Von Miggi
Nachdem wir uns langsam von der gamescom 2022 erholt haben und uns schon auf das nächste Jahr freuen, kommen nun wieder ein Haufen Videospiele, die teils sogar auf der Messe in Köln anspielbar waren. Eines davon ist Cult of the Lamb, das ein Jahr zuvor ebenfalls auf der gamescom angekündigt wurde und direkt große Wellen geschlagen hat. Das von Devolver Digital gepublishte und vom Studio Massive Monster entwickelte Spiel hat auch mich beim Announcement direkt neugierig gemacht mit seinem handgezeichneten Stil und einer Handlung rund um einen satanischen Kult, die nicht weiter von dem süßen Look entfernt sein könnte. Nachdem es dann im Zuge des Summer Game Fest dieses Jahr schon eine Demo gab, die mich noch zuversichtlicher gestimmt hat, erschien der Roguelike-Adventure-Dorfbau-Sim Mix im August für PC und Konsolen und ich habe mich natürlich direkt reingestürzt, um meinen Kult aufzubauen.
Euer Abenteuer als kleines Lamm beginnt nämlich nicht in der besten Position. Direkt zu Beginn sollt ihr nämlich als letztes eurer Art vier ketzerischen Propheten geopfert werden, was kurz vor dem Aufprall der Guillotine durch das Einschreiten einer geheimnissvollen Entität verhindert werden kann. Da solche Deals aber nie einseitig ablaufen und ihr auch in diesem Fall für eure Rettung eine Leistung erbringen müsst, verlangt dieser mysteriöse Unbekannte von euch einen Kult in seinem Namen zu gründen. Diesen Deal geht ihr natürlich mit der Aufsicht auf euren Tod gerne ein und so beginnt euer Rachezug gegen die vier Ketzer, während ihr immer weiter Jünger*innen in euren Kult aufnehmt und sie zum wahren Glauben führt. Zumindest behauptet euer Lebensretter das.
Das Spiel lässt sich grundsätzlich in zwei Gameplay-Elemente aufteilen. Zum einen lauft ihr in The Binding of Isaac-Manier durch kleinere Levelteile und versucht einzelne Screens von Monstern zu befreien. Zur Verfügung stehen euch dabei Nahkampf-Waffen, Zauber und eine Ausweichrolle, mit der ihr Schaden dodgen könnt, um keines eurer Herzen zu verlieren. Die einzelnen Abschnitte sind Teil einer größeren Karte, auf der ihr euren Pfad selbst wählen könnt, um so neue Kultisten, Material oder Geld zu erhalten. Am Ende jedes Karten-Abschnitts wartet dann ein Bosskampf auf euch und habt ihr drei davon geschafft, könnt ihr gegen den Ketzer kämpfen, der sich in dem Gebiet versteckt, das ihr gerade spielt. Los geht das Spiel direkt hier, ihr müsst also erst einmal den ersten Part abschließen.
Nach eurem kurzen Tutorial werdet ihr in eurem Dorf abgeliefert, in dem der zweite große Teil des Gameplays stattfindet - der Building-Simulator. Gemeinsam mit den auf eurer Reise geretteten Kultisten, die ihr zu eurem Glauben bekehrt, baut ihr auf einer freien Fläche euer eigenes Dorf auf. Ihr könnt u.a. Holz und Stein abbauen, Land befarmen, eure Jünger beten lassen oder andere Aufgaben geben. Jedes Gebäude braucht dabei allerdings Material, das ihr erst besorgen müsst, euer Dorf will gefüttert und unterhalten werden und natürlich braucht es auch Unterkünfte für die Einwohner*innen. Es liegt also an euch die perfekte Balance zu finden zwischen Dorf- und Action-Gameplay.
Um euer Dorf und eure Gebäude upzugraden, benötigt ihr aber nicht nur Material wie Stein und Holz, sondern auch Glaubenspunkte und Gebots-Tafeln. Mit den Punkten könnt ihr am Schrein in der Mitte des Dorfes neue Baupläne freischalten, die den Komfort im Dorf erhöhen und euch im weiteren Spielverlauf helfen. Hier gibt es zum Beispiel das Gefängnis, in das ihr Ungläubige stecken könnt, die ansonsten Unruhe unter den anderen Bewohner*innen stiften. Gleichzeitig steht euch am Kirchenaltar eine ganze weitere Reihe an Aktionen zur Verfügung: hier könnt ihr Gebote für euer Dorf aufstellen, eine Messe abhalten mit der ihr neue Waffen und Zauber bekommt oder Rituale vollziehen. Dazu zählen neben Opfer-Ritualen auch schöne Dinge wie Hochzeiten oder ein Festmahl.
Und habt ihr mal genug vom Dorf- und Kampf-Alltag, könnt ihr neben diversen Aktivitäten im Dorf auch einfach einen der diversen Nebenschauplätze besuchen und euch dort die Zeit vertreiben. Am Pier habt ihr etwa die Möglichkeit zu fischen und ich sag mal so - wie viel besser wird ein Spiel durch ein Fishing-Minigame? Richtig. Sehr viel besser! Aber ihr könnt auch in einem witzigen Würfel-Spiel euer Geld einsetzen und eventuell vermehren, verschiedene Nebenquests annehmen und erfüllen und sogar shoppen gehen. In den diversen Läden könnt ihr euer verdientes Geld in neue Dekorationen fürs Dorf und Formen für eure Kultisten investieren.
Trotz religiös-dämonischer Thematik und expliziter Gewaltdarstellung präsentiert sich Cult of the Lamb allerdings in einem unfassbar süßen und handgezeichnetem Look, der trotzdem irgendwie perfekt zum Spiel passt. Kennt ihr die eine South Park-Folge mit den kleinen Tieren im Wald, die Satan wieder auferstehen lassen wollen? Das hier ist diese Folge nur als ausgearbeitetes Spiel. Leider ist aber nicht alles so schön, wie die Optik vermuten lässt. Zumindest in der aktuellen Version des Spiels. Am PC läuft das Spiel einigermaßen gut und flüssig und hat auch schon einige Patches erhalten, aber die Konsolenversionen sind leider von diversen Bugs und Fehlern geplagt. Auf der Xbox Series X bricht die Framerate vor allem im letzten Kampf-Gebiet immer wieder sehr stark ein und bei Aktivitäten im Dorf manövriert sich das Spiel immer wieder selbst in einen Softlock. Und auch von Switch-Spieler*innen hört man dahingehend leider echt nicht viel Positives. Auch eine gute Zeit nach Launch waren diese Probleme auf den Konsolen immer noch nicht behoben, was leider sehr ärgerlich ist und einem das Spielerlebnis echt versauen kann. Vor allem weil das Spiel sonst so gut ist, tut das doppelt so weh.
"Noch nie hat ein dämonischer Kult so viel Spaß gemacht und gleichzeitig so niedlich ausgesehen, wie in Cult of the Lamb. "
Nach Titeln wie Never Give Up und Adventure Pals hat sich das UK-Indie Studio Massive Monster mit ihrem neuesten Machwerk einiges vorgenommen. Und trotz der Launch-Probleme, die man auf den Konsolen leider nicht ignorieren kann, ist ihnen mit dem Spiel ein ordentlicher Meilenstein gelungen. Trotz offensichtlicher Anleihen an Genre-Größen wie The Binding of Isaac bietet es genug Eigenständigkeit, bringt mit seinen Ideen und Mechaniken frischen Wind in die Roguelite-Landschaft und ist ein Spiel, mit dem man einfach eine gute Zeit haben kann. Noch nie hat ein dämonischer Kult so viel Spaß gemacht und gleichzeitig so niedlich ausgesehen, wie in Cult of the Lamb. Der Mix aus Aufbau-Simulation und Roguelite-Kämpfen harmoniert perfekt und man kann sich in beides richtig schön reinfuchsen. Und wie oft hat man schon die Gelegenheit seinen eigenen Kult zu führen? Also rein da in den Opferkreis!