihr jetzt auch noch neue Hilfsmittel bauen, die euch und anderen das Liefer-Leben erleichtern. Da wäre zum Beispiel die Cargo Kanone, mit der ihr eure Pakete durch die Luft in Richtung Zielort schießen könnt. Und keine Sorge, sie ist mit Fallschirmen ausgestattet, damit eurem Zeug nichts passiert, man will sich ja nicht das Ranking am Ende versauen. Oder auch die Sprungschanzen, von denen ich in der Welt wahnsinnig viele gesehen habe. Diese helfen euch über steinig-hügeliges Terrain und kleinere Lücken und hüpft ihr mit eurem Motorrad darüber, könnt ihr Sam zusätzlich Tricks ausführen lassen. Zu guter Letzt gibt es jetzt auch chirale Brücken, die nicht ganz so breit sind, wie die regulären Brücken, von Mules nicht genutzt werden können, dafür aber auch bei Niederschlag verschwinden.
"Mit dem Death Stranding - Director's Cut habe ich das Spiel in seiner wohl besten Version spielen können und die unfassbar packende Story hat mich aus dem Staunen kaum noch rauskommen lassen."
Im Nachhinein bin ich echt unglaublich froh, dass ich das Spiel beim ersten Anlauf abgebrochen habe. Und das sage ich nicht, weil mich das Spiel jetzt enttäuscht hat, sondern genau das Gegenteil ist der Fall. Mit dem Death Stranding - Director's Cut habe ich das Spiel in seiner wohl besten Version spielen können und die unfassbar packende Story hat mich aus dem Staunen kaum noch rauskommen lassen. Ich habe jeden Abend bis spät in die Nacht gespielt, nur um möglichst viel in der Story voranzubringen und dann genervt, weil ich nicht mehr weiterspielen konnte, ins Bett zu gehen. Hideo Kojima hat mit seinem Team und den beteiligten Schauspieler*innen etwas ganz besonderes geschaffen und ihr solltet euch vom erst mal nicht wahnsinnig spannend wirkenden Spielprinzip nicht abschrecken lassen - spätestens ab Kapitel 3 nimmt das Spiel richtig Fahrt auf und lässt euch bis zum Ende kaum zur Ruhe kommen. Spielt das!