Von Miggi
Kennt ihr das noch, als man damals auf dem PC gemeinsam mit Freund*innen die ersten First Person-Shooter gespielt hat? Unreal, Half Life, Counter Strike und wie sie alle heißen. Und natürlich Battlefield. In meinem Fall Battlefield 1942. Das Spiel hat mir nicht nur zum ersten Mal die Welt der Egoshooter vorgestellt, ich fand es gleichzeitig auch historisch sehr interessant, ein so bekanntes Thema in einem Spiel zu sehen. Es vergingen etliche Stunden, die ich damit verbrachte mit einem meiner Schulfreunde vor seinem PC zu sitzen und das Spiel zu spielen. Retrospektiv betrachtet war ich natürlich zu jung dafür. Und für die Horrorfilme, die ich damals heimlich geguckt habe, wenn meine Mama nicht zuhause war. Geworden ist aus mir trotzdem was. Zumindest behaupten das die meisten Menschen, die mich kennen. Unter anderem meine Mama. Also wird das schon so stimmen.
Battlefield V, der mittlerweile 16. Teil der Videospielserie, kehrt nun genau in diesen Zeitabschnitt der Geschichte zurück - den zweiten Weltkrieg. Und natürlich hat sich nicht nur rein technisch seit 2002 einiges getan, auch auf der Gameplay-Ebene will man einige Neuerungen eingebaut haben. Sogar ein Battle Royal-Modus wird ins Spiel integriert, wie es nun anscheinend für alle Shooter schon fast obligatorisch ist. Der Modus namens Feuersturm wird allerdings noch mit einem Update nachgereicht. Anfangs darf man sich im neuen Battlefield erst einmal in die anderen Modi stürzen. Dazu zählen die Kriegsgeschichten - diverse Story-Episoden - und natürlich der Multiplayer-Modus, der wie immer das Kernstück des Spiels darstellt und in dem FPS-Freund*innen wohl die meiste Zeit verbringen werden.
Eine "große" Geschichte gibt es in Battlefield V diesmal nicht, stattdessen dürfen sich Fans auf die Kriegsgeschichten freuen. Mit "Der letzte Tiger" erschien vor kurzem die Aktuellste, die die Anzahl der Mini-Kampagnen auf vier Stück erhöhte. In den kurzen in sich geschlossenen Kapiteln erlebt ihr fiktive Einzelschicksale von Menschen, im zweiten Weltkrieg. Ihr schlüpft in die Haut eines britischen Elite-Soldaten, einer norwegischen Widerstandskämpferin und eines afrikanischen Zwangsrekruten. Im aktuellsten Kapitel müsst ihr außerdem das erste Mal in einem großen Shooter die Kontrolle über einen Nazi-Soldaten übernehmen. Trotz dem Versuch Kritik am Nazi-Regime in die Episode einzubauen, wurde die Thematik für mich zu oberflächlich behandelt und es bleibt leider hauptsächlich Shooter-Action. Wenn man sich einem solchen Thema annimmt bzw. den Schritt geht die Spieler*innen auf der Seite der Nazis spielen zu lassen, sollte man das in meinen Augen etwas ausführlicher und reflektierter machen. So ist die Chance leider etwas vertan.
Die anderen Story-Episoden des First-Person-Shooters sind aber alle filmreif inszeniert und erzählen spannende Geschichten, aus der Sicht verschiedener Charaktere. Durch die kurze Dauer und die jeweils abgeschlossene Erzählung muss man die Kapitel nicht am Stück durchspielen und sie fühlen sich an, wie ein interaktiver Actionfilm, in dem man selbst am Steuer sitzt. Besonders die Mission der norwegischen Widerstandskämpferin Solveig, die ihre Mutter Astrid aus den Fängen der Nazis befreien möchte, hat mich in ihren Bann gezogen. Das Szenario ist stets abwechslungsreich: mal müsst ihr eine Basis infiltrieren, dann durch ein besetztes Dorf schleichen oder euch aus der bedrohlichen Kälte Norwegens retten. In dieser Mission fährt der Story-Modus des Spiels für mich persönlich zur Höchstleistung auf. Außerdem gibt es in allen Abschnitten versteckte Briefe zu finden, die auch den Wiederspielwert erhöhen.
Neben dem Solo-Modus, erwartet euch im neuesten Ableger der Battlefield-Reihe aber auch genug Online-Content. Nachdem die erste Runde des neuen Modells "Tides of War" vor kurzem zu Ende ging, geht es schon am 17. Januar in die nächste und vermutlich nicht die letzte Runde. Damit einher geht auch die Einführung des von Fans heiß erwarteten Coop-Modus "Combined Arms". Dieser wurde laut Electronic Arts nicht direkt zu Release ins Spiel integriert, um die Spieler*innen nicht zu überfordern. Die Begründung wirkt etwas weit hergeholt und die spätere Implementierung diverser Modi und Elemente eher wie der Versuch eines neuen Release-Modells, der die Spieler*innen möglichst lange aktiv ans Spiel fesseln soll, wie eben der oben schon erwähnte Battle Royale-Modus, der voraussichtlich im März erscheint. Insgesamt können 32 bzw. 64 virtuelle Soldat*innen sich gemeinsam aufs Schlachtfeld diverser anderer Online-Spielmodi stürzen, darunter altgewohnte wie Team Deathmatch oder Domination. Wer auf Online-Schießereien steht, wird auf jeden Fall Spaß mit Battlefield V haben.
Das spielt sich aber nicht nur solide, sondern macht auch durch die implementierte Technik sehr viel Spaß, vor allem die Zerstörungsmechanik und "Crafting Light" bringt Taktik in die Online Shoot-Outs. Mit den richtigen Waffen und/oder Vehikeln macht ihr ganze Gebäude dem Erdboden gleich, natürlich zum Leidwesen derer, die sich im Inneren davon möglicherweise versteckt haben und euch auflauern. Zwar ist nicht wirklich alles zerstörbar, aber die ein oder andere Holzhütte lässt sich mit eurem Panzer auf jeden Fall wegblasen. Wer lieber baut als zerstört, hat auch dazu die Möglichkeit: mit einfachen Kommandos verbarrikadiert ihr Fenster oder baut kleine Wälle, hinter denen ihr euch verstecken könnt. Das ganze ist zum Glück aber weniger dominant und umfangreich als etwa in Fortnite und hat keinen negativen Einfluss auf die Spieldynamik (Ja, ich habe gerade das F-Wort benutzt. Ich schäme mich auch ein bisschen dafür.).
Battlefield V, seine Spielmodi und die verschiedenen Mechaniken wären aber bei weitem nicht so beeindruckend ohne eine passende optische und technische Untermalung. Die hauseigene Frostbite-Enginge zaubert optisch ein unglaublich realistisch anmutendes Bild auf den Bildschirm, wenn auch mit kleinen Schwächen. Auf kurzer Distanz ploppen oft kleine Objekte wie Steine auf dem Boden sehr spät ins Bild, was das sonst mehr als runde Gesamtbild leider etwas stört. Selbst kleinste Partikel- und Staubeffekte sind auf den Konsolen zu sehen und machen Battlefield V optisch zu einem absoluten Highlight. Vor allem auf der Xbox One X und der Playstation 4 Pro läuft das Spiel zur Höchstform auf. Und auch beim Klang lässt man sich bei Electronic Arts nicht lumpen - die Kulisse ist stets bombastisch und liefert vor allem mit einer guten Sorround-Anlage oder einem Headset eine Top-Performance. Inszenieren kann man bei EA DICE.
"Nein, das Spiel ist nicht perfekt und ich bin nicht unbedingt Fan der Politik erst nach und nach Content freizugeben. Aber ich müsste lügen, wenn ich sage, dass ich keinen Spaß mit dem Spiel gehabt hätte."
Ich war lange Zeit überdrüssig von Shootern im zweiten Weltkrieg. Ich war besser gesagt sogar lange überdrüssig von allen möglichen Shootern, die in irgendeinem Krieg, sei es nun fiktiv oder "real", stattfanden. Nachdem ich mir selbst eine kleine Pause von Spielen dieser Art genommen habe, konnte mich Battlefield 1 schon wieder zurück in das Genre holen. Und auch mit Battlefield V hatte ich bisher sehr viel Spaß. Nein, das Spiel ist nicht perfekt und ich bin nicht unbedingt Fan der Politik erst nach und nach Content freizugeben. Aber ich müsste lügen, wenn ich sage, dass ich keinen Spaß mit dem Spiel gehabt hätte. Und ich werde ihn auch weiterhin noch haben. Die Story(s) war(en) wie ein guter Film, der Online-Modus lädt dazu ein immer wieder eine Runde oder mehr zu spielen, Tides of War bietet zusätzlichen Anreiz das Spiel immer wieder anzuwerfen und spätestens im März werde ich mir den Battle Royale-Versuch von Battlefield ansehen. Mit dem nächsten Spiel zum zweiten Weltkrieg darf sich EA jetzt allerdings wieder etwas Zeit lassen. Fürs nächste Mal wünsche ich mir wieder etwas mehr Kreativität. Und keine undurchdachten Nazi-Missionen. Bitte. Danke.