Von Miggi
Gleich zum Anfang hier ein kurzer Disclaimer: Ich muss diese Review ein bisschen auf der Meta-Ebene starten. Denn mittlerweile bzw. vor allem in der letzten Zeit, hat sich eine bestimmte Art Spiel etwas gehäuft. Woran das liegt weiß ich nicht und beschweren möchte ich mich auch nicht, weil ich dieses (lose) Genre wirklich gerne mag. Es geht um knackige Retro-Plattformer und ich habe mittlerweile wirklich Schwierigkeiten, mir eine catchy-lustige Einleitung dafür einfallen zu lassen. Irgendwie hatte ich das alles schon, die meisten Checkboxen sind schon abgehakt und selbst die ausgefalleneren wie "Hey, dieses Spiel wurde von nur einer Person entwickelt!" hatten wir an dieser Stelle schon. Naja, dann halt eben meta. Am 26. Januar ist jedenfalls Cyber Shadow vom finnischen Entwickler Mechanical Head Studios erschienen, auf der Xbox sogar im Game Pass, und als alter Liebhaber des Genres musste ich natürlich reinspielen.
Cyber Shadow, das von Yacht Club Games gepublished wird, die bestimmt viele von euch durch ihren Riesenhit Shovel Knight kennen, schlägt auf den ersten Blick genau in die Kerbe von ebendiesem Spiel. In einer 8-Bit-Optik lässt sich das Spiel von großen Vorbildern wie Ninja Gaiden, Shadow of the Ninja, Mega Man oder Castlevania inspirieren und versteckt diese Wurzeln auch nicht. Storytechnisch folgt das Spiel, teilweise auch in pixeligen Zwischensequenzen, einem Cyborg-Ninja namens Shadow, der seinen gefallenen Clan rächen will. Während er nämlich im Cryo-Schlaf lag haben der böse Dr. Progen und seine Roboter-Armee die Welt überrannt. So macht sich Shadow gemeinsam mit seinem Robo-Buddy L-Gion also auf nach Mekacity und das 20-Kapitel-lange Abenteuer kann beginnen.
Wie in den großen Vorbildern auch lauft ihr in Cyber Shadow durch die verschiedenen Levels und müsst dort allerhand Gefahren trotzen. Und die haben es teilweise echt in sich: Wer eine eher niedrigere Toleranz-Grenze hat und gerne mal den Controller durch die Luft wirft - hier ist deine Warnung. Anfangs seid ihr noch relativ spärlich ausgestattet, mit einem simplen Sprung und der Möglichkeit euer Schwert zu schwingen. Je weiter ihr im Spiel kommt, desto mehr Fähigkeiten könnt ihr allerdings freischalten und bekommt dann noch die Möglichkeit spendiert Shuriken zu werfen, Feuerbälle nach oben zu schießen oder auch Fähigkeiten wie Sprinten und ein Wandsprung, die in keinem Spiel dieser Art fehlen dürfen. Durch teils versteckte, teils Story-bedingte Power-Ups lässt sich außerdem eure Gesundheit sowie eure Spezial-Attacken-Leiste erweitern. Die Levels genau zu erkunden lohnt sich also. An über die Levels verteilten Checkpoints habt ihr außerdem die Möglichkeit euch mit gesammeltem Geld kleine Boni geben zu lassen. Dazu zählen neben Auffüllen eurer Gesundheit auch eine volle SP-Leiste oder ein Item, das euch im folgenden Abschnitt weiterhilft.
Am wichtigsten bei dieser Art von Spiel ist vor allem für mich immer, ob es sich so steuert wie es das tun soll. Wenn ich aufgrund schwammiger Steuerung merke, dass irgendwas nicht so klappt, wie gedacht, ist das für mich ein absoluter Spaß-Killer. Und diese Punkte erfüllt Cyber Shadow auch. Ich habe mir da aber so ein bisschen selbst ein Bein gestellt. Kurz bevor ich mit diesem Spiel angefangen habe, habe ich nämlich einen 112%-Run in Hollow Knight absolviert. Genau damit musste sich Cyber Shadow dann quasi im direkten Vergleich messen. Und obwohl es keine wirklichen Fehler macht und sich wirklich gut spielt, sind mir Kleinigkeiten aufgefallen, die ich sonst wahrscheinlich so nie bemerkt hätte. Die Sprint-Fähigkeit zum Beispiel aktiviert ihr, indem ihr zwei Mal auf dem Steuerkreuz nach links oder rechts drückt und haltet. Das ist teilweise ein bisschen frickelig und ein einzelner Sprint-Button hätte mir da wesentlich besser gefallen. Insgesamt gab es ein paar Kleinigkeiten von dem Kaliber, die ich dem Spiel eigentlich nicht negativ anrechnen kann, aber von Hollow Knight kommend einfach nicht aus dem Kopf bekommen konnte.
Neben normalen Gegnertypen wie Robotern, Geschütztürmen, Insekten und Co. gibt es in Cyber Shadow auch einige Bosskämpfe zu bestreiten. In den acht Stunden der Hauptstory, die ihr sehr linear durchlauft, dürft ihr über zehn Mal gegen dickere Gegner euer Können unter Beweis stellen und so sehr ich Plattforming liebe, muss ich sagen, dass diese Kämpfe die große Stärke des Spiels sind. Es hat mir wahnsinnig viel Spaß gemacht die einzelnen Patterns der Feinde zu lernen, meine Fähigkeiten situationsbedingt richtig einzusetzen und am Ende, meist mit wenig HP übrig, aus der Arena zu gehen. Vor allem der letzte Kampf verlangt einem dann noch mal alles ab, was man bis dahin gelernt hat und ich liebe es einfach, wenn Spiele das machen. Bestes Beispiel dafür ist vermutlich Sekiro: Shadows Die Twice und genau daran habe ich mich zurückerinnert gefühlt. Im besten Sinne. Wer die beiden Kämpfe gespielt oder gesehen hat, weiß warum. Und ein recht viel größeres Kompliment kann ich Cyber Shadow vermutlich auch nicht machen.
"Dass Cyber Shadow von nur einer Person entwickelt wurde, merkt man an keiner Stelle, ganz im Gegenteil - der 8-Bit-Plattformer hat von den Besten gelernt und spielt mit ihnen in einer Liga."
Und auch wenn ich es, wie anfangs schon kurz erwähnt, schon öfter gesagt habe, darf es hier nicht unerwähnt bleiben: Was eine einzige Person, in diesem Fall der gute Aarne Hunziker, im quasi-Alleingang schaffen kann, erstaunt mich jedes Mal wieder. Unterstützt wurde er hier nur in Form des Soundtracks von Enrique Martin, der das Spiel perfekt untermalt. Dass Cyber Shadow von nur einer Person entwickelt wurde, merkt man an keiner Stelle, ganz im Gegenteil - der 8-Bit-Plattformer hat von den Besten gelernt und spielt mit ihnen in einer Liga. Die Levels sind schön abwechslungsreich und straight-forward, der Schwierigkeitsgrad ist ordentlich knackig, wie ich es erwartet habe und insgesamt macht das alles echt Spaß. Die Story kann man meistens zwar außen vor lassen und sich durch lange Textboxen zu klicken ist auch irgendwie nicht mehr das Geilste, aber es passt alles zum Retro-Charme. Xbox Game Pass-Abonnent*innen können sowieso einfach mal reinspielen und ansonsten sollten zumindest Genre-Fans mal einen Blick riskieren.