Von Bea
Klar, Nintendo hat die großen IPs und Kracher, an denen man nicht vorbei kommt, das muss ich euch allen nicht erzählen. Und selbst innerhalb dieser IPs gibt es Spin-Offs und Kuriositäten, die vielleicht nicht jede*r am Schirm hat, die aber einfach von der Marke mitgezogen werden, solange die Konsole populär genug ist, wie es aktuell bei der Switch der Fall ist. Was Nintendo aber auch hat, sind Spiele, die viel zu sehr unter dem Mainstream-Radar verschwinden und vor allem wenn es um Nintendo DS- und teilweise auch Wii-Titel geht, hängt da noch viel zu viel im alten Hardware-Gefängnis fest. Bei Another Code ist genau das doppelt der Fall: der erste Teil Another Code: Doppelte Erinnerung erschien 2005 für den Handheld und der Nachfolger Another Code R dann 2009 für die Nintendo Wii. Und ich bin ganz ehrlich - auch an mir sind die beiden Spiele damals komplett vorbei gegangen und ich wusste nichts darüber. Der neue Port der beiden Titel war also auch für mich die perfekte Gelegenheit, das nun zu ändern.
Gestartet wird die Story mit Another Code: Doppelte Erinnerung, das ursprünglich auf dem Nintendo DS erschien und mit dem ihr im Remake automatisch startet. Die Geschichte von Another Code R: Die Suche nach der verborgenen Erinnerung, die zwei Jahre nach dem ersten Teil spielt, könnt ihr dann im Anschluss in Angriff nehmen. Zu Beginn befindet ihr euch bzw. die 13-jährige Protagonistin Ashley Mizuki Robins sich mit ihrer Tante auf einem Boot, das in Richtung der Blood-Edward-Insel schippert. Dort sollt ihr euren verschollen geglaubten Vater treffen, der euch einen Brief geschrieben hat. Auf der insel angekommen stellt sich aber sehr schnell heraus, dass nicht alles so ist, wie es zu sein scheint und ihr trefft unter anderem auf den Geist namens D, der an Amnesie leidet und euch auf eurer Erkundungstour begleitet. Im zweiten Teil tun sich während eines Zeltausflug am Lake Juliet dann neue rätselhafte Ereignisse auf. Zu viel über die Story möchte ich aber nicht verraten, das erlebt ihr am besten selber.
Den Großteil des Spiels verbringt ihr dabei mit diversen Rätseln, die es zu lösen gilt, um die Handlung voranzutreiben. Das startet im ersten Teil mit einer relativ einfachen "Finde den Schlüssel zum Eingang"-Aufgabe, für die ihr einen Stuhl mit der Bewegungssteuerung drehen müsst und geht später weiter mit kniffligeren Rätseln, die auch mir immer wieder ein bisschen was abverlangt haben. Wir reden hier jetzt zwar natürlich nicht von The Witness-Level-Aufgaben, aber an einigen Stellen habe ich schon etwas länger überlegen müssen, um auf des Rätsels Lösung zu kommen. Und das ist absolut nichts negatives, ganz im Gegenteil. Wo etwa Meisterdetektiv Pikachu kehrt zurück noch viel zu simpel und banal war, habe ich mich hier sehr gefreut einen etwas anspruchsvolleren Rätsel-Titel auf der Switch spielen zu können, der mich dann doch ab und zu wieder fordert, während ich gleichzeitig noch eine schöne Geschichte erleben kann.
Da tut es dem Spiel auch einfach sehr gut, dass es direkt die Handlung beider damals erschienene Teile in eine zusammenhängende Story verpackt. Ihr könnt hierbei nämlich nicht etwa im Hauptmenü auswählen welchen Teil ihr zuerst spielt - das Spiel startet auf dem Boot Richtung Blood-Edward-Insel und geht am Ende des ersten Teils nahtlos über in die Geschichte von Another Code R. Verändert wurde im Bezug auf die Story im Remake dabei im ersten Teil nicht wirklich etwas. Worauf Fans der Originale sich aber freuen können ist, dass der zweite Part dann doch einige Twists und Änderungen mit sich bringt, die das Hauptmotiv der Story noch einmal etwas mehr zur Geltung kommen lassen. Und was sich auch geändert hat, sind diverse Rätsel, die für die Recollection komplett neu designed wurden.
Damit ihr euch das Leben auch bei besonders kniffligen Rätseln nicht zu schwer zu machen müsst, könnt ihr im Remake auf die ein oder andere Hilfestellung wie einen Kompass oder auch direkte Hinweise zurückgreifen, die ihr optional aktivieren bzw. verwenden könnt. Also keine Angst, ihr habt nicht eine nervige Stimme im Ohr, die euch irgendwann die Lösung zuflüstert, wenn ihr zu lange ansteht. Um die diversen Aufgaben zu lösen, müsst ihr nicht nur in Gesprächen genau aufpassen und eure Umgebung genau untersuchen, sondern auch euer DAS - was für Duales ANOTHER-System steht - einsetzen. Mit diesem könnt ihr nicht nur versteckte Collectibles in der Spielwelt einscannen, sondern auch Fotos von eurer Umgebung machen, die euch beim Lösen der Rätsel helfen können. Entweder könnt ihr euch so wichtige Punkte für später speichern, oder aber auch zwei Bilder übereinander legen. Das Gerät wird im Laufe der Geschichte noch um weitere Funktionen erweitert und wird so zu eurem treuen Begleiter.
Vor allem die optischen Neuerungen im Vergleich zum DS-Teil fallen in Another Code: Recollection besonders auf: Anstatt der Top-Down-Sicht des Originals steuert ihr Ashley durch von Grund auf neu gebaute 3D-Umgebungen, die ihr frei erkunden könnt. Das macht eure Umgebung nicht nur etwas greifbarer, sondern sieht auch einfach schick aus. An der einen oder anderen Stelle sind teilweise zwar ein paar Texturen nicht ganz so schön, aber jetzt nichts, worüber ich mich wirklich aufregen würde. Generell wirkt auf jeden Fall die ganze Spielwelt und das Geschehen wesentlich lebendiger und immersiver und das ganze ist sehr viel näher am Look & Feel des Wii-Titels dran, als an dem des Handheld-Titels, was dem Remake sehr gut tut.
Auch der Artstyle wurde im Vergleich zu den beiden Original-Spielen noch einmal etwas angepasst und für beide Teile der Recollection einheitlich angepasst. Das Remake punktet hier mit einem Cel Shading bzw. Wasserfarben-Look, der dem Spiel und der Umgebung wirklich schmeichelt und es wirklich gut aussehen lässt. Teilweise wirkt das Spiel dadurch fast wie ein interaktiver Comic. Außerdem wurden die Dialoge nicht nur dynamisch animiert, sondern sie sind auch alle vertont, was mich bei einem Rätselspiel mit Fokus auf die Story immer sehr freut. Es gibt nichts schlimmeres als sich stundenlang durch Textwüsten zu klicken, während im Hintergrund einfach nur ein bisschen Musik dahindümpelt. Die Synchro in Another Code: Recollection ist aber zum Glück richtig gut und gibt den Charakteren noch mal einiges an Extra-Persönlichkeit. Verfügbar ist sie dabei in Englisch und Japanisch.
"Another Code: Recollection nimmt seine Verantwortung als Remake mehr als bewusst wahr, erweitert das Gameplay um praktische Quality of Life-Änderungen und bringt vor allem optisch zwei Spiele ins Spotlight, die viel zu lange unter dem Radar vieler geflogen sind."
Dass mir die Story von Another Code so lange durch die Lappen gegangen ist, bedauere ich jetzt nach dem Remake noch viel mehr als vorher. Aber irgendwie dann auch wieder doch nicht, da es sich hierbei vermutlich um den aktuell besten Punkt handelt, um die Geschichte von Ashley frisch zu erleben. Another Code: Recollection nimmt seine Verantwortung als Remake mehr als bewusst wahr, erweitert das Gameplay um praktische Quality of Life-Änderungen und bringt vor allem optisch zwei Spiele ins Spotlight, die viel zu lange unter dem Radar vieler geflogen sind. Dass die Geschichte dabei automatisch chronologisch erzählt wird und man nicht wählen kann, mit welchem Titel man startet, tut dem Storytelling sehr gut und lediglich die Rätsel könnten für meinen Geschmack sogar teilweise noch einen Ticken herausfordernder sein. Andererseits wurde man so nie unnötig aus der Story gerissen, was auch wieder gut ist. Wer neugierig geworden ist, kann sich das erste Kapitel des Spiels als kostenlose Demo im eShop herunterladen, mit der man den Fortschritt auch in die Vollversion des Spiels übertragen kann. Ich kann es euch auf jeden Fall sehr empfehlen, da mal einen Blick reinzuwerfen.