Von Miggi
Als eine der Personen, die sich für die PlayStation 4 die VR-Brille geholt hat und dann auf der Suche nach Spielen so ziemlich alles mitgenommen habe, was es zu der Zeit gab, bin ich damals natürlich auch über Astro Bot Rescue Mission gestolpert. Ich mochte das Spiel richtig gerne, war aber nicht ganz überzeugt davon, dass es die Virtual Reality-Funktionen überhaupt braucht, um gut zu sein. Als dann zu Release der PlayStation 5 Astro's Playroom direkt auf der Konsole installiert war, erinnerte mich kurz daran und wurde in meiner Meinung bestätigt. Es funktionierte ohne VR wirklich noch besser und ist bis heute eine meiner liebsten PS5 Erfahrungen. Und schon damals habe ich mir von Sony gewünscht, dass sie Team Asobi einfach genau da weitermachen lassen, damit uns das japanische Studio mit einem vollwertigen Astro-Spiel noch glücklicher machen kann. Ich glaube jetzt nicht, dass jemand bei Sony meine Review gelesen hat und sich gedacht hat "Lasst uns den Wunsch dieses Mannes erfüllen!", aaaaber bekommen habe ich trotzdem genau das. Und den vermutlich süßesten PS5-Controller, der je existieren wird.
Die Story ist in Astro Bot eher Mittel zum Zweck und lässt sich sehr schnell zusammenfassen: Während Astro mit seinem PlayStation 5-Lookalike Raumschiff durchs Weltall fliegt, wird er von einem bösen Alien angegriffen, das daraufhin das Innenleben der Konsole klaut und Astro auf einem verlassenen Planeten stranden lässt. Der kleine Roboter muss sich also auf den Weg machen in insgesamt 5 verschiedenen Galaxien (bzw. 6, wenn man die Bonus-Level dazuzählt) die wichtigen Teile seines Schiffs zurückzuholen und so unwichtig diese Story für den Hauptteil des Spiels ist, so wenig tut es der Genialität des Titels Abbruch. Und sind wir ehrlich - bei Mario und Sonic beschweren wir uns auch nicht darüber, dass wir wieder mal Bowser und respektive Dr. Eggman besiegen müssen, warum sollte ich jetzt Astro Bot ankreiden, dass es keine ausgeklügelte Geschichte mitbringt? Dazu hat das Spiel viel zu viel zu bieten und ist insgesamt viel zu gut.
Im Grunde ist das Spiel von allem was Astro's Playroom zu Launch der PS5 gemacht hat ein bisschen mehr und das auf der selben hohen Qualität, oder sogar noch besser. Die Steuerung ist wahnsinnig präzise und macht das Platforming zu einer wahren Wohltat. Jeder Sprung, jeder Spin und jedes Gleiten gelingt perfekt und schafft man einen Sprung einmal nicht, dann nur, weil man selber nicht gut genug aufgepasst hat. Die Sprungpassagen sind dabei auch nie unfair gestaltet und selbst in den Bonus-Challenges hat man stets die volle Kontrolle über das kleinen Robo-Maskottchen. Bei jedem Schritt liefert einem der DualSense-Controller zudem haptisches Feedback und Töne, die sich je nach Untergrund unterscheiden und an kleinen Gimmicks wie diesem merkt man einfach wie viel Liebe zum Detail Team Asobi in das Spiel investiert haben.
Viel offensichtlicher wird das allerdings in den einzelnen Levels. Wer Super Mario Bros. Wonder gespielt hat, erinnert sich vielleicht an die unglaubliche Vielfalt, die jedes Level im Spiel geboten hat. Nun ja, Astro Bot macht quasi genau das, nur in 3D. Jedes Level kommt mit ganz eigenem Motto und jede noch so kleine Ecke darin folgt diesem. So springt ihr etwa in einem Level von Blumentopf zu Blumentopf über Blumen und Sukkulenten, taucht woanders durch eine Unterwasserwelt voller Fische und Schiffwracks, springt auf einer Baustelle über Kräne und Abrissbirnen, entspannt euch in einem Onsen in den heißen Quellen oder befreit auf einer Insel einen riesigen Roboter von seinen Ketten, damit dieser euch danach als Kletterhilfe dient. Insgesamt dürft ihr dabei 80 Levels erkunden und ich könnte beim besten Willen nicht sagen, welches mir davon am besten gefallen hat, weil einfach so viele gute dabei sind.
Für PlayStation-Fans - egal ob jung oder alt - stechen dabei besonders die jeweils finalen Levels der Galaxien heraus. Diese sind immer direkt von einem der diversen Sony-Franchises inspiriert und schöpfen dabei aus der vollen Ladung Nostalgie bzw. den Themes der jeweiligen Spiele. Besonders gefreut hat mich dabei, dass man nicht nur die ganz aktuellen Franchises als Inspiration genutzt hat, sondern auch ein bisschen tiefer in der Sony-History-Schatzkiste gegraben hat. Und da will ich euch gar nicht den ganzen Spaß nehmen, diese zu entdecken und erkunden. Denn wenn man die Spiele selbst gespielt hat, sind diese Levels einfach das absolute Highlight von Astro Bot und bieten für Fans so viel kleine Easter Eggs und witzige Geheimnisse. Am Ende schwingt sogar ein bisschen Wehmut mit, wenn man bedenkt, dass einige der Franchises schon viel zu lange kein neues Spiel mehr bekommen haben.
Das Gleiche gilt dann auch für die kleinen Robo-Cameos, die man verteilt in den Levels finden kann. Diese braucht man einerseits, um weitere Galaxien freizuschalten, gleichzeitig findet ihr hier aber auch eine kunterbunte Übersicht vergangener PlayStation-Spiele, ob nun von Sony selbst oder Partner-Studios wie Sega und Atlus, Capcom, Bandai Namco und vielen mehr. Habt ihr einen der Roboter gerettet, nehmt ihr ihn mit in eure Hub-Welt, wo ihr über eine Gacha-Maschine noch weitere Items für sie freischalten könnt. Ratchet bekommt so noch seinen kleinen Buddy Clank, Deacon St. John aus Days Gone sein Motorrad und auch hier überlasse ich den Rest lieber euch. Neben der Gacha-Maschine könnt ihr in der Hub-Welt außerdem in einer Umkleide euer Kostüm verändern und z.B. als PaRappa the Rapper rumlaufen, euren In-Game Controller umstylen oder einen Zoo besuchen. Diese Bereiche müsst ihr allerdings erst mit Puzzle-Teilen freischalten, die ihr wiederum in den Levels versteckt finden könnt. Habt ihr am Ende alle gefunden, erwartet euch außerdem eine ganz besondere Überraschung.
Neben den bekannten Fähigkeiten bekommt der kleine Astro aber auch noch diverse andere Gadgets, die euch durch die Levels helfen. Manche davon tauchen tatsächlich nur ein Mal auf, während andere in mehreren Stages eingesetzt werden. Diese befinden sich immer in Kisten am Anfang des Levels und können dann von euch frei eingesetzt werden. Ihr könnt so etwa die Zeit verlangsamen, mit einem Jetpack einen Boost nach vorne ausführen, Astro zu einem Schwamm werden lassen, der Wasser aufsaugen kann oder auch mit einem kleinen Pinguin am Rücken schneller durchs Wasser flitzen. Die Balance zwischen dieser Art von Levels und reinen Platforming-Herausforderungen hält sich dabei perfekt die Waage und man hat als Spieler*in nie das Gefühl, das hier versucht wird mit Gimmicks das Spiel künstlich zu strecken. Ganz im Gegenteil, auch hier blitzt wieder komplett der Ideenreichtum und die Kreativität des Studios durch und ich liebe alles daran.
In den verschiedenen Galaxien könnt ihr außerdem neben den regulären Levels, die in sich teilweise auch alternative Ausgänge versteckt haben, aber auch Bonus-Stages finden, die euch am Ende jeweils mit einem Roboter belohnen. Dazu gehören neben den schwersten Platforming-Passagen im ganzen Spiel aber auch kleine Mini-Challenges wie etwa ein Kampf gegen mehrere harte Gegner. Diese Bonus-Stages sind auf der interaktiven In-Game-Map, die ihr mit eurem Raumschiff selbst durchquert, teilweise gar nicht so einfach zu finden und noch schwerer zu meistern. Ich liebe es, dass Astro Bot hier teilweise echt knifflige Passagen zu bieten hat und freue mich jetzt schon auf den bereits angekündigten gratis DLC, der u.a. Speedrun-Stages beinhalten soll.
Aber Astro Bot spielt sich nicht nur hervorragend und auch die große Packung Nostalgie ist nicht das einzige, was das Spiel so hervorragend macht - es sieht dabei auch noch unfassbar gut aus und läuft dabei trotzdem genauso flüssig, wie es sich für einen modernen 3D-Platformer gehört. Ich hatte während meiner Sessions keinen einzigen Mini-Ruckler und das obwohl in den diversen Levels so viel gleichzeitig passiert. Ihr manipuliert Flüssigkeiten, wirbelt mit eurem Spin Blätter auf, schubst diverse Gegenstände wie Äpfel rum und nichts davon bringt das Spiel oder die Konsole an die technischen Grenzen. Wenn mich jemand in Zukunft nach einem Spiel fragt, dass die Power der PlayStation 5 am besten zeigt, dann werde ich auf keinen Fall Gran Turismo 7 nennen, sondern immer mit "Astro Bot" antworten. Die kleinen Gimmicks des DualSense-Controller, wie das Touchpad, die Trigger und das Mikrofon werden natürlich auch wieder genutzt, aber da bleibe ich bei meinem Standpunkt - das sind nicht viel mehr als okaye Spielereien, die ich nicht unbedingt brauche und die auch das hier nicht zu einem besseren Spiel machen.
"Astro Bot hat mich mit einem unfassbar breiten Grinsen durch seine Levels laufen lassen und ist für mich mit Abstand das beste Spiel, dass Sony bisher für die PS5 veröffentlicht hat."
Als bei mir nach etwa 13 Stunden der Abspann lief und ich danach noch die letzten paar Challenges für die Platin-Trophäe abgeschlossen habe, kehrte bei mir tatsächlich etwas Wehmut ein. Zum einen, weil ich aktiv daran erinnert wurde, wie viel unfassbar kreative Franchises Sony hat, die seit Jahren keine neuen Spiele mehr bekommen haben, zum anderen aber, weil diese wunderschöne Reise nun ihr Ende gefunden hatte. Astro Bot hat mich mit einem unfassbar breiten Grinsen durch seine Levels laufen lassen und ist für mich mit Abstand das beste Spiel, dass Sony bisher für die PS5 veröffentlicht hat. Selten haben Spiele so viel kreative Ideen, die dann auch noch technisch und im Gameplay so perfekt umgesetzt werden. Das Platforming macht alles richtig, die Bonus-Challenges haben mich teilweise gut ins Schwitzen gebracht und jedes Level ist voll mit Easter Eggs, Details und fantastischen Ideen im Level-Design. Ich hoffe einfach nur, dass dieses Spiel den Erfolg hat, den es verdient und man danach eventuell auch mal ein paar der Franchises wiederbelebt, die hier auftauchen.